Home Page
cover of Hirnforscherin Franca Parianen übers Teilen und Haben beim Dear Future Festival im Kulturpalast Dres
Hirnforscherin Franca Parianen übers Teilen und Haben beim Dear Future Festival im Kulturpalast Dres

Hirnforscherin Franca Parianen übers Teilen und Haben beim Dear Future Festival im Kulturpalast Dres

00:00-01:17:21

Kooperation heißt Überleben, zumindest aus Sicht der menschlichen Evolution. In dieser stürmischen Geschichte, die wir dicht gedrängt im gleichen Boot verbracht haben, war Zusammenarbeit gleichzeitig unser größtes Talent und unsere einzige Chance. Die Fähigkeit, die unser großes Gehirn erst möglich gemacht hat, genauso wie der Hauptgrund, warum wir es brauchen. Gemeinsam schultern wir Essen, Wissen, Krankheit und Care-Arbeit - allein sind wir ziemlich arm dran.

2
Plays
0
Downloads
0
Shares

Transcription

In this transcription, the speaker introduces Franca Parianen as the last guest of the Dear Future Dresden Sustainability Festival. Franca is a neuroscientist and science slammer who has written several books. The speaker discusses the importance of sharing and the benefits of understanding and empathy in society. They mention that humans are social beings and have a natural inclination to share and help others. The speaker also highlights the complexity of decision-making and the challenges of being socially responsible in an overwhelming world. They emphasize the importance of collaboration and cooperation for creating value and achieving goals. Herzlich willkommen! Einen wunderschönen Abend, liebe Leute. Ich sehe, der Saal füllt sich sehr schön. Einige sind dann doch trotz der vielen Straßenbahnen oder nicht fahrenden Straßenbahnen, Straßensperrungen gut zu uns gekommen. Das freut mich. Ich darf unseren letzten Gast des Dear Future Dresdner Nachhaltigkeitsfestivals ankündigen. Ich bin selber schon sehr, sehr gespannt und freue mich auf den Input von Franca Parianen, den ihr jetzt hier gleich auf der Bühne sehen werdet. Ganz kurz zu Franca. Franca ist Neurowissenschaftlerin oder Hirnforscherin, damit es nicht zu Verwechslungen kommt. Franca hat mir schon gerade eben noch gesagt, manche verstehen statt Neurowissenschaftlerin Eurowissenschaftlerin und stellen dann ganz andere Fragen. Also das wollen wir schon mal klären. Sie ist Hirnforscherin. Ich glaube, das versteht jeder. Und sie ist auch Science-Slammerin, war deshalb gestern auch schon hier zum Science-Slam, den wir in diesem Haus hatten und hatten eine sehr schöne Veranstaltung zusammen. Sie kommt aus Berlin und sie hat mittlerweile trotz sehr jungen Alters schon fünf Bücher veröffentlicht. Beeindruckt mich sehr, Franca. Und nicht nur das. Sie hat ja nicht nur veröffentlicht, sondern sie klingt auch teilweise sehr spannend. Wie zum Beispiel, das habe ich mir jetzt aufgeschrieben, ein Buchtitel ist, woher soll ich wissen, was ich denke, bevor ich höre, was ich sage? Und ein anderer Buchtitel ist, Hormon gesteuert ist immerhin selbstbestimmt. Das finde ich auch sehr interessant. Also ich habe ganz große Lust, die noch zu lesen. Heute geht es aber um zwei andere Bücher von ihr. Zwei aktuellere. Eines seht ihr gleich hier. Teilen und haben. Und das andere Buch, ganz frisch herausgekommen. Weltrettung braucht Wissenschaft. Das hat Franca gemeinsam mit anderen WissenschaftlerInnen geschrieben. Und ja, diese Bücher könnt ihr auch draußen nach der Veranstaltung erwerben. Sie kommen von einer lokalen Buchhandlung. Das heißt, sie unterstützt gleich noch lokale Buchhandlungen hier und könnt gerne auch etwas mitnehmen. Im Nachgang. Franca verpackt große gesellschaftliche Fragen. Sehr, sehr prägnant, präzise. Ihr seht, das Buch hier zum Beispiel ist sehr, sehr schmal. Also für ein wissenschaftliches Buch wirklich ein sehr kleines Format. Hat den Vorteil, dass man sich wirklich sehr gut und sehr schnell reinfindet. Und es ist ja zum Beispiel eine sehr schöne Urlaubslektüre. Auch ein kleiner Witz am Rande für diejenigen, die das Buch schon gelesen haben. Wenn ihr es lest, versteht ihr es dann auch im Nachgang, warum sich das Buch vielleicht für eine Urlaubslektüre sehr gut eignen kann. Ja, warum haben wir Franca eingeladen? Wir haben in den vergangenen Tagen, also das Festival hat ja am 5. Mai schon gestartet, also seit Freitag letzter Woche, ganz viel darüber geredet, was Gemeinschaft für einen Mehrwert bringt, wenn wir vom gesellschaftlichen Wandel reden. Und ganz oft ist da auch die Frage des gemeinsamen Schaffens und auch des Teilens aufgekommen. Also welcher Mehrwert liegt darin, dass wir Dinge teilen? Und da passt natürlich auch dieser Ort hier sehr gut, die Zentralbibliothek der Stadt Dresden. Ja, ein Ort des Teilens. Hier wird Wissen geteilt, aber nicht nur das. Hier werden zum Beispiel auch Instrumente geteilt. Also wenn jemand von euch schon immer mal Lust hatte, Konzertukulele zu spielen, dann seid ihr herzlich eingeladen, die hier auszuleihen. Das ist auch möglich. Ja, und Gemeinschaft oder gemeinsam beisammensein, das wird auch hier geteilt. Der Ort ist ganz offen, frei für alle. Man braucht noch nicht mal einen Bibliotheksausweis, kann sich einfach hier aufhalten und sein. Ja, ich will gar nicht viel mehr reden. Ich bin schon sehr gespannt, was Franca sagen wird. Und ja, überlasse die Bühne dir. Applaus für Franca. Hallo, schön hier zu sein. Schöne Einleitung auch. Sie haben es schon gehört, es geht um Neurowissenschaften. Das sind die mit den bunten Bildern. Neurowissenschaften klingt immer so schön, wenn man das sagen kann. Das klingt nach Forschung, das klingt nach Medizin. Man kann den Doktortitel machen. Zusammengefasst, meine Eltern haben keine Ahnung, was ich mache, aber sie sind sehr stolz auf mich. Gut, wenn ich dann so ein bisschen aushole und sage, soziale Neurowissenschaftler, wir beschäftigen uns mit so Sachen wie Verständnis und Mitgefühl, ändert sich das Bild immer so ein bisschen. Ich weiß gar nicht warum. Was machen wir wirklich? Naja, wir gucken uns die Gesellschaft an. Wie kommen Menschen miteinander klar? Wie gehen die miteinander um? Warum teilen die ihr Essen auf Instagram? Wir konzentrieren uns dabei aber nicht so sehr auf dieses große Ganze, als auf das einzelne Individuum. Hat für uns den Vorteil, dem kann man den Scanner schieben, dem kann er E-Giftkarten aufsetzen. Ist aber so ein bisschen die einzige Ebene, die wir verstehen. Und wir hoffen halt, dass wenn wir die erstmal verstanden haben, wir uns dahin vorarbeiten können, wo es richtig kompliziert wird. Warum macht man sowas? Naja, wir sind Neurowissenschaftler. Wir wollen den Menschen verstehen, wir wollen das Gehirn verstehen. Und was ist der Mensch, wenn nicht ein wahnsinnig soziales Wesen? Ist jedenfalls nicht so, dass wir evolutionär sonst allzu viel zu bieten hätten. Aber klar, die allererste Frage, die man sich dabei stellt ist, ist er das sozial? Immerhin haben wir eine ganze Menge soziale Herausforderungen und an den meisten scheitern wir auf die immer gleiche Art und Weise. Auch der Zustand unseres Planeten lässt sich heutzutage immer schlechter ignorieren. Tatsächlich sind wir im Moment in der Situation, wo sich seit letztem Mal erstmals die Mehrheit der jungen Menschen lieber in die Vergangenheit zurückwünscht, als dass sie in der Zukunft leben will. Das war vor zehn Jahren noch ganz anders aus. Und auch unser Vertrauen in die Regierung, was daran zu ändern, lässt ein bisschen zu wünschen übrig im Moment. Wenn man sich anguckt, das Vertrauen ins Krisenmanagement der Regierung seit April 2020 bis Januar 2022 ist ungefähr auf ein Drittel des Ursprungswertes. Und auch um den sozialen Zusammenhalt machen sich ziemlich viele Menschen Sorgen. Tatsächlich hat sich die verdoppelt, besonders bei Müttern nebenbei bemerkt. Wo wir gerade so gerne über Muttertage reden und so. Anders gesagt, wir sind fertig. Die Welt ist anstrengend und es ist eigentlich kein Wunder, dass wir uns seit ziemlich langer Zeit schon Gedanken über die Frage machen, ob Menschen jetzt wirklich im Grunde gut sind, oder das Menschenwolf, oder mehr so Affen, oder ob das Leben nicht einfacher wäre, wenn wir das mit dem Sozialsein gar nicht erst versuchen. Also, was sagt die Wissenschaft? Die Wissenschaft sagt, es ist kompliziert. Ich weiß, das sagt sie immer, aber in dem Fall stimmt es ja auch einigermaßen. Die Welt ist kompliziert, alles leuchtet und blinkt, überall sind Menschen, und man muss darauf ständig Antworten formulieren, noch bevor die genervt ins Bett gehen. Wir stellen uns das gerne so vor, dass es da so einen Panel gibt in unserem Kopf, das Entscheidungen trifft, und das ist auch eine super hilfreiche Vorstellung, aber in unserem eigenen Kopf ist es natürlich eigentlich dunkel. Da ist niemand. Es gibt keine Geräusche, keine Lichter, es gibt nur diese Neuronen. Und alles, was die können, ist feuern oder nicht feuern. An oder aus. Nullen und Einsen. Rein theoretisch heißt das, dass euer Gehirn mehr Programmiersprachen spricht als ihr. Rein praktisch heißt es aber auch, dass es sich sehr leicht verwirren lässt. Hier. Wer merkt schon, dass das Bild ein bisschen komisch aussieht wahrscheinlich? Genau. Aber wer hätte gedacht, dass es so ist? Das große Ganze kenne ich, sagt sich das Gehirn, verwirre mich nicht mit Einzelheiten. Ein anderes schönes Beispiel ist das hier, das kennen bestimmt schon einige. Wer sieht das Kleid in weiß-gold? Wer sieht es in schwarz-blau? Und wer ist überrascht, dass ich gefragt habe? Für einige habe ich jetzt schlechte Nachrichten. Das gleiche Kleid. Das Kleid ist eindeutig schwarz-blau. Genau. Hatte mal kurz Murmeln. Was haben die Nachbarn so mitgekriegt? Tatsächlich sehen wir das ganze Ding sehr unterschiedlich. Und ich selbst gehöre auch zu den Menschen, die es in weiß-gold sehen, und ich kann da nichts dran ändern. Ich kann meinem Gehirn nicht sagen, dass es anders ist. Das hört nicht auf mich. Warum ist das so? Naja, es ist nämlich so, bei Gegenständen, die im Gegenlicht sind, dass unser Gehirn dann Blautöne rausrechnet. Das ist für uns sehr praktisch, wenn wir zur blauen Stunde betrunken nach Hause