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IFN-Talk 08.12.2023 mit Anna Marton 🇦🇹

IFN-Talk 08.12.2023 mit Anna Marton 🇦🇹

00:00-36:17

Unser Gast am Freitag, den 8.12 um 11.55 Uhr ist Anna Marton, CEO bei Specialisterne Austria, somit ist für Spannung gesorgt. Anna Marton ist eine engagierte Persönlichkeit bei Specialisterne Austria, die kontinuierlich herausragende Fähigkeiten und Einsatzbereitschaft in ihrer Position zeigt. Ihre Expertise erstreckt sich insbesondere auf die Themen ADHS und Legasthenie. Als Legasthenikerin bringt sie eine einzigartige Perspektive und Empathie in ihre Arbeit ein. Zudem ist sie ein

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Schönen guten Mittag und herzlich willkommen zu unserem LinkedIn-Audio-Lunchbreak. Wir freuen uns, dass ihr euch wieder die Zeit genommen habt, dabei zu sein. Heute darf ich euch auch mich persönlich der Inspirierende Anna Martin vorstellen. Sie ist CEO von Specialist Berne Austria, die es sich zur Mission gemacht haben, die Stärken von Menschen aus dem neurodivergenten Spektrum in den Fokus zu stellen und diese mit Unternehmen mit einem wertschätzenden Arbeitsumfeld zusammenzuführen. Also herzlich willkommen auch Anna. Wir haben jetzt nur ein bisschen technische Probleme. Jetzt schauen wir noch schnell, dass wir die Anna nach oben zu den Sprechern bekommen und dann starten wir schon. So, einen Moment bitte. Ja, unser Gast hat leider Verbindungsprobleme, aber wir werden das hoffentlich gleich sehen. So, Anna, kannst du uns hören? Rechts unten das Mikro noch freischalten. Gut. Anna? So, ich muss kurz nochmal anrufen. Einen Moment. Einen wunderschönen guten Mittag heute zur weiteren Live-Sustainability-Talk-Sendung. Wir freuen uns riesig auf euch. Wir hoffen natürlich, Anni arbeitet jetzt im Hintergrund und versucht, Anna irgendwie zu instruieren, um hier auch reinzukommen. Sie ist zwar da, aber mit ihrem Mikro scheint einiges nicht zu funktionieren. Also springe ich ein, um etwa zu improvisieren. Nehmt es uns nicht über, dass wir hier, auch wenn wir schon über 40 Mal jetzt auf Sendung waren, immer wieder eine gewisse technische Herausforderung haben. Zuerst einmal ganz herzlich willkommen in die Runde. Also ganz herzlich willkommen an Patrizia, an Cézanne, an Raimund ist da, Joana ist da, Iris ist da, Eva, Stefan, Christine, Claudia, Oliver, Salivo, Seva, Anne, Pirmin, Elta, Christian, Georg, dann Dennis da, Leonis da, Urban ist da, Maggie ist da, Sabine und Andreas. Ganz herzlich willkommen in die Runde. Hier euch noch ein paar Grundinformationen, wie das so abläuft. Wir werden jetzt in der ersten halben Stunde ein interessanter Talk und Interview führen, sofern die Technik danach klappt und sonst werden wir Moderatoren unter uns improvisieren. Auch das werden wir schaffen. Also wir werden die erste halbe Stunde hier in diesem Talk sein und nachher wechseln wir das Medium und gehen ca. 12.30 Uhr in die www.oceanblanche.xyz und werden dort auch die Möglichkeiten haben, Fragen zu stellen. Fragen könnt ihr hier nicht stellen, weil wir die Zeit natürlich nutzen werden. Anja und Anna dann in das Gespräch und ich sehe, die beiden sind jetzt da. Also die beiden werden euch jetzt dann gleich beglücken mit ihrem spannenden Thema und spannenden Inhalt, wo wir uns riesig freuen. Und da könnt ihr im Moment jetzt keine Antwort, also keine Fragen stellen, also Händchen nicht heben, sondern kommt einfach in die www.oceanblanche.xyz, um nachher den Dialog, das Netzwerken und das gemeinsame Kennenlernen auch persönlich noch voranzutreiben. Es ist schon eingerichtet und wir freuen uns natürlich. Danke an dieser Stelle auch an das ganze Team, das jetzt da zuhört, für euer Engagement und für eure Geduld, die ihr hattet im Bereich