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Es hätte so einfach sein können..

Es hätte so einfach sein können..

Janina Jörgens

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Wenn ihr euch im Zusammenleben mit Autisten mal fragt: "Warum tut er oder sie das?", dann habe ich einen tollen "Profitipp": Fragt ihn oder sie doch mal! Manchmal kommen da ganz klare Antworten und ihr könnt womöglich sofort recht gute Lösungen finden! Hört heute gern ein Fallbeispiel dazu von Finn und seiner Fahrradklingel... Wenn ihr mehr über Neurodivergenz und Autismus erfahren oder auch austauschen wollt: Ihr findet uns unter authentisch autistisch auf Instagram, Facebook oder im Netz! 🌈

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Finn spends all his time at home consuming media or playing video games. His mother wants him to do something else, but they can't come up with any ideas. Finn enjoys biking on vacation, but it doesn't work well at home because he gets nervous around people. He doesn't use his bike bell because it's too loud and hurts his ears. After getting a quieter bell, Finn and his family start going on bike rides together. Hallo und herzlich Willkommen hier zum Podcast von Authentisch Autistisch. Die Folge heute Es hätte so einfach sein können. Die Fahrradklingel Mir ist immer langweilig. Finn guckt mich an, in seinem Blick Hilflosigkeit und eine Art von Trotz. Oder ist es Hoffnungslosigkeit? Finns Mutter beklagt, dass Finn, sobald er aus der Schule kommt, nur zu Hause in seinem Zimmer sitzt und Medien konsumiert oder am PC Videospiele spielt. Er macht nichts anderes. Das kann doch nicht gut sein. Finn fällt es schwer, sich abseits von Medien allein zu beschäftigen. Aber irgendwie findet sich keine Idee, was man vielleicht auch als Familie gemeinsam machen könnte. Meine Eltern haben keine Zeit. Sie haben immer irgendwas zu tun. Nun wirkt Finn wirklich hoffnungslos. Seine Schultern hängen, sein Blick senkt sich. Ich frage, was macht ihr denn zum Beispiel, wenn ihr zusammen im Urlaub seid? Der Junge vor mir schaut mich an, seine Augen leuchten. Fahrradfahren, ruft er begeistert. Wir sind im Urlaub meistens in Holland oder auch Deutschland am Meer. Dann nehmen wir immer unsere Fahrräder mit und fahren da überall rum. Er beginnt begeistert mit den Armen zu wedeln. Nun, da haben wir ja scheinbar was Passendes gefunden, das ging ja leicht. Fröhlich berichten wir Finns Mutter von unserer großartigen Beschäftigungsidee. Das geht nicht, ruft sie leider direkt. Auf meinen verwirrten Blick und Finns, aber Mama im Urlaub, erwidert sie, ja genau, im Urlaub, da ist das okay, aber nicht hier. Mein Blick verwirrt sich nur weiter. So hatte ich Finns Mutter nicht eingeschätzt. Normalerweise ist sie doch so zugewandt und lösungsorientiert. Was ist da los? Finn rennt mittlerweile schreiend in den Nebenraum. Dort höre ich, wie er gegen die Wände tritt. Finns Mama stehen die Tränen in den Augen. Ich wollte das nicht, aber Fahrradfahren geht wirklich nur im Urlaub. Das ist in Ordnung. Sicher haben sie gute Gründe, aber darf ich fragen, welche das sind? Im Urlaub fährt Finn toll mit dem Fahrrad. Da sind weniger Menschen unterwegs. Denen kann er gut ausweichen. Aber hier klappt das irgendwie nicht. Sobald er mit dem Fahrrad auf andere Menschen trifft, hält er an und steigt ab. Dann bleibt er entweder so lange stehen, bis die Menschen weg sind, oder er schiebt sein Fahrrad aufwendig um sie herum und fährt dann weiter. Das nervt zum einen alle, die gemeinsam fahren möchten, weil sie immer alle auf Finn warten müssen, und das wiederum nervt Finn, und er hat nach ein paar Minuten keine Lust mehr, dreht auf und will nach Hause. Sie holt ein Taschentuch aus ihrer Tasche und putzt sich die Nase. Dabei wäre es ein Traum, mehr gemeinsam als Familie zu machen. Das kommt bei uns im Alltag praktisch gar nicht mehr vor. Hm. Warum kann Finn anderen Menschen im Urlaub mit dem Fahrrad ausweichen, aber zu Hause nicht? Liegt es wirklich an der weniger hohen Menschendichte im Urlaub? Ich frage Finn in der Folgewoche, was es mit diesem Phänomen auf sich hat, und bekomme eine sofortige und glasklare Antwort. Hier zu Hause sind die Wege meist eng, und dauernd sind da Leute, manchmal sogar mit Hunden. Ich weiß nie, wohin die als nächstes rennen. Deshalb muss ich dauernd stehenbleiben und warten, bis die weg sind, und ich sicher weiterfahren kann. Okay, so ungefähr hatte ja auch Fins Mama die Problematik geschildert. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass das noch nicht alles sein kann. Ich frage, reagieren sie denn nicht, wenn du klingelst? Eigentlich sollten sie ja das ja dann hören und, wenn du kommst, für dich Platz machen. Ich klingel nicht. Oh? Aha, und warum klingelst du nicht? Hat dein Fahrrad vielleicht keine Klingel? Das wäre ja fast zu einfach. Nee, ich hab ne super Klingel. Ja, aber... Ja, das ist es ja. Hm? Nun gerieten meine Gedanken in eine vollkommene Sackgasse. Dankenswerterweise erzählt es hinweiter. Die ist so unglaublich laut, hat Papa extra gekauft, damit die Leute sie schon von weitem hören können. Die ist so laut, die tut mir in den Ohren weh. Deshalb klingel ich nicht. Wieder einer dieser Momente, in denen ich sprachlos dastehe und mir denke, es hätte so einfach sein können. Ende der Geschichte. Finn bekam eine neue, leisere Klingel und nun macht die Familie beinahe jedes Wochenende begeisterte Fahrradausflüge. Finn möchte sogar bis zum Herbst alleine mit dem Fahrrad zur Schule fahren können. Großartig. Also, bleib stets neugierig und bis zum nächsten Mal. Tschüss.

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