laufen, und dann nicht denken, irgendjemand hat die Stadt blau angemalt, sondern wir wissen, das sieht jetzt blau aus. Die Häuser sehen blau aus. Das ist eine optische Täuschung. Aber der Schwellwert, wo das Gehirn merkt, jetzt ist es eine optische Täuschung, ist bei jedem Menschen ein bisschen unterschiedlich. Das heißt, eigentlich gibt es eine relativ klare wissenschaftliche Erklärung. Der könnten wir zuhören. Oder einfach komplett ausrasten. Justin Bieber sieht das ganze in schwarz-blau. Kim und Kanye sind sich uneinig und jetzt getrennt. Und Taylor Swift ist confused und scared. In Großbuchstaben. Heißt, wir haben alle eine sehr unterschiedliche Wahrnehmung, und wir müssen uns auf eine einigen, ansonsten werden wir sehr aggressiv. Das ist nicht einfach. Wie funktioniert das? Wenn die Wissenschaft versucht, das rauszufinden, versucht sie eben wieder, sich auf kleine Sachen zu konzentrieren, Sachen, die wir verstehen können. Einzelne Situationen. Bei Teilen und Haben ist das, geben Menschen was ab. Den Versuchsaufbau kennen bestimmt viele, das Diktatorspiel. Wir haben eine Person, die sitzt in einem Raum, kriegt 10 Euro zugesteckt, und jetzt ist die Frage, möchtest du eine andere Person, die du nicht kennst, nie wieder sehen wirst, was davon abgeben? Wäre total merkwürdig, warum sollte man sowas machen? Und doch, Menschen geben was ab. Im Durchschnitt licht 3 Euro. Also nicht ganz fair, aber immerhin. Fast niemand gibt nichts. Und nicht nur das, wir sind sogar glücklich, während wir das geben. Das kann man im Gehirn sehen. Warm Glow nennt sich das. Und das ist eine tolle Sache, weil Sachen, die uns glücklich machen, das machen wir uns ohne Mühen immer wieder. Schokoriegel prokrastinieren wir nie. Das war schon mal ein gutes Zeichen, hat uns total überrascht, und es war eindeutig besser als unsere Idee vom Homo economicus, der nur eigennützig rationale Entscheidungen trifft und das Geld natürlich nicht abgeben würde, sondern wie 10 Euro in eine kleinere Immobilie investieren. Jetzt war die Frage, warum geben Menschen was ab, zum Beispiel über die Art, wie wir mit Gefühlen umgehen. Vor allem den Gefühlen anderer Leute. Dabei ist uns nämlich aufgefallen, dass wir nicht nur die Gesichtsausdrücke anderer Leute imitieren, sondern zum Teil auch deren Emotionen spüren können. Das kann man im Gehirn sehen. Zum Beispiel, wenn man euch Bilder von sehr traurigen kleinen Kindern zeigt. Dann sieht man im Gehirn Trauer. Das heißt, wenn euch jemals jemand gesagt hat, geteiltes Leid ist halbes Leid, aber das Gute ist, das funktioniert auch mit positiven Gefühlen. Instant Glück. Das heißt, teilen kann sich schon deswegen lohnen, weil sich dann andere gut fühlen und dann fühlen wir uns gut. Wunderbar. Und die Emotionen sind nur eine Ebene. Dazu kommen auch noch die Gedanken, oder unsere Gedanken über die Gedanken der anderen. Die Perspektivübernahme, auf die wir uns als Spezies so viel einbilden. Dazu ist es immer so ein bisschen so eine soziale Fähigkeit, die unterschätzt wird. Aber tatsächlich bringt uns das größte Mitgefühl nichts, wenn wir die Bedürfnisse des anderen kognitiv nicht verstehen können. Um das hinzukriegen, brauchen wir so wichtige Fähigkeiten, wie uns selbst im Spiegel zu erkennen. Erkennen, dass wir ein Individuum sind, mit eigenen Gedanken, die nicht für alle gleich zugänglich sind. Die Gehirnareale, die wir dafür brauchen, brauchen wir auch für so wichtige Fähigkeiten, wie aufmerksam zuhören, ein konstantes Selbstbild entwickeln und ganz, ganz doofe Ideen unterdrücken. Bevor wir das alles können, kommen wir eigentlich nicht mal mit uns selbst besonders gut klar. Aber später, wenn wir eben groß und erwachsen sind, oder mindestens drei Jahre alt, erlauben sie uns die kognitive Empathie, die uns zum Beispiel auch erlaubt, rauszufinden, wenn andere Leute Schmerzen haben, auch wenn wir es nicht am Gesicht sehen können. Oder mit der wir vorher sagen können, wie unsere Aktionen andere Leute beeinflussen. Und auch aus der Sichtweise kann es eben Sinn machen, zu teilen, weil wir ja nicht wollen, dass andere Leute traurig sind. Weil wir eben vorhersehen können, wie die anderen sich fühlen werden, wenn wir alles kriegen und die nichts. Abgeben passt sowieso auch besser zu unserem Selbstbild, von dem wir immer eher wollen, dass es ein positives ist. Manchmal positiver als angemessen. Und es passt besser zu den Sorgen um unser Image. Wir wollen üblicherweise nicht schlecht vor anderen Leuten dastehen. Wer nichts gibt, wirkt geizig. Das wollen wir nicht. Also wieder besser teilen. Das ist einfach toll. Aus Gründen des Mitgefühls, des Verständnisses, aus Image- und Selbstbildgründen. Das klingt doch eigentlich alles ganz wunderbar. Wenn das so schön ist, dann müssen wir Leute ja gar nicht zwingend zuteilen. Dann brauchen wir ja gar nicht sowas wie Steuern und so. Das schreckt Menschen vielleicht lieber ab. Vielleicht sollten wir uns einfach auf die sozialen Fähigkeiten des Menschen verlassen. Wenn euch das Suspekt vorkommt, seid ihr damit nicht alleine. Das haben sich da nämlich ziemlich viele Forscher auch gedacht. Das Versuchsausbau kommt mir komisch vor. Lasst mal ein bisschen was daran ändern. Lasst diese Schuldgefühle ein bisschen abnehmen. In dem einfach sagen, der Computer hat unfair entschieden. Ihr müsst schnell genug auf den Knopf drücken, der das ändert. Ihr glaubt gar nicht, wie viel Zeit die Leute auf einmal haben. Oder der Computer hat es unfair gemacht, aber ihr könnt gucken, ob es noch Alternativen gibt. Ihr glaubt gar nicht, wie eilig es die Leute auf einmal haben. Oder wir machen mal, was ein echter Diktator machen kann. Wir geben auch die Möglichkeit, anderen Leuten Geld wegzugeben. Auf einmal geben wir viel weniger. Soll der andere doch froh sein, dass wir nichts klauen. Auch wenn wir nur geben, weil uns zwei Forschende sehr neugierig dabei zugucken, freuen wir uns auf einmal viel mehr, wenn sie weggucken und wir uns was in die eigene Tasche stecken können. Aber eigentlich braucht diese ganze komplexe mentale Akrobatik gar nicht. Es reicht schon immer wieder zu fragen. Wollen Sie was abgeben? Wollen Sie was abgeben? Wollen Sie was abgeben? Irgendwann sinkt die Bereitschaft zur Großzügigkeit. Kann jeder zweite Straßenmagazin-Verkäufer in der U-Bahn bestätigen. Und das ist ein bisschen das Problem. Im realen Leben sind die seltensten Situationen so klein und überschaubar klar umrissen. Unser reales Geld verteilen wir auf irgendwelchen Weltmärkten. Es liegt auf Gemeinschaftskonten, besteht auf Gehältern. Es ist also eine viel überforderndere Situation. Und in überfordernden Situationen verlieren wir relativ schnell die Orientierung. Das fängt ja schon an, wenn wir im Alltag versuchen sozial zu sein. Und dann vor dem Bio-Regal stehen mit der Frage, ob Soja jetzt nochmal schlimmer war als Mandel. Aber was ist, wenn das eine in der Mischplastikverpackung steckt, aber das andere nicht. Aber das eine kommt von lokalen Kühen in der Plastikflasche. Und so weiter und so fort. Alle Entscheidungen sind unglaublich kompliziert. Und man kann es uns eigentlich nicht vorwerfen, dass wir relativ häufig aufgeben. Die Alternative ist, sich ständig emotionaler Überforderung auszusetzen. Und das macht uns tatsächlich nicht unbedingt sozialer. Compassion Fatigue nennt sich diese Überforderung. Und im Zeitalter der sozialen Medien nimmt sie natürlich zu. Das heißt, dieses Diktatorspiel mit seinen klar umrissenen Grenzen, das funktioniert für manche Situationen. Das funktioniert gut für Familien, für Spenden, wo wir viel zuverlässiger sind, für klar umrissene Katastrophen. Am besten solche, wo man genau weiß, was man geben oder tun muss. Das ist, wo wir Spendenrekorde brechen. Das ist, wo das THW rauskommt und wir Hilfsbereitschaft entdecken. Wo Menschen kilometerweit sogar ins Katastrophengebiet rein pilgern, um anderen Leuten zu helfen. Ausnahmesituationen oder eben soziale Nähe. Aber unseren Alltag können wir auf solchen Konzepten nicht aufbauen. Was also dann? Wie macht man Menschen sozialer? Gehen wir zu den Anfängen. Wenn Wissenschaftler nicht weiter wissen, was sie machen sollen, dann gucken sie sich immer gerne kleine Kinder an. Weil die unseren Vorfahren wahrscheinlich eine Nummer ähnlicher sind, als der handelsübliche Steuerberater. Wie ist das mit kleinen Kindern? Geben die gern was von ihren Keksen ab? Naja. Geht so. Interessanterweise heißt das aber nicht, dass ihnen ihre Mitkinder egal sind. So da hinten, wir reden von Kindern, die ungefähr so drei sind. Das heißt nicht, dass uns die Mitkinder egal sind, selbst in dem Alter. Sondern, was wir wollen, ist das Szenario, wo beide einen Keks haben. Sozial, ohne auf irgendwas verzichten zu müssen. Ha. Gut. Jetzt kann man sich fragen, ist das wirklich sozial? Wenn ich doch gar keinen Verzicht habe und so. Na toll, die Beste aller Welten können wir alle wollen. Es macht aber Sinn, wenn man ein bisschen weiter guckt, was diese Kinder sehr gut können. Wenn man sich nämlich mal den Vergleich anguckt mit den Kindern von unseren nächsten Verwandten und Timmy. Und die Frage, was kann Timmy besser? Wie man sich vielleicht vorstellen kann, ist das gar nicht so einfach, da was zu finden. Weil auch unsere nächsten Verwandten und sehr viele andere Tiere sehr, sehr schlau sind. Das heißt, man hat so eine große Testbatterie sich ausgedacht. Ursache-Wirkung-Zusammenhänge, planendes Handeln, Frustrationstoleranz, Werkzeuggebrauch, logisches Denken und Objektpermanenz. Also, dass der Ball immer noch da ist, wenn er hinter das Sofa rollt. Was davon kann Timmy wohl besser? Na, die Antwort ist nichts. Schon gar nicht die Frustrationstoleranz. Und was die Geschicklichkeit angeht, sind Orang-Utans die eindeutig Besten. Aber es gibt trotzdem was, was er den anderen voraus hat. Alles, wofür es mehr als eine Person braucht. Räuberleitern sind bei uns so allgemeingültig, dass wir dafür sogar ein Wort erfunden haben. Aber wir machen uns oft gar keine Gedanken, was dahinter steckt, alles an kognitiver Leistung. Dafür muss man sich mal den Vergleich angucken, hier. Man