der Vorbereitung, jeweils jede Woche die Ocean Blanche vorzubereiten. Ganz herzlichen Dank ans Team und jetzt Bühne frei für Anja und Bühne frei für Anna. Herzlich willkommen, ihr beide. Auf geht's. Ja, hallo zusammen auch noch mal von meiner Seite. Wir haben jetzt alle Probleme behoben und ich freue mich, dass wir in einen spannenden Talk starten dürfen. Danke an dich, Lorenz, dass du schon alles erklärt hast, wie wir den Ablauf gestalten. Und jetzt zu dir, liebe Anna. Herzlich willkommen. Stell dich das bitte gleich selbst etwas vor. Woher kommst du? Wofür brennst du? Und teile auch gern ein paar private Eindrücke über dich und dein Leben. Vielen, vielen Dank, liebe Anja, für die tolle Einladung und die Möglichkeit, hier vor eurem Publikum, vor euren Zuhörern sprechen zu dürfen. Die persönliche Vorstellung von mir fällt mir immer besonders schwer, vor allen Dingen mich kurz zu halten oder genau zu wissen, was denn das Interessanteste von mir ist, weil, ja, ich bemühe mich. Also wo komme ich her? Geboren bin ich in Österreich, genau gesagt in Wien und mit sechs Jahren das erste Mal ins Ausland ausgewandert. Dazu komme ich später noch, warum. Das hat ein bisschen was mit meiner Schulzeit zu tun. Und was kann ich noch über mich sagen? Dann habe ich, ich bin ein bisschen international um die Welt gekommen, habe insgesamt in vier Ländern schon gelebt und lebe jetzt auch schon seit deutlich über 20 Jahren in Österreich wieder. Somit bekommt man, glaube ich, auch einen kleinen Einblick. Ja, ich bin etwas über 26,5 circa. Genau, was kann ich noch über mich sagen? Ich leite ein Unternehmen, das darf ich heute im Detail nochmal vorstellen und wie es genau dazu gekommen ist. Wir vermitteln Menschen in die Wirtschaft, also direkt zu Unternehmen, Menschen mit herausragenden Fähigkeiten im neurodivergenten Spektrum. Das sind zum Beispiel Menschen mit Autismus, ADHS, Legasthenie und Dyspraxie oder Dyskalkulie, aber dazu später mehr. Was kann ich noch über mich sagen? Ich glaube, Interessantes vielleicht noch, ich habe fünf Kinder großgezogen, vier davon sind schon erwachsen und eins ist noch minderjährig und lebt noch bei mir. Und die Erfahrungen, die ich selbst als neurodivergente Person gemacht habe, das habe ich schon ein bisschen gespoilert, also ich selbst bin im ADHS- und Legasthenie-Spektrum. Die Erfahrungen, die ich damit selbst gemacht habe, beziehungsweise auch Erfahrungen, die meine Kinder gemacht haben in der Schule und in dem beruflichen Einstieg und in ihren Karrieren, habe ich am Ende zum Beruf gemacht. Ich glaube, das sind jetzt mal ein paar interessante Eindicke, hoffe ich, für Lohn in der Gesundheit. Vielen Dank. Wir werden dich im Laufe des Gesprächs dann noch besser kennenlernen. War es für dich schon immer ein Ziel, in der sozialen Nachhaltigkeit zu arbeiten? Oder was hat dich dazu motiviert, dich für Inklusion zu engagieren? Oh, extrem coole Frage. Ich glaube, spontan würde mein junges Ich sagen, nein. Soziales Unternehmertum hätte ich nie vorgehabt. Und wenn ich dann nochmal so zurückreflektiere, was waren denn so meine ersten unternehmerischen Schritte? Mein allererstes war ein Schülercafé in dem Internat, wo ich meine Schulzeit genossen habe. Damit wir Schüler einen Ort haben, wo wir uns treffen können, Dinge feiern können, Dinge besprechen können, Dinge ausdiskutieren können. Irgendwie, glaube ich, ist das vielleicht auch ein bisschen sozial angehaucht. Man muss dazu sagen, wir waren in einem Internat und das war sehr entlegen und da gab es weit und breit nichts außer eine Tankstelle und das war irgendwie auch nichts für den Jugendtreff. Und das war meine erste Idee, Unternehmertum umzusetzen. Ein Projekt, das Café, gibt es heute noch an der Schule. Und darüber hinaus gab