The podcast episode discusses the misconception that autistic individuals do not need inclusion. The speaker highlights the challenges faced by autistic people in various institutions and emphasizes the need for understanding and acceptance. They suggest that if society were more tolerant and accepting, the need for diagnosis and specific support systems might decrease. The speaker urges listeners to remain curious and open-minded and invites them to share their stories and support the cause.
Hallo und herzlich Willkommen hier zum Podcast von Authentisch-Autistisch. Die Folge heute, Autisten brauchen keine Inklusion. Diesen Satz habe ich leider schon oft in verschiedenen Institutionen hören müssen. Ich selbst habe ihn allerdings auch schon oft gedacht und doch ganz, ganz anders gemeint. Wenn es in Schule, Kita oder Büro heißt, Autisten brauchen keine Inklusion, dann meint das meist, die Person funktioniert doch ganz hervorragend, da brauchen wir nichts zu machen. An die paar Dinge gewöhnt er sich schon. Verhätschen hat noch niemandem geholfen.
Es ist ja nicht so, als ob sie in einem Rollstuhl sitzen würde, oder? Unfassbar. Und dennoch Alltag. Ja, Autismus kann man nicht sehen. Und dennoch sind die Beeinträchtigungen da. Und sie sind anstrengend. Und sie tun weh. Und auf jeden einzelnen Tag. Zugegeben mal mehr und mal weniger. Abhängig vom Stand der eigenen Ressourcen und den Anforderungen der umgebenden Systeme. Das bringt mich zu dem Gedanken, den ich habe, wenn ich den Satz denke, Autisten brauchen keine Inklusion. Autistische Menschen brauchen Menschlichkeit.
Und das würde gleichzeitig auch allen anderen Menschen unglaublich gut tun. Denn unsere Welt ein wenig toleranter, offener, akzeptierender wäre. Vielleicht bräuchte es dann noch nicht mal die Diagnose. Oftmals wird eine kraftzehrende Diagnosestellung nur deswegen angegangen, weil in unseren Systemen erst dann die Hilfen abgerufen werden können, die autistische Menschen dringend brauchen. Was wäre, wenn es die Hilfen gar nicht bräuchte, weil das System so offen und flexibel ist, dass auch neurodivergente Menschen ihr Potenzial leicht und automatisch voll ausschöpfen und präsentieren könnten? Was wäre, wenn die sogenannten Hilfen einfach allen Menschen, die Unterstützung brauchen, zur Verfügung stünden? Tja, was wäre, wenn? Ja, das klingt nach Utopie, nach Zukunftsmusik, nach Träumerei.
Aber vor einigen Jahren klang es auch völlig utopisch, dass Männer Männer und Frauen Frauen heiraten dürfen, dass man sich unterhalten kann, obwohl man sich an unterschiedlichen Punkten auf dem Erdbein befindet, dass man in Blechkisten schnell von einem Ort zum anderen gelangen kann und und und. Lass uns neugierig und unbequem bleiben. Neurodivergente Menschen sind nicht die Systemsprenger, die Systeme sabotieren und sich nicht anpassen wollen. Es sind feine Seismografen, die Störungen, Passungsprobleme und Unflexibilitäten anzeigen. Wie ignorant ist es, solche Anzeiger zu Sündenböcken zu machen, zu behaupten, dein Problem, du passt hier nun mal nicht rein, du kannst das nicht, streng dich halt mal ein bisschen an.
Niemand käme auf die Idee, den Warnton eines Herzmonitors leise zu stellen, weil der sonst im Notfall immer so nervig piepst. Wobei ich sowas ähnliches tatsächlich erst vor Kurzem miterleben musste. Meine Fassungslosigkeit fand kaum Worte. Ich arbeite seit 25 Jahren mit Autisten, als selbst neurodivergenter Mensch. Ich kann in den Menschen selbst kaum Schwierigkeiten entdecken. Schwierig ist für mich höchstens das Drumherum. Aber ich werde nicht aufhören, der stete Tropfen Wasser zu sein, der unaufhörlich tropft, sich seinen Weg sucht und zum Handeln anregt.
Macht mit. Lasst uns an euren Geschichten teilhaben, teilt und verbreitet gern unsere Beiträge. Verweist auf uns und auf andere Tropfen. Bleibt neugierig. Und bis zum nächsten Mal. Tschüss!