fragt zwei Schimpansen, die an einem Seil ziehen können, um den Obstkorb zu kriegen. Wenn nur einer zieht, rippelt sich das Seil auf, niemand kriegt irgendwas. Schimpansen sind nicht doof, die verstehen sofort den Versuchsaufbau, ziehen das Seil sofort an sich, haben sofort den Obstkorb, danach ist der Ranghöhere alles auf. Das Ganze funktioniert exakt einmal. Das, was kleine Kinder gut können, ist verstehen, dass von der Zusammenarbeit jeder profitieren muss. Und das ist, was es uns erlaubt, Zusammenarbeit aufrecht zu erhalten. Und gemeinsam schaffen wir eben Mehrwert. Das wissen wir nicht erst seit Henry Ford. Jeder Baum setzt auf Millionen Blätter, unser Körper auf Tonnenweise Zellen und das Gehirn auf Tonnenweise Neuronen. Außerdem ist Zusammenarbeit die Strategie für Tiere, die evolutionär alleine keine Chance hätten. So können zum Beispiel auch Menschen jagen, gemeinsam jagen, bei Tieren gegen die sie alleine keine Chance hätten. Zusammen kriegen wir Mammuts, alleine vielleicht eine Karotte. Und tatsächlich sieht man das auch noch, da wo Gemeinschaften weiterhin jagen und sammeln, dass das, was geteilt wird, vor allen Dingen das Fleisch ist. Und es gibt dafür noch einen guten Grund, nämlich das Risiko. Jagen ist riskant. Selbst in der besten Situation kommen selten alle erfolgreich zurück. Deswegen macht es Sinn zu teilen. Wenn wir mal nichts haben, haben wir immer noch was. Und tatsächlich setzt der Mensch auf diese Strategie seit Ewigkeiten. Jede Mission, jede Expedition funktioniert nur, weil wir wissen, wenn einer nicht erfolgreich zurückkommt, gibt es noch diverse andere. Wenn man Menschen in verschiedene Märkte investieren lässt im Experiment, einer wo man Risiken und Gewinne teilt und einer wo man groß abräumen kann, aber eben auch den vollen Verlust riskiert, dann investieren sie nicht nur besser, sondern auch rationaler in dem mit dem geteilten Gewinn und Risiko. Das heißt wir haben mehr Möglichkeiten, wieder machen wir Gewinn. Teilen ermöglicht Zusammenarbeit, Zusammenarbeit ermöglicht Mehrwert. Zusammengefasst, wer teilt hat mehr. Das gilt vor allen Dingen für Informationen, wo man immer mehr hat, wenn man sie teilt. Kein Wunder also, dass Menschen Informationen genauso sehr gerne teilen, wie sie Geld teilen. Wenn man im Experiment zum Beispiel Leuten hilfreiche Infos gibt, sind sie sogar bereit Geld dafür zu bezahlen, das weiterzugeben. Wie jeder weiß, der schon mal ein gutes Gerücht gekannt hat. Von Anfang an sind wir eigentlich Lernmaschinen. Wir nehmen auf, was die Menschen in unserer Umgebung machen, lernen davon, profitieren vom Wissen von Generationen und saugen das alles einfach so auf. Das ist es, was uns erlaubt hat, eine ganze Zivilisation aufzubauen, wenn jeder Einzelne von uns nicht mal genau weiß, wie Elektrizität funktioniert. Das ist auch das, was uns damals erlaubt hat, zu lernen, wie man das Fleisch am besten verteilt. Wie man es erhitzt, also all das, was uns überhaupt erlaubt, unser gigantisches Gehirn überhaupt zu ernähren. Dieses Gehirn hat sich im Laufe unserer Entwicklung verdreifacht und auch vom Anfang unseres Lebens muss es sich erst mal verdreifachen in den ersten paar Jahren. Und das bedeutet natürlich auch wieder eine Zeit, in der wir evolutionär noch hilfloser sind als sonst schon. Das macht auch wieder Arbeit und das ist auch was, was wir aufteilen müssen, mal mehr oder weniger geschickt. Tatsächlich braucht es weitaus mehr als zwei Leute, um Kinder großzuziehen. Wir brauchen Geschwister, Großeltern, Freunde, wer sonst noch so rumsteht. Das heißt, wir teilen Care-Arbeit, Nahrung, Wissen und Risiken und wir bekommen dafür alles, mindestens unser Gehirn. Aus der Perspektive macht die Strategie hier Sinn. Die Kinder bevorzugen die Variante, wo jeder einen Keks hat, weil Verteilung üblicherweise ein Teil von Zusammenarbeit ist. Und Zusammenarbeit ermöglicht Kekse für alle. Tatsächlich, wenn sie die Wahl haben, einfach nur selbst einen zu kriegen oder zusammenzuarbeiten, um zwei Kekse abzustauben, dann wählen sie lieber das, anstatt nur um sich selbst zu sorgen. Das heißt, wir sind sozial lange bevor wir großzügig sind. Und auch bei Erwachsenen gilt, bei Aufgaben, die wirklich bedeuten, dass wir zusammenarbeiten müssen, die wir nur gemeinsam bewältigen müssen, sind wir auf einmal viel weniger anfällig für die gleichen Ausreden. Und wo Großzügigkeit mit der Zeit nachgelassen hat, wird Zusammenarbeiten nur stärker. Es ist ein funktionierendes Konzept, bei dem unsere moralischen Grenzen auf einmal glasklar sind. Kein Wunder also, dass manche Leute Verteilung viel lieber diskutieren wollen als eine Frage von Geben, von Großzügigkeit, als eine von Arbeit und Zusammenarbeit. Gerade die Leute, die besonders viel haben. Aber wie sehr wir alle schon, warum es keine Selfmade Männer gibt, warum wir alle die ganze Zeit von anderen Leuten profitieren, sehen wir alleine schon an uns selbst, nämlich in unseren Augen. Jetzt können sich ja alle mal umgucken, die Nachtsatzpersonen, was hat die für eine Augenfarbe gerade, die dieses Ding nicht wissen. Ich löse mal auf, wir sind in Deutschland, es wird so eine Art Blaugrau sein. Aber was viel interessanter ist an unseren Augen, ist das Weiß. Wenn man sehen kann, ist es ziemlich einzigartig. Und es ist sehr, sehr nervig. Denn jeder kann sehen, wo wir hingucken. Was wir an Essen entdeckt haben, wem wir hinterhergucken, jetzt müssen wir uns Sonnenbrillen kaufen, es ist anstrengend. Aber wir können damit still kommunizieren. Wir können bei der Jagd sagen, du hier lang, ich da lang. Wir können im Meeting sagen, guck mal, der ist eingeschlafen. Und das war es unseren Vorfahren offensichtlich wert. Es war sinnvoller, Informationen zu teilen, als sie für sich zu behalten. Aber es klingt doch alles wieder eigentlich ziemlich gut und toll und wunderbar. Wenn das alles so schön ist, wie kommt dann das Böse in die Welt? Beziehungsweise, warum sind diese super sozialen Menschen nie in meiner Arbeitsgruppe? Oder in meiner Nachbarschaft? Etwas produktiver gefragt, was braucht Kooperation? Den ersten Punkt wissen wir schon, eine faire Verteilung. Tatsächlich sind Menschen bereit, Verteilungen, die sie unfair finden, auf ihre eigenen Kosten hin auszuschlagen. Also selbst wenn uns das mehr kostet. Auch das verwirrt den Homo economicus. Und auch Schimpansen würden nicht auf die Idee kommen. Aber was es mit uns macht, wenn wir über den Tisch gezogen werden, sehen wir hier. In der Studie spielt man ein Spiel gegen diesen netten Herrn. Und danach sieht man, wie seine Hand mit Nadeln gepikst wird. Genau, ne? Ist überhaupt nicht schön als Gefühl. Würde man auch wieder im Gehirn sehen, das sind so Areale, die man aus der Schmerzverarbeitung kennt. Wieder leiden wir buchstäblich mit. Jetzt machen wir das gleiche nochmal. Aber diesmal spielen wir nicht gegen den netten Herrn, sondern jemand, der die ganze Zeit betrügt und uns über den Tisch zieht. Und danach sehen wir die gleichen Nadelstiche. Das, was wir jetzt im Gehirn sehen, ist nicht das da oben, sind keine schmerzbezogenen Areale, sondern das. Wir lernen, sozial heißt nicht nett. Nicht jedes soziale Gefühl, mit dem wir uns anstecken, ist auch automatisch ein prosoziales. Man redet darüber immer sehr schlecht, über solche Gefühle wie Neid und so. Aber eigentlich hat jede kooperative Spezies auch immer ein starkes Gefühl dafür, wenn andere mehr abbekommen. Wir mögen einfach nicht das Gefühl, dass wir am meisten gearbeitet haben und jemand anders ist mit dem Hauptpreis nach Hause gegangen. Aber damit es zu solchen Situationen gar nicht kommt, braucht es natürlich auch noch etwas anderes. Es braucht faire Ausgangsbedingungen. Wir haben ja gehört, das, was uns eigentlich sozial gemacht hat, ist die Aussicht, dass die anderen sonst nicht mit uns zusammenarbeiten, wenn wir nicht sozial sind. Wenn wir dagegen selber das Schwert in der Hand haben und entscheiden können, werden wir auf einmal weitaus weniger gebefreudig als sonst. Sind wir im Moment in einer Situation, wo man Zusammenarbeit ausschlagen kann? Naja, sagen wir mal so. Das tolerierte Lohngefälle, also wenn man Leute fragt, wie viel mehr darf der CEO verdienen im Gegensatz zu den neu eingestellten Arbeitskräften, dann kriegt man je nach Land unterschiedliche Antworten, irgendwo zwischen dem Doppelten und dem Zwanzigfachen. Aber in jedem Land, in dem gefragt wurde, lag der tatsächliche Unterschied weit darüber. Das heißt, wir haben offensichtlich eine Situation, wo Leute ständig unter Bedingungen arbeiten, die sie eigentlich ausschlagen würden. Und es gibt kein unangenehmeres Gefühl, als zu denken, dass uns etwas zusteht und wir bekommen es nicht. Genau. Das BW hat jetzt die Wahl zwischen Ärger und Frustration. Auch bekannt als Continuance Commitment. Das ist, wenn wir nur noch bei unserem Arbeitgeber sind, weil es teurer wäre zu kündigen. Und man kann sich vorstellen, wie sich das auf unsere Motivation auswirkt, auf die Dauer. Eine schöne Studie dazu gibt es aus der Reisenfabrik Bridgestone, wo es gerade Gehaltsverhandlungen gab. Und man hat nachverfolgt, wie hart diese Verhandlungen waren und man konnte den Härtegrad der Verhandlungen an der Fehlerhaftigkeit der Reisen ablesen, die das Werk verließen. Das heißt, Unfairness kostet. Aber wieso kommt es überhaupt immer zu solchen Situationen? Was wir vorhin gesagt haben, waren ja so einfache Zusammenarbeiten von Menschenjagen zusammen oder so eine kleine Gemeinschaft. Aber tatsächlich sind wir ja nicht mehr unbedingt an diesem Punkt unserer Geschichte. Wenn man sich diese ganzen Millionen Jahre Menschheitsgeschichte anguckt, dann hat sich ja eine ganze Menge verändert. Vor allen Dingen auf den letzten Metern eigentlich. Auf den letzten paar tausend Schritten, als wir angefangen haben, sesshaft zu werden und damit auch weitaus mehr Besitz anzuhäufen. Gerade in der industriellen Revolution und heute noch mehr als früher. Und natürlich angehäufter Besitz schafft Probleme, was das Machtgefälle angeht. Hat schon Adam Smith gesagt, der zum Beispiel Monopole gar nicht nur ein