es dann immer wieder Versuche oder unternehmerische Ideen, die ich umgesetzt habe, die oft für Chancengleichheit und Gleichstellung gesorgt haben. Ich weiß jetzt nicht, ob dieser Rahmen sehr spannend ist dafür oder passend ist, aber bei einem Glas Wein würde ich darüber gerne reden. Aber wenn ich es so anteasern darf, ich hatte mal die Idee und ob ich sie in die Tat umgesetzt habe, lassen wir heute mal offen. Einen Verleihservice für Schülerausweise, damit, wie soll ich sagen, wenn man kurz vor dem Erreichen eines Alters steht und doch noch schon teilnehmen möchte an einer Veranstaltung oder Diskothekbesuch, dann könnte man doch, ja, das war auch mal so eine Idee von mir, nur als Beispiel. Natürlich nicht. Wie bitte? Wie du natürlich nicht umgesetzt hast. Natürlich nicht, das blieb natürlich nur im Allgemeinen ein Gedanke, absolut. Aber natürlich gab es auch ein paar andere. Ich habe auch eineinhalb Jahre Entwicklungshilfe im sogenannten Entwicklungsland gemacht, um dort einerseits Permakultur zu lernen, aber auch ansätzigen Autochtonen Familien beizubringen, eine nachhaltige Beerkerung, Bewirtschaftung ihres Lands zu erlernen mit einfachen Mitteln, weil, wie wir das wissen, ist professionelle Landwirtschaft mit sehr viel Gerätschaft und Kosten verbunden. Und Permakultur bietet sozusagen mit gut durchdachten Konzepten das sehr einfach auf die Beine zu stellen und das auch noch nachhaltig und ohne Dünger bzw. Pflanzen und Pestizide, Fungizide und Herbizide, ohne diese Hilfsmittel. Das war auch, glaube ich, ein sozialer Gedanke. Trotzdem würde ich mich als Wirtschaftlerin bezeichnen. Du hast eine sehr ausgeprägte soziale Ader. Das zieht sich durchaus durch dein Leben. Ich würde noch gerne mehr auf deine jetzige Position eingehen. Du hast ja schon gesagt, ihr arbeitet mit neurodivergenten Menschen und ihr beschreibt es auf eurer Webseite so schön, Menschen mit besonderen Stärken. Also was genau können wir uns darunter vorstellen? Was macht ihr in eurem Unternehmen? Erzähl uns da bitte mehr über diese besonderen Stärken. Ja, sehr gerne. Da darf ich ganz kurz einleiten. Besondere Stärken, Diversität im Allgemeinen. Also Diversität, das Wort beschreibt die Unterschiedlichkeit der gesamten Welt. Wir alle Menschen sind unterschiedlich, sogar im Tierreich. Selbst in einer Spezies und Rasse sind die Individuen unterschiedlich. Das ist die gesamte Diversität. Und Divergenz ist eine Abweichung von der Gesamtheit der Unterschiedlichkeit. Das heißt, eine bestimmte Gruppe ist nochmal eine Spur anders, wie das alles Anderssein zusammen. Um das negativ zu beschreiben, wenn man jetzt zehn Personen in einen Raum gibt und man misst die Haardichte, dann sind sozusagen der Durchschnitt relativ unterschiedliche Haardichte, aber irgendwie in einem Durchschnitt. Und wenn eine Person z.B. eher einen Ansatz einer Glatze hat oder sogar eine Glatze hat, ist die sehr stark abweichend von der gesamten Unterschiedlichkeit, als Beispiel. Und aus dieser Besonderheit entstehen manchmal besondere Stärken. Um da noch ein Beispiel, das man sich vorstellen kann, Menschen mit einer Sehbehinderung, vielleicht sogar einer Erblindung, gar keinem Sinnesorgan wie Sehen, entwickeln aufgrund dessen einen viel detaillierteren Tastsinn und ein viel detaillierteres Gehör. Sie können Distanzen, Emotionen, Geschwindigkeiten erhöhen. Und das sage ich deshalb, weil der eine oder andere von uns sagt, würde vielleicht sagen, ich habe auch ein sehr gutes Gehör, ich kann auch Dinge sehr klar voneinander unterscheiden und erkennen. Aber ich glaube nicht in diesem Ausmaß, wie eine Person, die ihren Sehsinn damit kompensiert. Versteht ihr, was ich meine? Und das sind besondere Fähigkeiten, die manchmal aufgrund von unterschiedlichen Wahrnehmungsstilen entstehen. Also ein unterschiedlicher Wahrnehmungsstil ist eben, wenn man nicht sehen kann, dass man sich auf sein Geruch, seinen Sinn verlässt, das ist ein anderer Wahrnehmungsstil. Und Menschen im Neurodivergenten-Spektrum haben auch eine andere Informationsverarbeitung, einen anderen Wahrnehmungsstil. Und auf Basis dieser unterschiedlichen Informationsverarbeitung entstehen oft herausragende Fähigkeiten, um eben den eigenen Alltag bewältigen zu können. Um da ganz ins Detail zu gehen, ist es zum Beispiel bei Autismus eine Detailgenauigkeit, eine Fähigkeit, auf Unterschiede und Abweichungen zu fokussieren. Eine hohe Konzentrationsfähigkeit auch bei monotroner Tätigkeit. Also wenn man lange das Gleiche macht, wird man deswegen nicht ungenau, als Beispiel. Das ist oft auch sehr logisch in der Informationsverarbeitung, sachliche Herangehensweise oft auch eher strukturiert. Und bei Menschen im ADHS-Spektrum zum Beispiel, die denken sehr breit, also sehr umfassend. Zusammenhänge analytisch betrachten, zerlegen und neu zusammenbauen. Das ist eine enorme Denkleistung oft. Wenn man zum Beispiel mir eine Frage stellt, stelle ich mal vor, fallen mir spontan 50 unterschiedliche Antwortmöglichkeiten ein, wie ich mich denn jetzt beschreiben kann. In Bezug auf mein gesamtes Leben, die letzten zwei Monate, die nächsten fünf Jahre, die letzten zwei Jahre. Das sind einfach sehr... Und dann stelle ich mir auch gleichzeitig die Frage, was möchte denn der Zuhörer jetzt in diesem Kontext am ehesten erfahren. Aber da fallen mir dann auch sehr, sehr viele Ideen gleichzeitig ein. Und diese Ideen dann miteinander zu verbinden, schlüssig zu erklären, ist eine Herausforderung. Aber gleichzeitig bietet das oft eine ganz andere Antwort oder im beruflichen Kontext Lösungsmethoden oder Produkte, die entwickelt werden, wenn Menschen so breit, weit und schnell denken können. Was allerdings natürlich auch eine Aufmerksamkeitsherausforderung Fokus behalten, mit einherbringt. Aber nur so zum Beispiel. Was bringen denn ADHSler noch? Bette Risikobereitschaft oder zum Beispiel auch Stressresistenz. Ihr habt das ja heute alle mitbekommen. Ich hatte ein paar technische Herausforderungen, in den Call zu kommen. Keine Ahnung warum, aber mein Rechner möchte nicht. Deswegen machen wir es heute übers Handy. Ich bin sehr dankbar für die Klarheit und Gelassenheit, die mich Anja da durchgeführt hat. Ich bin auch nicht durchgedreht, sondern habe das getan, was sie gesagt hat. Vielen Dank für die Einblicke. So wie du das beschreibst, das macht natürlich Sinn, dass man diese Stärken hervorhebt und dann an Unternehmen die richtigen Menschen vermittelt und hier einfach Teams zusammenstellt, die die Stärken haben, die man außerhalb dieses Spektrums gar nicht abdecken könnte. Vielleicht möchtest du uns noch etwas mehr darüber erzählen, welche Firmenwerte habt ihr? Was habt ihr euch zur Mission gemacht? Wie ist die Vision? Wo wollt ihr hin? Vielen, vielen Dank für diese Frage. Es ist ein relativ intensiver Prozess, wo wir uns mit den gesamten Kollegen und Mitarbeitern auseinander zusammengesetzt haben und für uns einen Weg gesucht haben, alle Werte oder alles, was uns persönlich antreibt, zusammenzuführen. Wir haben uns schlussendlich auf drei geeinigt. Das fällt mir noch immer sehr schwer zu sagen, weil ich hatte spontan neun. Und in der internen Diskussion haben wir dann festgestellt, dass sich kaum jemand neun Werte merken kann. Und deswegen bin ich so unendlich dankbar für diesen Diskurs, weil jetzt haben wir drei. Und die sind sehr aussagekräftig und gleichzeitig sind sie die Basis einer jeden Entscheidung, die wir im Unternehmen treffen. Auf Personalebene, auf Produktebene, auf gewährtes Wachstum, natürlich wirtschaftliches