Problem fand, um Preise zu erhöhen, sondern auch um Löhne zu drücken. Das heißt, wir müssen uns öfter zusammentun. Das ist wichtig. Nur gemeinschaftlich kommt man ans Geld. Und es liegt einfach Macht in Zahlen, darin sich zusammenzuschließen gegen die Leute, die jetzt den zivilisatorischen Fortschritt haben. Es liegt Stärke in Zahlen. Andere Sachen, die wir brauchen für Zusammenarbeit, ist ein Besitzverständnis. Nur wenn ich verstehe, dass es meins und deins überhaupt gibt, kann ich natürlich auch teilen. Es braucht sowas wie Bindung und Regelmäßigkeit, was es natürlich in der heutigen Arbeitswelt gar nicht immer so oft gibt. Es braucht Kommunikationszusammenarbeit, muss ausgehandelt werden. Manchmal wollen Leute mehr von uns, als wir uns das gedacht haben. Und dann ist die Frage, wie setzen wir uns durch in solchen Konfliktsituationen. Tatsächlich, wenn man das studiert, merkt man, dass die Situation, in der Menschen am unfairsten und ungerechtesten sind, die Situation ist, wo es einseitige Kommunikation gibt. Das ist noch schlechter als gar keine Kommunikation. Ein Phänomen auch bekannt als YouTube-Kommentarspalte. Und Zusammenarbeit braucht auch Vertrauen. Wir stellen uns Vertrauene mal sowas Romantisches vor, was man irgendwie in der Ehe oder mit Partnern entwickelt. Aber tatsächlich vertrauen wir den ganzen Tag auf tausende Sachen. Dass die Feuerwehr kommt, wenn wir sie brauchen. Auf die Handwerker, die dieses Gebäude gebaut haben. Den Statiker, der es konzipiert hat. Auf die Lehrkräfte, dass unsere Kinder noch da sind, wenn wir sie abholen wollen. Auf unsere Partner, dass sie das Gemeinschaftskonto nicht leerräumen. Und auf die Bäcker, dass sie uns das Croissant auch noch geben, nachdem wir ihnen schon 5 Euro rübergereicht haben, anstatt mit Quietschen und Reißen davonzufahren. Und natürlich auf Ärzte und Mediziner. Vertrauen ist ein Grundpfeiler unserer kompletten Zivilisation. Aber es sieht halt ziemlich oft so aus. Gemeinsam schafft man mehr. Aber wenn uns die anderen hängen lassen, sind wir platt. Das heißt, Vertrauen bedeutet ziemlich oft auch den Sprung ins kalte Wasser. Einfach in der Hoffnung, dass uns jemand entgegenkommt. Nicht? Schön. Wenn man das im Experiment ausprobiert, sieht es so aus. Eine Person kriegt Geld und kann es einer anderen Person überweisen. In deren Händen verdreifacht sich das Geld. Und die kann jetzt frei entscheiden, ob sie was davon zurücküberweisen möchte. Warum sollte sie das tun, könnte man fragen. Aber tatsächlich, wir wissen ja, Zusammenarbeit verstehen wir. Die Moral von Gemeinschaftsgewinn verstehen wir. Das heißt, diese Person wird sehr zuverlässig was zurückgeben. Und auch das versirrt wieder den Homo Economicus, der sicherheitshalber überhaupt nichts überwiesen hätte. Was auch heißt, er wäre an der Räuberleiter gescheitert und säße wahrscheinlich noch auf dem Baum. Es ist ein bisschen merkwürdig, dass wir unsere ganze Zivilisation auf einem Bild aufgebaut haben, das sie gar nicht hätte bauen können. Genauso wie es merkwürdig ist, dass wir über Verteilung eben immer als was sprechen, wo man am Ende weniger hat. Und vielleicht hat es damit zu tun, dass all diese Sachen, die wir mal geteilt haben, die überhaupt Wertschätzung bedeuten, heutzutage unterfinanziert sind. Stattdessen warten wir immer noch darauf, dass Reichtum irgendwie nach unten tropft. Aber die ganze Idee am Reichtum, das was uns richtig Spaß macht, dabei ist doch, dass wir Sachen haben, die andere nicht haben. Sie eben nicht mit dem Bus anreisen müssen oder dem 9-Euro-Ticket. Wenn wir dagegen armen Leuten Geld geben, geben die das sofort für Sachen aus, die der ganzen Gemeinschaft was bringen. Für Busse, für die öffentlichen Krankenversicherungen, für den lokalen Einzelhandel, für all das, was unsere Welt schöner macht. Geld tropft nie nach unten, aber es steigt nach oben. Das heißt, wir müssen uns einfach wieder auch darauf besinnen, dass wir es nur gemeinschaftlich nach oben schaffen, um endlich zu verstehen, wie wir unsere Ressourcen besser verteilen können. Was auch immer Individualismus behauptet, wir stehen und fallen als Menschheit gemeinsam. Besonders stark merkt man das auch nochmal bei den Gemeingütern. Sowas wie saubere Luft, Erde, frisches Trinkwasser. Die Sachen, die eigentlich einfach zu verteilen sind, weil sie allen zugänglich sind. Aber natürlich fällt es uns gerade da schwer. Obwohl wir wissen, dass Menschen Gemeingüter teilen können. Das wissen wir aus Indien, von chinesischen Bauern oder aus dem Pantanal. Überall betreiben Menschen Flächen gemeinsam. Selbst Flächen, die sogar im Privatbesitz sind. Aber der Interessenkonflikt ist natürlich klar. Bei Gemeingütern ist es so, dass wir uns manchmal einbringen und andere Leute nur davon profitieren. Wie soll man damit umgehen? Wenn man das im Experiment probiert, dann gibt man Leuten so einen Gemeinschaftstopf und sagt, wenn ihr da einzahlt, dann wächst dieser Gemeinschaftstopf an und das, was dann rauskommt, zahlen werden alle aus. Ganz egal, wie viel die ausgezahlt haben. Ideal wäre natürlich, wenn wir alle unser Geld reinwerfen. Aber für den Einzelnen kann es auch Sinn machen zu sagen, ich gucke mal, was die anderen machen und nehme mir einfach davon. Ob Menschen was einzahlen, hängt dabei sehr davon ab, was sie an Vermehrung erwarten. Klar, wenn das Ganze da drin millionenfach wächst, macht es Sinn, alles einzuzahlen, was wir haben. Und was wir von Verhalten erwarten, von anderen Menschen. Also wie ist das bei den Gemeinschaftsgütern, die wir tatsächlich als Menschen haben, mit unseren Erwartungen? Erwarten wir, dass sie sich vermehren? Und was erwarten wir, wie wir sich andere Menschen bei Gemeinschaftsgütern verhalten? Wir wissen schon, dass wir mit der Vermehrung nicht besonders gut sind. Dass wir also oft übersehen, was eigentlich wirklich mehr Wert schafft. Dabei gibt es tonnenweise Studien, die uns zeigen, wie wichtig Frühförderung ist. Was uns gesundheitliche Investitionen bringen, haben wir gerade erst gesehen, wie wichtig funktionierende Gesundheitssysteme sind. Aber in unseren ökonomischen Modellen kommt viel davon nicht so richtig gut vor. Nicht nur die sozialen Sachen, sondern auch oft die Ressourcen, die wir brauchen. Für unsere Steingärten und was wir auch sonst alles verkaufen. Aber auch der Output, also das, was kaputt geht. Und das kann natürlich zu blöden Rechenfehlern führen, wenn wir überlegen, wie wir mit den Grundlagen unseres Lebens umgehen. Dann brauchen wir erst Wissenschaftler, die kommen und uns vorrechnen, wie wichtig die Bienen sind, wie viel Geld der Amazonas einbringt, wie viel Geld wir sparen, wenn wir das Pariser Klimaabkommen einhalten. Oder was die Energiewende bringen würde, selbst wenn der Klimawandel nicht existiert. Das alles, bevor wir irgendwann einsehen, dass Klimaschutz vielleicht doch nichts ist, was einfach nur gemein ist und uns alles wegnehmen möchte, wofür sich das Leben lohnt. Dazu kommt, dass unsere Modelle manchmal so ein bisschen in der Zeit stecken geblieben sind. Das sieht man zum Beispiel hier, wenn man sich diese beiden Kurven anguckt. Wachstum und Emissionen. Das ist, wo viele unserer Sorgen herkommen. Denn diese beiden Kurven gehen die ganze Zeit ziemlich parallel. Wenn sie mal runtergehen, dann ist das wegen einer Wirtschaftskrise. Das ist für niemanden schön. Und daher kommt diese Vorstellung, dass unser Lebensstil sich unglaublich wandeln muss, wenn wir Klimaschutz betreiben. Und zum Teil stimmt das natürlich auch. Wir brauchen sowas wie Verzicht. Aber wir leben heutzutage trotzdem auch in einer Zeit ganz neuer Möglichkeiten. Gerade in den letzten Jahren, seit die Preise für Solarmodule kollabiert sind, die Effizienz von erneuerbaren Energien durch die Decke gegangen ist, haben es tatsächlich sehr viele Länder geschafft, Wachstum und Emissionen zu entkoppeln. Wir können also wachsen, ohne Emissionen zu produzieren. Deutschland gehört dazu. Das heißt, heutzutage muss niemand mehr pleite gehen, weil er irgendwie in E-Antriebe investiert. Das passiert aus völlig anderen Gründen. Dazu kommt noch dieser Teil. Das nennt sich der Carbon Dinosaur. Und man kann sehen, dass eben bei dem reichsten Prozent die meisten Emissionen sind. Das heißt, vieles von dem, was wir einsparen müssen, betrifft eben nur die obere Mittelklasse. Für den Rest von uns heißt es einfach, nur Sachen effizienter zu organisieren. Und das kann durchaus Vorteile bringen. Das kann unser Lebenswerden schöner machen. Das heißt, es gibt eigentlich eine ganze Menge zu gewinnen. Wir müssen die Natur nicht alleine retten, sondern zusammen, als Gemeinschaft, in der Hoffnung, dass sie uns was zurückgibt oder sich wenigstens nicht gegen uns wendet. Aber da gab es ja noch diese zweite Variable. Selbst wenn wir das für uns total klar haben, selbst wenn wir für uns wissen, ja, ich weiß ja, dass das alles gut ist mit Klimaschutz und so, wie ist das mit den anderen Menschen? Unsere Erwartungen an andere Menschen, wie die ausfallen, kann man ganz gut daran sehen, dass unsere Einzahlungen in das Gemeingut im Experiment stark abnehmen, weil man vorher sagt, denkt drüber nach, was die anderen machen. Auf einmal sagt man, Moment, andere Menschen mag ich nicht, vertraue ich nicht. Und dann zahlen sie lieber nichts ein. Das heißt, wir gehen so sehr davon aus, dass andere unsozial sind, dass wir präventiv selbst unsozial sind. Das ist kein funktionierendes System. Deswegen bei diesem Spiel tatsächlich Kinder weitaus besser abschneiden als Erwachsene. Aber vielleicht ist es kein Wunder, dass wir immer denken, dass wir die Einzigen sind, die uns bei der Arbeit einbringen. Weil so ein gewisses Grad an Selbstüberschätzung ist auch einfach menschlich. Wir sehen das an so Sachen wie, wo kommen die 41 Prozent der CDU her, bei 68 Prozent Wahlbeteiligung? Oder warum gibt es nuller Geburtstagskerzen? Niemand wird null Jahre alt, ihr Trottel. Oder wenn wir sowas sagen wie, Kroatien ist dieses Jahr der absolute Geheimtipp, weil wir das irgendwo gelesen haben. Und dann denken alle anderen, haben das irgendwie überhaupt