Wachstum, aber auch Großmachen. Das sind zwei untere Wörter dazu. Unternehmen, Teams, Bewerber, Führungskräfte, Großmachen. Das heißt, Dinge zur Verfügung zu stellen, um andere wachsen zu lassen. Gleichzeitig fordern wir aber auch ein, das eigene Wachstum voranzutreiben oder zuzulassen. Wachstum ist unser erster Unternehmenswert. Der zweite ist Achtsamkeit, aufeinander schauen. Das heißt, auf mich selbst und auf andere. Wir bemühen uns hier, alles, was wir tun, im Einklang mit unserem Gegenüber abzustimmen und nicht darüber hinweg zu führen. Auch wenn wir manchmal Entscheidungen treffen, dass diese achtsam getroffen werden. Der dritte Wert ist Hingabe, ernst nehmen. Das heißt, alles, was wir tun, machen wir mit einem hohen Maß an Einsatz und an Ernsthaftigkeit. Das sind die drei Werte, die uns antreiben, die ganz entscheidend sind bei unseren Entscheidungen, wie wir miteinander umgehen und was wir für Produkte entwickeln. Ja, sehr schön. Ich kann mir vorstellen, dass das durchaus mit einigen Herausforderungen verbunden ist. Wenn Menschen sich lange in diesem Spektrum bewegen und vielleicht den Mut verlieren, an sich selbst zu glauben, dann hier aus dieser Position herauszutreten und zu sagen, ich habe was drauf, es glaubt jemand an mich, aus der Komfortzone herauszutreten. Ich kann mir vorstellen, dass das zum Teil ein komplexer Prozess ist. Welche Erfahrungen habt ihr da? Wie ist der Ablauf? Kommen die Leute zu euch und wollen sie vermitteln lassen? Oder wie handhabt ihr das? Genau so. Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen. Wir vermitteln Personen, die aufgrund ihres Wahrnehmungsdienstes nach wie vor ihre Diagnose erst im hohen Erwachsenenalter bekommen. Also der Durchschnitt ist über 35 Jahre alt. Das heißt, da gibt es davor einen Erfahrungsschatz, anders formuliert vielleicht auch einen Leidensweg. Das sind viele Erfahrungen von Scheitern und wie Dinge nicht geklappt haben. Weil man aus meiner Sicht auf die Formel, das Warum dahinter, nicht gewusst hat. Und mit der Diagnose kann sich aus meiner Sicht so einiges ändern. Wenn die Personen bei uns ankommen, ist es sozusagen knapp nach der Diagnose oder vielleicht auch durch den Wunsch, in unser Programm aufgenommen zu werden, durch uns vermittelt zu werden, die Diagnose erst mal anzustellen. Und warum ist die Diagnose aus meiner Sicht so ein Dreh- und Angelpunkt? Weil die Diagnose schafft zwei Dinge aus meiner Sicht. Einerseits sozusagen Dinge in Verhältnis zu stellen und gleichzeitig die Möglichkeit schafft, Verhaltensweisen, Persönlichkeits- eigenschaften, die man sich selbst als Persönlichkeits- eigenschaften und als Persönlichkeits- eigenschaften gleichzeitig sofort von der Persönlichkeit zu lösen. Ich versuche es jetzt mal konkreter zu formulieren. Manche Menschen sagen vielleicht von sich, ich bin ein melancholischer Typ. Ich bin eher pessimistisch. Mir fällt es schwer, mich zu freuen. Und beschreibe damit eine Persönlichkeit. Wenn eine Persönlichkeit, eine Persönlichkeit, eine Persönlichkeit, wenn eine Information z.B. in Bezug auf Autismus oder vielleicht sogar etwas anderes, wie auch eine Depression, da gibt es das auch manchmal, Anhaltspunkt liefert, schafft das die Möglichkeit, diese Eigenschaft von der Persönlichkeit zu trennen. Nämlich auf biologischer, wissenschaftlicher Ebene. Ich per se bin nicht melancholisch, sondern z.B. im Autismus- spektrum habe ich genetisch weniger Serotonin in meinem Körper. Und wenn ich keinen Serotonin habe, dann sieht die Welt manchmal ein bisschen düsterer aus. Oder meine Gedanken. Das heißt nicht, dass ich das als Person bin, sondern dass meine genetische, meine biologische Grundstruktur das so ist. Und bei Menschen im ADHS-Spektrum, um da auch ein Beispiel zu nennen, wenn oft manche Personen sind z.B. unpünktlich oder unterbrechen häufig in Unterhaltungen, sind sehr impulsiv, dann sagen sie oft, ich bin unpünktlich. Oder man sagt über mich, ich bin unzuverlässig. Und das ist eine sehr harte Einschätzung oder Beurteilung. Wenn man sozusagen die Grundstruktur kennt von ADHS und die biologische Grundstruktur dahinter, könnte es auch heißen, ich brauche eine andere Form von Struktur. Ich brauche eine andere Form von Tagesplan, um unpünktlich sein zu können. Und dann ist es schon ein bisschen mehr in Richtung Lösung, wie du da jetzt schon raushörst. Ich kann pünktlich sein, ich brauche eine andere Struktur. Nicht, ich bin per se unpünktlich und damit komme ich nicht weiter. Und das ist dieser Scheidepunkt. Wenn Menschen zu uns kommen, sind oft diese Erfahrungen, die sie in ihrem Leben, in ihrem beruflichen, aber auch sozialen Umfeld gemacht haben, schon relativ gefestigt. Oder zumindest manche Erfahrungen davon. Und wir gehen dann einen Schritt weiter und sagen, wir schauen uns an, wir schauen uns an den Stärken einer jeden Person. Bei uns dauert so ein Assessment zweieinhalb Wochen, wo wir sehr detailliert schauen auf Mustererkennung, repetitive Tätigkeiten, Zusammenhänge, kreative Lösungsansätze, Arbeiten unter Zeitdruck. Also verschiedene Barometer testen wir ab und dann haben wir sozusagen ein Stärkenprofil. Und dieses besondere Stärkenprofil matchen wir dann mit Positionen, mit Tätigkeiten, mit Funktionen, in Unternehmen. Und mit der Bereitschaft eines jeweiligen Kandidaten, uns zu vertrauen, bewegen wir uns dann in Richtung Vermittlung, also Jobvermittlung. Und das ist oft der Grundstein für Wachstum. Für persönliches Wachstum in einem Setting, das genau zu meinem Skillset passt. Und gleichzeitig, die Unternehmen haben sofort Einblick, nicht was hat der Mitarbeiter bis jetzt oder der zukünftige Kollege bis jetzt gemacht, sondern welches Skillset steht mir zur Verfügung, welche Anlagen sind da und was könnte er sie leisten in neuen Funktionen. Weil der Lebenslauf ist ein Rückblick in die Vergangenheit und oft stellt der Lebenslauf keinen Anhaltspunkt über das mögliche Potenzial einer Person. Und ja, das ist das, was wir tun. Sehr ausführlich jetzt beschrieben, kürzer formuliert, wir bringen Menschen mit besonderen Stärken, mit Unternehmen, mit spannenden Aufgaben zusammen. Und dabei liegt uns das Wachstum unserer Kundinnen, unserer eigenen Mitarbeiter und unserer Kunden beziehungsweise Partner am Herzen. Genauso wie der Erfolg der jeweiligen Vermittlung. Ja, sehr schön. Also ihr öffnet da wirklich neue Türen für viele Menschen. Also Respekt dafür. Bin ich selber total begeistert, was ihr hier macht. Wir haben ja auch Unternehmer in unserem Publikum. Deswegen die Frage, wie denkst du, können Unternehmen da nachhaltige Strategien entwickeln, um eben ein inklusiveres Arbeitsumfeld zu schaffen und hier auch das volle Potenzial von den Mitarbeitern mit neurodiversen Merkmalen erschließen zu können? Also das klingt jetzt... Vielen Dank für die Frage, Anja, an erster Stelle. Und gleichzeitig ist sie enorm groß. Ich versuche, sie klein zu beantworten. 4 Minuten für Info. Wie viele Minuten? 4. Also die Zeit ist verflogen. Unglaublich. Danke, dass du mir da einen Rahmen gibst. Runtergebrochen, Rahmenbedingungen, damit das funktionieren kann, sind so einfach, dass man sich es fast nicht aussprechen traut. Wenn Menschen z.B. lichtempfindlich sind, sind oft Menschen im Autismus-Spektrum, kann man aktiv ansprechen bei der Anstellung. Dimmbares Licht gibt es, gibt es nicht. Man kann eine Sonnenbrille tragen. Oder man schafft Arbeitsplätze, wo das Licht andere Lichtverhältnisse hat. Wenn man sich da anspricht, kann die Leistungsfähigkeit einer Person und ihre mentale