nicht mitgekriegt. Die machen völlig willkürlichen Urlaub in Bottrop oder so. Es ist also auch nicht überraschend, dass wir denken, dass bei Gemeingütern wir am Ende die Einzigen sind, die sich einbringen, während wahrscheinlich alle anderen nur so tun. So sagen zum Beispiel die Mehrheit der Amerikaner, dass nur eine Minderheit an den Klimawandel glaubt, obwohl 66 bis 80 Prozent sind. Und wir sagen so Sachen wie, Deutschland kann das Klima nicht alleine retten. Um dann zu sehen, 2021 war unser Anteil am weltweiten Ausbau der Erneuerbaren 0,5 Prozent. Und wegen alleine und so. Das heißt, wieder aller Erwartung ist Klimawandel nicht so ein Thema, wo niemand seine Arbeit macht. Und das sollte uns trösten. In vielen Fällen können wir eigentlich Ressourcen besser verteilen. Es ist genug für alle da. Wir brauchen nur ein gewisses Vertrauen in die Gemeinschaft, in unsere sozialen Fähigkeiten und dürfen uns nicht so sehr am Individualismus festhalten. Aber klar, solche Sachen sind immer schwierig. Es ist eine Gratwanderung. Wir wissen schon, die Welt ist kompliziert. Und gerade in komplizierten Situationen tendieren wir immer zu stark vereinfachten Denken. Das heißt zum Abschluss gerade noch einmal, unsere Biases, also die gedanklichen Verzerrungen, die uns immer davon abhalten, in solchen Fragen klar zu sehen. Einmal im Schnelldurchlauf. Was sind das für Verzerrungen, die wir die ganze Zeit mit uns rumtragen? Da ist zum Beispiel die Status-Quo-Bias. Wir haben so eine Angewohnheit, immer jede Veränderung zu diskutieren, aber wenig in Frage zu stellen, in welchem merkwürdigen Ist-Zustand wir gerade sind. Da kommt das Temporal Discounting. Das bedeutet, dass wir oft Sachen, die in der Zukunft sind, nicht gut einschätzen können. Gerade Werte, die in der Zukunft sind. Oft auf Kosten der nächsten Generation. Das Shifting Baseline-Syndrom. Das bedeutet, dass wir jeden Ist-Zustand immer zum neuen Normal erklären und dann nicht merken, wenn wir auf einer rasant abfallenden Linie sitzen. Oder auch die Sunk-Cost-Fallacy, mit der wir, wenn wir an irgendeiner Idee erstmal viel investiert haben, an Zeit und Geld festhalten müssen, ganz egal, ob sie jetzt eine gute ist oder nicht. Dazu kommt die Optimism-Bias, mit der wir irgendwie glauben, dass schon alles gut wird, oder die Normalität sich irgendwie gewahrt wird. Es wird schon irgendjemand kommen und ein magisches Gerät erfinden, das alles CO2 aus der Luft saugt. Dabei wissen wir, dass 90% durch Einsparungen entstehen müssen. Ich habe in dem Buch zusammengearbeitet mit einer Klimatologin, die versucht durch Gesteinsverwitterung noch CO2 aufzunehmen. Aber das ist nur 10% der Lösung. Der Rest muss eben durch andere Dinge entstehen. Und wir haben ja die Möglichkeiten. Das Auszuklammern ist Realitätsverweigerung. Und auch das machen wir natürlich gern. Wir ignorieren gerne alle Informationen, die unsere eigene Sterblichkeit betreffen. Dazu kommt die Anchorship-Bias, mit der wir immer lieber Informationen mögen, die zu unserem Pfad passen, als solche, die uns komplett aus der Bahn werfen. Und zuletzt auch noch das Gruppendenken. Wir sind ja nun mal soziale Tiere. Wir wollen uns anpassen an die anderen um uns herum. Und das macht ja auch eigentlich Sinn. In den meisten Fällen müssen wir ja lernen, was sozial akzeptiert ist, nicht was praktisch ist. Aber die gute Nachricht daran ist, was sozial akzeptiert ist, kann sich ändern. Bilder, die vor kurzem sehr normal waren, können auf einmal sehr merkwürdig wirken. Man spricht auch vom Sisyphus-Effekt, wo so ein Thema gesellschaftlich immer wieder angeschoben wird, und es geht nicht voran. Und das ist ja auch das Problem, dass wir in den letzten Jahren, in den letzten Jahrzehnten, dass das Thema gesellschaftlich immer wieder angeschoben wird, und es geht nicht voran. Aber irgendwann ist ein Kipppunkt erreicht, auch im Sozialen. Und dann rollt der Stein. Und wir sind besser vorbereitet auf das, was danach kommt. Das ist eigentlich das Gute. Menschen können große Mengen an Stress ertragen, wenn wir irgendeine Art haben, damit umzugehen. Selbstwirksamkeit ist ziemlich oft das, was uns hilft, Stress als Herausforderung wahrzunehmen, und nicht einfach nur als Trauma, bei dem wir uns lieber hinter dem Sofa verstecken. Und damit haben wir eigentlich die Zusammenfassung. Wir haben soziale Talente. Wir können uns in Gefühle und Gedanken reinversetzen, sind oft erstaunlich hilfreich, spenden, wenn wir können, allein schon, um unser Selbstbild zu retten. Wir verstehen Zusammenarbeit besser als alles andere, teilen Care-Arbeit, Jagd, Wissen und Risiken. Auch wenn es uns nicht immer so leichtfällt, sozial zu sein, gerade wenn es um die Gemeingüter geht. Aber wir haben so viel wohl, dass wir zusammen kämpfen können. Und wir müssen uns doch nicht von dieser Überforderung aufhalten lassen, oder von unseren Biases, oder von der Idee, dass wer sozial ist, weniger hat. Und uns stattdessen darauf zu konzentrieren, was wir erreichen können. Vielen Dank. Vielen, vielen Dank, Franca, für den sehr, sehr schönen, bereichernden, sehr lustigen Input. Ich bin tatsächlich sehr traurig, dass es schon vorbei ist. Aber die Veranstaltung ist ja noch nicht vorbei. Ihr dürft Franca jetzt sehr gerne mit Fragen löchern. Und ich denke, ihr habt sicherlich einige davon. Ja, ich komme mal hinter. Ja, ich komme mal hinter. Vielen Dank für den wirklich extrem lustigen Vortrag. Dann muss ich gestehen, dass ich keine Frage habe, sondern weil es einen direkten Widerspruch zu einer Aussage in meinem Vortrag direkt vor Ihrem gab, dass ich dazu was sage. Und zwar an diese Statistiken, dass einige Länder jetzt mit Wachstum, also keine Steigerung des Ressourcenverbrauchs haben, obwohl sie wachsen. Da handelt es sich um den so genannten Wachstum. Und ich glaube, das ist eine Frage, da handelt es sich um den so genannten Rich Country Illusion Effekt. Also die Tatsache, dass die reichen Länder ihre schmutzigen Produktionen und Müllverwertung etc. halt in andere Länder auslagern. Studien zeigen, es gibt einfach nur Wirtschaftswachstum, was auch mehr Ressourcen absolut verbraucht. Zum Beispiel vom European Environmental Bureau gibt es eine sehr umfassende Studie von 2019, die ich empfehlen kann. Also ich weiß, dass es das auf jeden Fall auch gibt, eben genau das mit dem Auslagern, um dann zu sagen, aber was ist mit China? Ich habe mich für das auch noch mal unterhalten, mit den Klimaforschern, die sagten, dass es durchaus trotzdem eben neue Entwicklungen gibt, dass man schon sehen kann, dass es da Veränderungen gibt. Okay, aber ist auf jeden Fall interessant, kann man noch mal angucken. Und ich glaube auch grundsätzlich, dass wir erstmal Einsparungen brauchen. Also es ist jetzt nicht so, um zu sagen, ja, es funktioniert ja alles, wir können einfach weiter wachsen und wir können einfach alles genauso machen wie bisher. Was wir auch gestern gehört haben bei dem Science Slam, war ja, dass wir zum Beispiel unseren aktuellen Verbrauch überhaupt nicht hinkriegen können von den Ressourcen, die wir bräuchten, um Solarpaneele herzustellen für den kompletten Energieverbrauch, den wir jetzt gerade haben. Also auf jeden Fall würde ich auch verstärken, würde ich auch bestärken, dass wir sagen, Einsparungen ist das, was wir dringend brauchen und wir müssen uns fragen, welchen Konsum brauchen wir. Ich finde immer ganz spannend, dass es ganz viele Stellen gibt, an denen man einsparen kann, die eigentlich ja gar nicht wirklich wehtun. Im Moment bei den Autos ist es ja so, dass 70 bis 80 Prozent eigentlich nur für Wärme draufgehen und nicht für Bewegung vorwärts. Und dass wenn wir das ändern, wir schon mal Energie viel besser genutzt haben. Oder eben das Gleiche bei den Kohlekraftwerken. Also überall da, wo wir verbrennen, verschwenden wir ja auch tonnenweise Energie. Und dass es da diese Skalierungseffekte gibt, finde ich immer so toll, dass wenn wir das anders herstellen können, alle Energie, die wir in Sonne und Wind aufsammeln können, wird nochmal stärker eben, weil wir andere Verschwendungspotenziale wegschaffen. Oder zum Beispiel, dass 70 Prozent der Containerschiffe eigentlich nur Öl transportieren. Wenn man Öl nicht mehr transportieren kann, brauchen wir gleichzeitig sehr viel weniger Schiffe. Sowas finde ich immer total spannend aus diesem Selbstwirksamkeitsgedanken heraus, dass man eben sagen kann, dass jeder kleine Schritt, den wir schaffen, trotzdem auch das Potenzial hat, ein sehr viel größerer zu sein. Ich glaube, das war nicht Verzicht und weniger machen, sondern dass wir ganz andere Logiken brauchen. Und auch weg vom Geld. Und deshalb hätte ich doch eine Frage, weil ich weiß, dass man dieselben Experimente machen kann und wenn man sozusagen Geld ins Spiel bringt, also es reicht auch schon Geldschein an der Wand oder Geld thematisieren, die gleichen Kooperationsspiele zu unterschiedlichen Ergebnissen führen. Und mir ist aufgefallen, alle Beispiele waren mit Geld und mit Gütern, also das würde ich mir vorstellen, dass es teilweise auch dann anders läuft und vielleicht wissen Sie dann noch mehr Beispiele. Das ist lustig, weil das ist jetzt so eins, wo bei unserem Fachgebiet wir sagen, das ist ein Illusion-Effekt. Die ganzen Priming-Studien sind sehr wackelig davon, dass der Großteil nicht replizierbar ist. Und gerade bei diesen Sachen mit Geld, das war eine von den Studien, die man nicht replizieren konnte, die es einfach nur reicht, Geld zu sehen. Es gibt immer mal wieder so Ansätze, wo man das versucht, und grundsätzlich gibt es auch Studien mit Gütern. Ich meine, alles, was da mit den Kindern stattgefunden hat, hat natürlich mit Gütern stattgefunden. Es gibt auch Versuche eben zu sagen, ganz andere Gelder zu nehmen, also eben zu gucken, wie ist das in einem Land, wo das gleiche Geld viel mehr oder viel weniger wert ist. Und was ich gesagt habe mit den Gemeingütern, jetzt gerade bei den chinesischen Bauern und so, das waren viel Kooperativen, die eigentlich Werkzeuge geteilt haben. Und das hat einen großen Unterschied gemacht, dass sie tatsächlich gerade in so