Gesundheit bis zu 40-50% steigern. Nur ein Beispiel. Was kann denn noch so ein Tool sein? Kleine Anpassungen habe ich mir überlegt. Eine Terminagenda z.B. D.h., wenn man ein größeres Meeting im Unternehmen einberuft oder sogar einen Kundentermin hat, dass man ein Ziel festlegt für den Termin. Was ist das Ziel von diesem 1-2-Stunden-Termin? Was wollen wir gemeinsam erreichen? Welche Agenda-Punkte gibt es dazu? D.h., welche Themen müssen besprochen werden? Und was ist die Nachbearbeitung oder die Folgemaßnahmen? Folgetermin, Unterlagen auszuarbeiten. Wer trägt Verantwortung für welche Punkte? Das sind 2 geile Instrumente, die nicht nur Neurodivergenten-Mitarbeitern enorm weiterhelfen, sondern auch der gesamten Belegschaft. Uns im Spektrum schafft das die Klarheit, die wir brauchen, um auf den Punkt zu kommen. Du hast mir gerade gesagt, 4 Minuten. Ich versuche, genau die einzuhalten. Das sind Anker, die es möglich machen. Das beginnt schon im Stelleninserat bzw. im Bewerbungsgespräch. Ein Hinweis zum Stelleninserat z.B., wenn ihr euch oft fragt, warum bewirbt sich keiner bei mir im Autismus- oder Neurodivergenten-Spektrum. Da ist es oft hilfreich, wenn man nicht nur die Tätigkeiten auflistet, die man in der jeweiligen Stelle machen würde, sondern auch, wie häufig. Sind das Tätigkeiten, die wöchentlich sind, monatlich oder quartalsmäßig? Oft steht da auch Englisch von Vorteil. 30% unserer Kunden sind englischsprachig. Das gibt einen weiteren Anhaltspunkt, das eigene Können bewerten zu können. Dann werdet ihr ganz andere Bewerbungen bekommen. Wenn ihr einen Hinweis gibt, seid ihr für Neurodivergente-Mitarbeiter offen und kennt euch damit aus. Das sind 1, 2, 3 Punkte, die ich mitgeben möchte. Ich hoffe, das beantwortet die Frage. Wie war es, Anja? Sehr schön, danke. Es gibt gute Anhaltspunkte. Ich möchte noch eine Frage mitnehmen, weil ich gern positiv abschließe. Vielleicht kann es hier auch noch ein, zwei Folgen geben. Oder wahrscheinlich eher eine, wenn ich mir den Zeitrahmen anschaue. Wie Unternehmen durch die Einstellung und Einbindung von Neurodivergenten-Menschen nachhaltige Erfolge erzielt haben. Sehr gerne. Ein Beispiel. Ich versuche es im Staccato-Stil, damit ich vielleicht zwei unterbringe. Wir haben eine Person vermittelt, ein 7 Jahre arbeitslos gelernter Koch-Kellner und einen Stapler-Schein. Er hat sich einen Computer gekauft, um Schrittsteller zu werden. Das war nicht so ganz erfolgreich. Wir haben ihm einen Kurs verschafft als Software-Tester und ihn zu einem Unternehmen vermittelt, wo er Software getestet hat. Auf einem Geschwindigkeits- und Professionalitätsniveau, das keiner vorab vermutet hätte. 2 Jahre später oder innerhalb von 2 Jahren hat er sich fortgebildet zu einem Pen-Tester. Penetration-Tester sind Menschen, die Systeme auf Sicherheitslücken testen. Das alles als Autodidakt, ohne jemals in einer Uni gewesen zu sein. Ich habe ja erwähnt, Koch-Kellner. Und dann fragte er, kann ich ... Ich habe gesehen, ich möchte gerne Pen-Tester sein, aber mein Profil matcht sich mit keiner einständigen Stellenanzeige. Wir sind zu einem sehr namenhaften Finanzdienstleister gegangen, um genau zu sein, die KPMG, die genau solche Stellen ausgeschrieben haben und haben uns in diesen Bewerbungsprozess begeben. Er musste sich durch dieses Assessment, das begleitet wurde durch uns, gegen 90 andere Bewerber durchsetzen. Es war relativ schwierig zu klassifizieren, wie gut er ist in dem, was er tut, ohne dass man einen Universitätsabschluss hat. Kurzerhand, out of the box gedacht, wir lassen ihn an einem Hackathon teilnehmen. Das ist ein Wettbewerb unter Software-Testern. Er hat auf Anhieb als Autodidakt bei seinem ersten Durchlauf bei 600.000 Teilnehmern Platz 82 geschafft. International. 