Situationen, die sehr ökonomisch knapp waren, mehr investiert haben, in so Werkzeuge für die Gemeinschaft, die dann aufgeteilt wurden, weil Leute sich dadurch halt Sicherheit verschaffen, die sie sonst nicht hätten, wenn sie alleine stehen würden. Dankeschön für die Antwort. Weitere Fragen oder Kommentare? Anmerkungen? Darf ich mal hier durchfuschen? Dankeschön. Danke auch nochmal für den unterhaltsamen Vortrag. Ich habe mich gerade gefragt, Sie haben ja die Grundlage von diesen ganzen Teilen und Nicht-Teilen erläutert. Wie erreicht man einen Menschen, von dem man jetzt wirklich weiß, eigentlich will ich mit keinem Fall irgendwas teilen. Haben Sie einen Tipp? Das ist echt schwer so. Am besten geht man in der Zeit zurück und fängt bei der Erziehung an. Aber es ist tatsächlich manchmal, wenn man so diese Linse wegnimmt von politischen Betrachtungen, hilft das. Es gibt zum Beispiel so eine Studie, wo man Amerikaner gefragt hat, welche Ungleichheitsverteilung fändest du denn an sich in Ordnung? Und hat dann eben rausgelöscht, zu welchem Land welche Verteilung gehörte. Und der Großteil, auch die Republikaner, alle wollten Schweden haben. Und wenn man das erstmal im Raum stehen hat, dass man gesagt hat, ach, das war so das, was dir eigentlich lieber ist, und jetzt guck mal, wie es eigentlich aussieht, dann ist das schon total interessant, weil jetzt hat man ein Feld geöffnet von, wie ich gerade sagte, mit dem, dass es in jedem Land größer war, der Unterschied zwischen, was der CEO verdient und was die einzelnen Leute verdienen. In jedem Land wurde das auch unterschätzt von den Leuten, was der durchschnittliche Unterschied eigentlich ist. Und wenn man Leute mal so fragt, einfach von, sag stopp, was du legitim findest, dann öffnet das auch ein bisschen die Gedanken, dass man plötzlich, ja, stimmt eigentlich. Also, einer verdient hunderttausendmal so viel wie der andere in dieser Minute. Wie merkwürdig ist das eigentlich? Wir haben eine blöde Tendenz, uns gerade in so politischen Linsen zu verfangen. Und wenn wir die aufweichen können, das hilft immer schon total. Aber klar, auf jeden Fall brauchen wir auch einfach allgemein stärkeres Bewusstsein, dass wir sagen, was bringt uns Zusammenarbeit eigentlich. Und im Moment haben wir trotzdem noch so Diskussionen, die sehr biased sind in Richtung, wir haben gerade hier kein Potenzial für die Kindergrundsicherung, dass man sowas überhaupt in den Raum stellen kann. Also, dass wir bei manchen Sachen immer diskutieren, wie viel kostet das, und bei anderen Sachen nie. Das finde ich ist auch ein wichtiger Punkt, dass man das öfter mal betont von wegen, warum haben wir das jetzt da nicht diskutiert, warum jetzt wieder da? Und ich finde, das findet noch zu wenig statt, dass das oft einfach hingenommen wird, dass bei manchen Dingen die Kosten diskutiert werden müssen und bei anderen nicht. So wie man irgendwie denkt, die Bahn müsste grüne Zahlen schreiben, aber niemand fragt, warum die Autobahnen kein Geld einbringen. Bzw. zu wenig Geld. Weitere Fragen, Anmerkungen? Du? Ja, gerne. Dankeschön. Wo mir noch der Gedanke kam, wie sehr uns das gegenläuft, dass der Mensch ein Gewohnheitstier ist, weil ich merke immer wieder bei dieser ganzen Veränderungsdiskussion, dass man halt viele hat, die sehr fortschrittlich und progressiv schnell denken, aber genauso viele haben, die in die andere Richtung schlagen. So, das war doch die letzten 50 Jahre gut. Warum ist das seit gestern anders? Warum ist mein Verbrenner nicht mehr top? Das war doch 50 Jahre mein Statussymbol. Und dass uns einfach dieser Wandel jetzt zu schnell kommt, weil wir den ja auch zu spät angefangen haben. Gibt es da auch irgendwas, was uns so für diesen Gewohnheitstier, dass wir nicht so flexibel sind in vielen Sachen, dann ab einer gewissen Zeit noch im Weg steht? Ich überlege gerade, welche Studien am besten passen. Es gibt zum Beispiel eine Studie, früher dachte man ganz lange, es gäbe so ganz viele Studien, früher dachte man ganz lange, es gäbe so ganz total verschiedene Werte, die Konservative jetzt haben gegenüber Linken und dass man da überhaupt gar nicht auf einen Nenner kommt. Aber jemand anders hat sich mal diverse politische Themen angeguckt und geguckt, wie die gesellschaftliche Bewegung dahin ging. Und ein spannender Punkt war, dass die Werte, die am universellsten sind eigentlich für Linke und Rechte, waren Gerechtigkeit und Do no harm. Niemandem Schaden zufügen, niemanden verletzen. Und dass je mehr Debatten angenommen werden, so in diesem Bereich, desto größer ist die Chance, dass man noch mal gesellschaftlichen Konsens entwickelt, obwohl es eigentlich vorher auseinander ging. Während andere Sachen wie eben Autorität oder Tradition und so sind sehr schwer zu diskutieren. Aber wenn man sich darauf konzentriert, hat man die größere Chance, auf jeden Fall Leute noch mal zu erreichen. Und der Gewohnheitsteil ist natürlich auch überhaupt nicht einfach. Wir mögen Sachen einfach immer gerne so machen, wie wir wollen. Und was wir auch gehört haben mit dem Selbstbild und dem Weltbild, das ist auch total wichtig. Man muss sich nicht annehmen als jemand, der grundsätzlich Sachen gut macht. Und da ist natürlich auch wichtig, Leute nicht zu verlieren. Aber du machst alles falsch und es geht gar nicht, sondern irgendwie Brücken zu bauen von wir zusammen machen jetzt was besser. Und nicht dieses Verachtende da unterzubringen, wo man manchmal selber auch reinfällt. Okay, ich habe auch eine Frage. Und zwar, du hast ganz zu Beginn oder relativ am Anfang eine Studie vorgestellt, wo jemand 10 Euro bekommen hat und der konnte oder die Person konnte dann so viel abgeben, wie sie wollte. Und du hast gesagt, im Schnitt sind das so 3 Euro, die die Leute geben. Das heißt natürlich, manche geben 2, manche geben 5, manche 8. Woran liegt das, dass manche 2 1 Euro geben und manche aber 8? Ist das Erziehung? Ist das Charakter? Ist das kulturelles Umfeld? Es gibt einen spannenden Einfluss von Erziehung auf jeden Fall. Das ist eine meiner Lieblingsstudien zu dem Thema, weil es hier so einen schönen Dreh hat. Da hat man sich angeguckt, wenn Kinder vorher was spielen, wo sie gegeneinander spielen und wenn sie was spielen, wo sie gemeinsam den Gewinn erreichen mussten. Erstmal hat man herausgefunden, dass sie das Miteinanderspielen sehr viel weniger stressig fanden. Es gab viel weniger Kinder, die das Experiment abgebrochen haben und zu ihren Eltern rennen. Das wissen die auch immer, wenn sie es irgendwie anstrengend finden. Und man sieht das auch in den Videos. Also die Kinder, die gegeneinander spielen, so ein Murmelspiel. Und dann die beiden wieder Ja, komm schon jetzt! Das war total schön, das zu sehen. Und danach hat man eine Teilaufgabe gegeben und die Kinder, die vorher Zusammenziel erreichen mussten, haben viel mehr erreicht, gemeinsam. Also haben auch viel mehr geteilt, sogar mit anderen Kindern, die daran gar nicht beteiligt waren. Was ich aber einen spannenden Punkt finde an dem Ganzen, damit die überhaupt diese Studie machen konnten, mussten die eine Spiele-Designerin beauftragen, die ein Spiel designt hat, wo beide an einem Strang ziehen mussten. Wenn man mal so überlegt, was hat man so in der Spielebox? Wie viele Spiele sind das eigentlich, wo wir tatsächlich an einem Strang ziehen? Wie viele Situationen sind das? Und das ist schon krass, dass wir sehr stark eigentlich auf Konkurrenz ausgerichtet sind. Weil ich erkenne vielleicht auch die Geschichte von Monopoly, dass die Erfinderin von Monopoly ja eigentlich zwei Versionen gemacht hatte. Eine, in der man zusammenarbeiten muss, und eine mit diesem System, wo eine Person immer reicher wird und die andere immer frustrierter. Und was sie uns damit zeigen wollte, ist Guck, das ist ein frustrierendes System und so sollte die Welt nicht aussehen. Und was hat die Welt gemacht? Oh ja, das ist gut! Lass nur noch das spielen! Kurz nachdem ihr das Mann geklaut hat und dafür den ganzen Credit und das Geld bekommen hat. Aber ich glaube, wenn wir davon viel mehr machen würden, also wirklich dieses, wie können wir zusammen Ziele erreichen, das wäre auf jeden Fall schon ein Riesenschritt vorwärts. Vielen Dank! Auf dem Weg kann ich schon mal kurz sein. Was nicht korreliert ist, was Leute behaupten, wie großzügig sie sind mit wie großzügig sie sind. Das ist eigentlich ganz witzig, weil beides sind einfach Fragen in einem Experiment. Jemand fragt, bist du großzügig? Und fragt dich danach, willst du was von 10 Euro abgeben? Wenn ich gut dastehen will, kann ich einfach zu beiden Ja sagen und es kostet mich schlimmstenfalls 2 Euro. Aber nein, die beiden sind nicht miteinander korreliert, was wir von uns denken oder behaupten und wie großzügig wir dann tatsächlich handeln. Sehr, sehr spannend. Bevor die nächste Frage kommt, möchte ich nur noch ganz kurz einwerfen, weil wir das auch schon so teilweise in anderen Vorträgen debattiert hatten und der Ulrich Schnabel, der zum Eröffnungs-Input hier war, der hatte auch noch einen interessanten Beitrag zu dieser Frage und zwar hat er gesagt, je mehr die Gesellschaften oder Gemeinschaften aufeinander angewiesen sind, umso mehr teilen sie auch und das waren dann auch so Kulturen, die tatsächlich eher 8 von 10 Euro abgeben würden, also wenn man das jetzt mal auf unser Geldsystem runterbrechen würde, weil ihnen einfach auch bewusst ist, okay, das ist total wichtig, dass es meine Nachbarn, meine Nachbarinnen gibt und es ist mir viel wichtiger, selber 5 Euro oder 4 Euro zu haben und deswegen gebe ich sogar mehr ab, als mir bleibt und das finde ich sehr, sehr spannend und auch die Frage eben damit verbunden, wie können wir es schaffen, dass unsere Kultur sich wieder in eine Richtung entwickelt, die viel mehr aufs Teilen schaut. Ja, genau. Das Minimodophilische ist auch in dem Burak-Nebensatz ein bisschen drin Gibt es diese kooperative Variante noch irgendwo zu finden? Ich habe es nicht gefunden. Es ist auch zu erwähnen, von wem es untergegangen ist. Zu kaufen und sowas auf keinen Fall. Ich glaube, die Regeln sind aufbewahrt irgendwo, aber wenn, dann