600.000 Teilnehmer, Platz 82. Das sind so ein paar erfolgreiche Geschichten. Er hat dort die zweithöchste Sicherheitseinstufung. Wenn es die 45 Sekunden noch erlauben, ein anderes Beispiel. Eine Juristin, auch arbeitslos. Fotografisches Gedächtnis. Im Autismus-Spektrum. Im sozialen Umgang. Und auch im Bewerbungssetting. Eine angespannte Situation. Wir haben dem Arbeitgeber gebeten, ein Assessment mit uns zu gestalten, wo man die Leistung bzw. das Können zeigen kann. Da war das recht umfangreich. Ich habe gleich mal das Schwierigste ausgesucht für meine Kandidatin. Das war ein 90-seitiges Ausschreibungsdokument in englischer Sprache nach belgischem Recht. In einem Bereich, wo sie sich nicht auskannte. Sie sollte das durcharbeiten. Sie hat dafür 2 Stunden Zeit, um diese Ausschreibung zu bewerten, ob das Unternehmen das kann. 90 Seiten, englisch, nach belgischem Recht. 20 Seiten, englisch, nach belgischem Recht. 20 Minuten hat sie das gelesen. In weiteren 6 Minuten auf Deutsch zusammengefasst. Das sind solche Erfolgsgeschichten. Welche Möglichkeiten ihr euch ins Unternehmen holt, wenn ihr diese Personen gezielt einsetzt. Mit Unterstützung durch kompetente Partner wie uns. Dass sie euch genau diese Skills aufzeigen. Es bringt nichts, so eine Spezialisten-Fachkraft in eine Allround-Tätigkeit einzusetzen. Sondern ganz gezielt. Das macht gute Teams. Sehr gute Teams zu High-Performance-Teams. Wenn man genau hier gezielt rekrutiert. Super. Das sind wirklich tolle Erfolge. Wie kann man mit euch in Kontakt treten? Wir halten einerseits Vorträge in Bezug auf das neurodivergente Spektrum. Um Chancen für Unternehmen aufzuzeigen. Auch Workshops für Recruiting-Arbeitungen. Aber auch für Führungskräfte. Man kann mit uns Personal finden. Man kann mit uns einen Kurs entwickeln. Wenn man z.B. wie die Porsche-Bank gezielt Lohnverrechner sucht. Da bieten wir auch Kursentwicklungen an. Um Upscaling für Mitarbeiter zur Verfügung zu stellen. Aber auch die neurodivergente Sprechstunde. D.h. Unternehmen, die vielleicht schon Mitarbeiter im Team haben. Die gerne wissen. Und gerne ein Zeichen setzen wollen. Können wir anonyme Sprechstunden zur Verfügung stellen. Für Betroffene, die sich noch nicht gecoming-out hatten. Aber auch für Führungskräfte, die sagen, ich glaube, ich habe da jemanden im Team. Ich weiß nicht, wie das besser gelingen kann. Kann ich mich mal mit jemandem austauschen? Das sind ganz grob 4 Dinge. Lektorat, Software-Testing-Projekte, Daten-Digitalisierung, Daten-Management, Daten-Engineering. Wir nehmen auch Projektarbeit an. Und bearbeiten dann die Datensätze für Unternehmen. In der Range für Böhringer Ingelheim z.B. bearbeiten wir 250.000 Datensätze im Jahr. Für ein kleineres Unternehmen, Senat der Wirtschaft, kontrollieren wir das im Online-Magazin. Das ist ein viel kleineres Projekt. Das sind die 5 Dinge, wie man mit uns zusammenarbeiten kann. Ja, sehr schön. Es ist wirklich schade, dass die Zeit schon vorbei ist. Aber wie der Lorenz schon angekündigt hat, wir haben ja die Möglichkeit, dass wir uns in der Ocean Launch treffen. Also alle, die noch Zeit haben, bitte einfach www.oceanlaunch.xyz in den Browser eingeben. Am besten in den Google-Groben-Browser. Der funktioniert am besten. Und da habt ihr dann noch die Möglichkeit, euch mit der Anna auszutauschen und auch Fragen zu stellen. Es würde mich freuen, wenn der ein oder andere noch Zeit hat. Und für alle, die es heute leider nicht mehr schaffen, herzlichen Dank, dass ihr dabei wart, dass ihr euch wieder dazugeschalten habt. Ganz wunderbares, erholsames Wochenende. Und dann hoffentlich bis nächste Woche wieder hier um 5 vor 12. Also, ja, wir treffen uns in der Ocean Launch. Alles Liebe.

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