nur in einem Museum. Ich habe auch nichts gefunden, als ich darüber gelesen habe, hier der Link zu dem Original, das wäre eigentlich nett. Das wäre super. Ja, noch eine Frage an Sie. Sie haben ja auch im Vortrag schön genannt, dass so Katastrophen und Schicksalsschläge immer wieder dafür sorgen, dass Menschen bereit sind, zu helfen, zu kooperieren, zusammenzuwachsen an der Stelle. Wo sehen Sie im Alltag das beste Potenzial, diese Bereitschaft zu wecken, was kann man vielleicht für kleine Dinge tun, die dafür sorgen, dass dieses Gemeinschaftsgefühl mehr wächst, und die Menschen wieder in der Gesellschaft? So eine Pandemie war eigentlich ein guter Anfang. Wenn man Situationen hat an sich, wo Leute aufeinander angewiesen sind, bei uns in Neukölln war es am Anfang tatsächlich auch so, dass die Liste von freiwilligen Helfern immer viel, viel länger war, als die Liste von Leuten, die Einkaufshilfe brauchten. Also ich war auch drauf. Ich habe, glaube ich, in drei Monaten einmal einen Anruf gekriegt. Oder eben, als die Ukraine-Geflüchteten ankamen am Bahnhof, da war es auch so, dass man tagelang sich eigentlich eintragen konnte und gesagt hat, wir brauchen niemanden, wir brauchen niemanden. Und bis am Ende waren da so viele Leute die ganze Zeit, auch aus allen verschiedenen Altersgruppenschichten und so. Ich glaube, diese Situationen helfen so gut, weil da ist eine Katastrophe. Man sagt mir hier, das ist, was wir gerade brauchen, trag dich da in die Liste ein. Und so oft wollen wir eigentlich hilfreich sein, aber wo fängt man eigentlich an? Also wo kann ich überhaupt jemandem helfen? Vielleicht würde man im Alltag auch für andere Leute Einkaufshilfe übernehmen. Es gibt ja genug Leute, die darauf angewiesen sind, da gibt es keine Liste mehr, wo ich einfach sagen kann, hier, Nachbarschaftshilfe, ruft mich an, wenn ihr jemanden braucht. Ich glaube, oft machen wir es den Leuten so unglaublich kompliziert, zu sagen, ich will jetzt hilfreich sein. Man muss sich so lange committen, und dann muss man Teil von irgendeinem Verein sein. Verein zieht irgendwelche Leute an, die ständig was organisieren und E-Mails schreiben. Das Leben wird plötzlich wieder sehr anstrengend. Und oft wollen wir eigentlich irgendwas, wo wir hingehen können und einfach da direkt vor Ort hilfreich sein. Und gar nicht unbedingt das langfristig, sondern in diesem Moment. Das würde, glaube ich, helfen. Ich glaube, es ist auch ein wichtiger Punkt, dass man sagt, wir brauchen Räume, wo Menschen niedrigschwellig zusammenkommen können. Da gibt es ja die ganze Diskussion um dritte Orte. Also mein Haus ist der eine Ort, Arbeit ist der andere. Aber gibt es so einen dritten Ort, wie eine Bibliothek, wo Leute ohne Konsum zusammenkommen können und sich austauschen können. Und tatsächlich gibt es auch dazu ganz spannende Studien, wo man sich angeguckt hat. In Stadtvierteln gibt es ja eigentlich einen sehr großen Unterschied, auch von der Lebenserwartung her, vom ökonomischen Durchschnitt. Und Stadtnatur ist einer der Faktoren, die den verkleinern können. Weil die eben die Möglichkeit schafft, sehr niedrigschwellig Leute zusammenzubringen und gesünder zu sein und sich besser zu fühlen, ohne dass man buchen muss, planen muss, Geld bezahlen muss, all das Ganze drum und dran. Wahrscheinlich haben wir einfach zu viel Eigentum. Manche haben zu viel Eigentum. Ja, manche. Das war auch ein spannender Part in dem Input, den wir vorher hatten. Gibt es noch mehr Kommentare, Fragen? Ja, Harald. Sehr gern. In jungen Jahren, als ich studiert habe, habe ich viele Experimente gemacht mit Menschen. Ich will davon nicht erzählen, weil viele sind sehr lustig. Aber eines habe ich gemerkt. Je ärmer die Menschen in einer Stadt oder in einem Stadtteil waren, umso humorvoller haben sie es aufgefasst. Und je reicher die Gegend war, in der ich diese Experimente gemacht habe, wie zum Beispiel, habe ich mir eine Pudelmütze über den Kopf gezogen, habe mich verhalten wie jemand, der nicht alle Schüsseln im Schrank hat und habe in der Spielwarenabteilung auf dem Boden sitzen mit irgendeinem seltenen Feuerwehrauto. Da kamen dann Mütter, Kinder wollten das haben, die nehmen mir das weg und gehen damit zur Kasse. Ich nehme meine Pudelmütze ab, gehe hinterher und sage, gehen Sie immer so mit anderen Menschen um und dann gibt es Schimpfe. Mache ich dasselbe bei Woolworth, dann haben die sich entschuldigt Ich wollte für mein Kind auch mal was haben, zum Beispiel. Oder beim Straßenmusizieren. In armen Städten gab es mehr Geld für die gleiche Musik wie in reichen Städten. Das ist echt Wahnsinn. Reichtum macht uns arm. Es gibt tatsächlich eine Menge Studien, die genau in die Richtung zeigen, dass je wohlhabender Leute sind, desto unsozialer benehmen sie sich im Experiment. Das hat natürlich damit zu tun, aber tatsächlich gibt es das auch neben diesen ganzen ökonomischen Aspekten auf einer Theory of Mind Ebene, dass wir tendieren dazu, mehr Perspektivübernahme, mehr Gedanken zu investieren, um Leute zu verstehen, die auf der gleichen Stufe sind wie wir oder eben höher liegen. Und wenn ich die ganze Zeit von Leuten umgeben bin, die für mich diese Arbeit machen müssen, Stichwort Privilegien auch, wo die andere Person die ganze Zeit darauf achten muss, dann investiere ich selber nicht mehr die gleiche Arbeit. Das kann man dann auch im Experiment sehen, wo die Leute erst gar nicht die Mühe machen, sich richtig in die Person reinzudenken. Und wenn man dann sagt, in diesem Experiment sollen sie sich reindenken, das ist explizit die Ausgabe und es gibt eine Belohnung, dann geht es auf einmal wieder. Also es ist nicht so, dass unser Gehirn einfach ausschalten würde, sondern man macht sich tatsächlich weniger die Mühe. Und das ist ein Riesenproblem, wenn man sich auch gerade ankommt, so Leute wie Musk oder so, wo man auch mal sagen kann, stopp, wo das irgendeine Art von Konsequenzen hat. Weitere Fragen? Tschüss. Dann habe ich noch eine Frage, die mich sehr interessiert. Ich glaube, du baust das auch in deinem Buch aus. Und zwar gehen wir ja mit unseren Kindern oft so um, dass wir versuchen, ihnen das Teilen, immer wieder. Du hast es auch hier in Bildern dargestellt, dass es ganz wichtig ist, zu teilen. Und ihr, du hast jetzt die neue Schaufel im Sandkasten gehabt, jetzt ist mal das andere Kind dran. Und wir predigen das immer wieder und es ist uns wichtig, das den Kindern auch zu zeigen. Gleichzeitig aber, wenn jetzt meine Nachbarin mit dem neuen Auto ankommen würde und sagen würde, hier, schau mal, habe ich mir gerade gekauft, würde niemand erwarten, dass ich sage, ja super, schön, lass mich auch mal damit fahren. Und woher kommt das? Sind wir da irgendwie extrem zwiegespalten? Oder wieso predigen wir das eine und leben das andere? Ich glaube tatsächlich, manchmal, dass es auch damit zu tun hat, dass wir immer noch Schwierigkeiten haben, uns vorzustellen, dass Kinder Leute sind. Das ist ganz viel, dass man von Kindern Sachen verlangt, von sich anpassen, Sachen mitmachen, Dinge nicht entscheiden und so. Und die aus einer Erwachsenenperspektive unmöglich kritisiert werden vor anderen Leuten. Alleine auch die Situation von ständig benotet werden in der Schule. Also diese Vorstellungen, man selber müsste auf der Arbeit, wurde ständig abgefragt, weißt du noch exakt alles? Man müsste viel zu früh aufstehen und irgendjemand schleppt einen von A nach B. Also das sind ja alles so Situationen, wo man sagt, aus einer Erwachsenenperspektive, wir würden das nicht aussagen, das würde uns in den Wahnsinn treiben. Und bei Kindern denkt man irgendwie, wie wir die Welt gebaut haben und alles andere ist mörgelig und anstrengend und so. Manchmal ist es auch wirklich so, selbst mit den besten Intentionen. Ich weiß noch, wir hatten ein Seminar, wo es darum ging, gerade so frühkindliche Entwicklung. Und da war auch ein Video von einer Mutter, die ganz liebevoll ihr Kind eingecremt hat und alles drum und dran. Und das Kind schrie immer und sie weiß nicht, warum schreit es noch? Und das Handtuch lag einfach komplett auf dem Gesicht. Das Kind konnte nichts sehen die ganze Zeit und krabbelte und fängte. Und das war ein Schritt von Moment. Ich packe mich einfach in diese Situation selbst. Wie wäre ich? Oh stimmt, ich würde was sehen wollen. Was sehen wollen ist irgendwie besser als nichts zu sehen. Und ich glaube wirklich, das ist was, was wir uns viel abgewöhnt haben. Auch diese ganze Diskussion um Schreien lassen und so. Wenn ich mich nicht beruhigen kann, dann ist diese Forschung, dass niemand kommt und ich liege da ganz alleine einfach absolut furchtbar. Und trotzdem hat man Eltern das ganz lange eingeredet, dass das irgendwie die beste Herangehensweise ist. In Holland war das noch vor wenigen Jahren so, dass wir Eltern gesagt haben, es geht nicht darum, dass es dann hieß Moment. Aber Schreien ist doch wichtig für die Lungenentwicklung. Und das sind alles so Sachen, die wir wieder entlernen müssen. Es gibt ja jetzt ganz viele tolle Bewegungen und Sachen, wo Leute das besser machen. Also diesen sanften Parenting und so. Und alles bezieht sich eigentlich auf die Grundvoraussetzung von Ne, Kinder sind auch Menschen mit eigenen Bedürfnissen. Und ich meine, wir selber wollen eigentlich ungerne was abgeben. Also wenn wir so einen Weihnachtsbonus kriegen, wie du es schon gesagt hast, dann die Vorstellung, dass jemand sagt, das ist ja auch nett. Das ist ja total skurril. Und für Kinder, die haben ja so wenig eigentlich. Also zumindest gefühlt in diesem Moment, haben sie nur diesen einen Keks. Und wir können unsere Spenden wenigstens steuerlich absetzen. Danke sehr. Hier ist die nächste Frage. In deinem Vortrag vorhin, hast du darüber gesprochen, wenn wir unsere Lebensgrundlagen erhalten wollen, die wir gerade so fleißig am Zerstören sind, müssten wir uns mehr darauf besinnen, dass wir unseren Lebensstandard nicht unbedingt senken müssen. Ich vertrete die gleiche These, wir wollen uns wohlfühlen. Aber wie schaffen wir das, die begrenzten Ressourcen so aufzuteilen oder miteinander Dinge zu teilen, dass wir alle genug haben. Zumindest auf kommunaler Ebene, also auf Bundes- oder europaweiter Ebene denke ich nicht. Aber gibt es gute Konzepte, um auf kommunaler oder auf kleiner Stadtteilebene sowas praktisch anzuwenden, um es fortzumachen? Interessant. Ich meine, das 9-Euro-Ticket fand ich zum Beispiel, war schon mal auf jeden Fall ein Schritt in die richtige Richtung, dass wir überhaupt gemerkt haben, dass das Leben besser sein kann. Das hat ja richtig eine kleine Bewegung gegeben, wo die Leute plötzlich rumgelaufen sind, als das Ticket verkleidet, zum Teil in Berlin auf den Demos. Da hat es einfach plötzlich gesagt, ah ja, stimmt, das ginge ja auch. Und plötzlich stand diese Zahl im Jahr im Raum, wo man dachte, ach, das sind nur so und so viele Milliarden. Und plötzlich maßt man alles andere gegen diese Zahl. Dafür sind diese Milliarden da, aber dafür nicht. Das können wir, aber das nicht. Und vorher war das immer so ein ganz vages, wir bräuchten theoretisch mehr Öffis. Und die Leute hatten gar nicht dieses Argument in der Hand, dass man sagen konnte, hier, das ist die Aufteilung. Also grundsätzlich Visionen wieder greifbar machen. Das ist auch bei sämtlichen Experimenten, die es gibt, Richtung Fahrradstraßen, Umbau deiner Stadt. Meistens, wenn man so ein Experiment macht, wie in Ljubljana zum Beispiel, wo eigentlich ja eine Minderheit dafür war. Und da hat man gesagt, okay, wir machen das jetzt mal für ein paar Jahre, kommen keine Autos in die Innenstadt. Und da fragt man ein paar Jahre später nach und 99 Prozent der Leute sind dagegen, oder 90 Prozent, dass die Autos zurückkommen. Und das ist in vielen Fällen so. Wir sind Gewohnheitstiere. Wir müssen ganz oft sehen, was anders möglich ist und was anders sein kann. Es muss niedrigschwellig sein, also wie ich gerade gesagt habe, man muss einfach hingehen können, man muss einfach tauschen können, wie die so umsonst Bücherregale auch oder wie die Kisten, wo man was mitnehmen kann. Also es muss niedrigschwellige Angebote geben. Wir müssen, wenn wir wollen, dass sich Leute so ressourcenschonend benehmen, dann müssen wir das so günstig wie nur möglich machen. Wir haben ja immer noch die Idee, dass, ja, dann müssen die Leute halt 49 Euro, das ist doch nicht so viel für so eine Familie. Und nee, wenn wir wirklich wollen, dass sie das machen, dass sie Ressourcen schonen, dann sollte das umsonst sein. Und Ressourcen verbrauchen sollte Geld kosten. Und ich glaube, wenn wir das einfach tatsächlich entscheiden würden, dann hätten wir das Konzept. Woran scheitert es, glaube ich, eher, dass man das noch nicht will auf vielen Ebenen. Oder dass wir es uns manchmal auch wirklich nicht vorstellen können und uns selber das einreden lassen von, das ist doch gar nicht machbar und irgendwer muss das doch bezahlen und so. Gibt es keine Stadt, keine Gemeinde bekannt, wo auf niederschwelliger Ebene sowas schon großflächig gemacht wird, sodass man darauf hinweisen kann? Tatsächlich nicht, wo man jetzt sagen könnte, Gemeinden teilen. So was es gibt aus der Ethnologie, sind natürlich dann immer so Beispiele von Gemeinden, die ganz anders leben. Zum Beispiel nur mal fein mit ihrem Osotur-Prinzip, wo es halt darum geht, dass man sagt, wenn bei einer Herde die Rinder sterben, können die eine andere Herde fragen und kriegen exakt genau die Ringe, die sie brauchen und danach hat man dieses Band, dass wenn ich dir einmal gegeben habe, musst du mir zurückgeben. Und man hat das gegengerechnet gegen eine Computersimulation von, wäre es nicht besser, man hätte Banken mit einem Kreditsystem und dieses System funktioniert einfach viel, viel besser, das was die Leute schon sehr, sehr lange praktizieren. Aber genau, dann hat man solche Beispiele oder man hat eben so ganz große Konzepte, aber ich wüsste jetzt keins, wo man sich eine Kommune angeguckt hat und mal gesagt hat, hier haben wir das genau so gemacht. Okay, ich sehe erstmal keine weiteren Fragen. Dann würde ich gerne meine Abschlussfrage, die auch sehr gut zu dem, was du gerade noch angebracht hast, passt, stellen und zwar würde mich interessieren, Franka, wenn du zehn Jahre in die Zukunft guckst, so ein bisschen im utopischen Raum schwelgst und tatsächlich sich Dinge auch so entwickeln in Bezug auf dein Thema, wie du es gerne hättest, wie es dem Gemeinwohl dienen würde. Du kannst es auch gerne auf eine Stadt, zum Beispiel Berlin, in der du lebst, fokussieren, damit das ein bisschen plastischer ist. Wie wäre das Leben dann dort in Bezug aufs Teilen? Wie wäre Gesellschaft und auch gerne einige gesellschaftliche Bereiche? Also ich habe ja schon erwähnt, öffentlicher Nahverkehr und sowas wie Natur, aber ich finde ein ganz großer Bereich, der jetzt noch ein bisschen zu kurz gekommen ist in dem, was ich gesagt habe, ist Carearbeit wirklich. Also wie verteilt man das? Wir haben jetzt gerade diese Diskussion um die Viertagewoche, wo dann auch Leute gesagt haben, das ist doch eine Milchmädchenrechnung zu sagen, Leute sind genauso produktiv, wenn die weniger arbeiten. Aber das ist keine Milchmädchenrechnung, das ist eine Studie von Cambridge und Oxford. Und es waren 3000 Mitarbeiter beteiligt. Und ich glaube 65% der Unternehmen, ich weiß die Zahl gerade nicht mehr genau, 65% war der Rückgang der Krankheitstage, glaube ich, 80-90% der Unternehmen haben gesagt, sie wollen bei dem Konzept bleiben. Und 15% der MitarbeiterInnen haben gesagt, für kein Geld der Welt würden sie wieder für eine Firma arbeiten, wo sie nicht Viertagewoche hätten. Und ich finde das ziemlich überzeugend eigentlich als Zahl. Und natürlich ist man produktiver, wenn man auch Zeit hat für all die anderen Sachen im Leben. Und natürlich können wir Carearbeit, all das, was wir brauchen, das ist ja nicht nur Kinderbesorgung, das sind ja auch Pflegeaufgaben. Und so eine Freundin von mir ist Altenpflegerin, das Konzept steht sowas von vor dem Kollaps die ganze Zeit. Und das lässt sich auch nicht retten dadurch, dass man den Leuten mehr Geld bezahlt. Ich kann so viel Geld verdienen, wie ich möchte, aber wenn ich die ganze Zeit komplett überfordert bin, weil viel zu wenig Leute in diesem Betrieb arbeiten, dann bin ich trotzdem irgendwann am Burnout. Und all diese ganzen Lasten müssen wir gerechter verteilen. Und dafür müssen wir eben eine bessere Balance haben zwischen wie viele Stunden wir tatsächlich Lohnarbeit machen und wie viele Stunden wir Zeit haben, uns auszuleben, kreativ zu sein und uns eben auch um unsere Familie zu kümmern. Ich hoffe, dass das auch vielleicht ein positiver Effekt war von Corona, dass einfach viele Väter auch mal zu Hause waren und gemerkt haben, sie haben da Kinder und das ist irgendwie auch schön, die zu sehen und dass es blöd ist, wenn sich das ändert. Das ist das, was ich im Umfeld viel mitgekriegt habe, dass man irgendwie gar keine Lust hat, zu diesem alten, nicht Homeoffice-Modell zum Teil zurückzugehen. Und also das wäre auf jeden Fall was und eine vernünftigere Verteilung von den Ressourcen natürlich. Also dass wir wirklich konzentrierten Reichtum als ein Problem sehen, nicht als was, was wir leben sollen im Sinne von, yay, wir haben mehr Milliardäre, das hat ja voll was gebracht. Reichtum ist dieser Klotz in unserem Zusammenleben, in unserem Verhandeln, an politischem Einfluss, was sich daraus bildet und wir müssen den managen, wir müssen überlegen, wie gehen wir damit um, wie gehen wir mit der Entspannung um, wie sorgen wir dafür, dass es nicht allzu viel wird davon und so weiter und so fort. Aber dafür brauchen wir eben erstmal die Sichtweise, dass es ein Problem ist und dass gesellschaftliche Wertschöpfung da entsteht, wo Leute arbeiten, nicht durch das Kapital, sondern durch die Arbeit. Leute, die sich einbringen in die Gemeinschaft und auch auf Arten und Weisen, die von Lohnarbeit eben noch überhaupt nicht anerkannt werden. Und alle wissenschaftlichen Paper sind frei zugänglich. Juhu! Vielen, vielen Dank Franka, für diesen schönen Einblick in deine Arbeitswelt und dein Thema und ich denke, es hat uns sehr, sehr bereichert. Das ist zumindest erstmal meine Perspektive. Ihr könnt gerne im Anschluss auch noch wahrscheinlich mit Franka laudern. Sehr schön. Also, ich finde, Frank hat erstmal einen ganz großen Applaus von uns verdient. Vielen Dank, dass du da warst. Applaus Applaus Applaus Applaus Ja, also wie gerade schon angekündigt, ihr könnt gerne draußen das auch noch Buffet weiter aufgebaut, gerne noch etwas zu euch nehmen, gerne auch nochmal über den Büchertisch schauen und Literatur mitnehmen. Der Sommer ist lang, also sucht euch schöne Dinge aus. Wir haben draußen auch, ja, weil wir beim Thema Teilen sind, Spendenboxen aufgestellt. Wir sind ein gemeinnütziger Verein. All das, was ihr an Spenden da lasst, all das, was ihr teilt, landet zu 100 Prozent bei unserer Bildungsarbeit für nachhaltige Entwicklung. Also mit diesem Geld organisieren wir unter anderem ein Festival. Wir gehen auch an Schulen und tauschen uns dort mit den Kindern zum Thema Klimawandel beispielsweise aus, sind an Volkshochschulen und in ganz vielen unterschiedlichen Bildungsbereichen tätig. Also wir freuen uns darüber, wenn ihr dabei seid. Dann möchte ich auch gerne noch im Namen des Hauses mich dafür bedanken, dass ihr so zahlreich hier wart und die Veranstaltung mitgenommen habt und möchte gerne auch im Namen des Hauses auf die nächste Veranstaltung hinweisen. Die nächste Woche Dienstag. Fragender Blick zur Leiterin der Zentralbibliothek. Nächste Woche Dienstag eine Tandemlesung zum Thema Wald hier stattfinden wird. Also auch dazu seid ihr herzlich eingeladen. Und dann, wo wir gerade schon bei Terminen sind, darf ich natürlich auch gerne das nächste Dear Future Festival schon ankündigen. Zumindest den Zeitrahmen. Wer schon einen Kalender hat, kann sich das gerne schon mal notieren. Also save the date. 24. Mai bis zum 8. Juni. Im nächsten Jahr findet das Dear Future Dresdner Nachhaltigkeitsfestival in Dresden statt. Also seid wieder dabei. Ihr seid herzlich willkommen. Vielen Dank, dass ihr dabei wart. Danke für die tolle Moderation.

Listen Next

Other Creators