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Das Erlenwerk in Dresden - eine anachronistische Reise durch die Welt des Drucks

Das Erlenwerk in Dresden - eine anachronistische Reise durch die Welt des Drucks

Jenz SteinerJenz Steiner

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Drei junge Druckkünstlerinnen bauen eine Druckwerkstatt im Dresdner Hechtviertel auf. Damit steuern sie ganz schön gegen die Strömung des digitalen Datenflusses.

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Three artists have opened a printmaking workshop called Erlenwerk in Dresden. They offer courses for people of all ages who are interested in experiencing traditional printmaking techniques. The workshop is equipped with old machines and tools, and they focus on the tactile and hands-on aspects of creating art. They believe that printmaking is not just about reproduction, but also about artistic expression and the meditative process of creating. They have a collection of lithography stones that were used in the past for printing labels, postcards, and maps. They view these stones as treasures and enjoy the process of repurposing them for their own artwork. They have different types of presses, including a mobile one, which they use to create their prints. They also have plans to create a small bar area where people can take breaks and discuss art and printmaking. Ich bin gerade die Erlenstraße bei schönstem Sonnenschein lang spaziert und ins Erlenwerk gestolpert und befinde mich jetzt in so großen geräumigen Räumlichkeiten, wo man das ursprüngliche Mauerwerk noch richtig oder wieder richtig sehen kann. Es gibt so ein paar Säulen, es gibt indirekte Beleuchtung und eine akustikisolierte Decke mit Strahlern. Dazwischen so ein bisschen anachronistisch Maschinen, die vielleicht in der Zeit von Alois Senefelder populär waren, aber in der heutigen Zeit, wo alles digital funktionieren muss, irgendwie ein bisschen aus der Zeit gefallen wirken. Wo bin ich hier gelandet? Das Erlenwerk ist eine Werkstatt für Druckgrafik und Papierhandwerk und wir bieten das für alle Leute an, alle Menschen, die Lust darauf haben, künstlerische Erfahrungen zu machen, für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Es gibt Grund- und Aufbaukurse und wir wollen das teilen und weitergeben und in unterschiedlichen Formaten hier arbeiten. Das ist Käthe Weinmann, eine von drei jungen, super engagierten Druckkünstlerinnen, die das Erlenwerk gerade mit Leben füllen, die hier Kunst machen und hier mitten im Dresdner Hechtviertel arbeiten wollen. Ihre beiden Kolleginnen lernt ihr jetzt kennen. Ich bin Sarah und ich bin die zweite im Bunde des Erlenwerks. Wir gründen hier eine Werkstatt, in der ganz traditionelle Druckgrafik betrieben wird, in der wir diese alten Handwerke an andere Menschen weitergeben wollen, unterschiedlichen Alters, an Kinder, Jugendliche, Erwachsene. Und die dritte im Bunde? Ja, hallo, ich bin Anna Pireva. Ich habe in der HFBK Dresden studiert und eigentlich seit dem zweiten Studienjahr habe ich die Lützow Werkstatt kennengelernt und seitdem drücke ich. Also da sind schon so acht Jahre und da habe ich tatsächlich Käthe kennengelernt, da habe ich auch Sarah kennengelernt. Das war ein sehr schöner Ort, wo ich mich selber sicher gefühlt habe, für ein Experiment bereit war und wo ich die schönen Seiten von Netzwerken und Gemeinsames in der Kunst erfahren habe. Einige Jahre war der Lützowstein tatsächlich mein Skizzenbuch. Da haben sich so viele Bilder entwickelt, dass ich jetzt gar nichts mehr aufführen kann. Ich kann gar nichts an Kunst denken ohne Druckgrafik. Diese Druckwerkstatt, die hier gerade entsteht, ist total schön, stilvoll eingerichtet, alles stimmt. Aber wenn ich nicht Journalist wäre, sondern Unternehmensberater wäre, würde ich den Dreien im Jahr 2024 eher von ihrem Projekt abraten, denn mit dem aktuellen Zeitgeist hat das, was hier passiert, wenig zu tun. Aber worum geht es hier, wollte ich von Käthe wissen. Dinge zu spüren, Dinge anzufassen, Dinge zu riechen, ist einfach eine Form des Lebens und das ist eigentlich das Leben überhaupt. Dass wir das können, dass wir auch mit unserer Kraft arbeiten können und dass wir Bilder entwickeln können, die eben nicht mit einem Pinsel bei Photoshop oder so gemacht werden, sondern dass man den Pinsel anfassen kann, dass man die Tusche anfassen kann, dass man mit seinen Händen arbeiten kann, dass man mit den Händen auf dem Stein arbeiten kann und man sieht seine Spuren. Das ist eine ganz wichtige Erfahrung und ja, das ist das Leben. Von Sarah wollte ich wissen, wem die Drei hier die Türen öffnen wollen. Also wir machen das für Menschen, die wie wir KünstlerInnen sind und irgendwo arbeiten möchten, die diese, wie Käthe gesagt hat, diese Entschleunigung und die Arbeit mit den Händen brauchen. Wir machen das für Menschen, die gar nichts mit Kunst zu tun haben und aber ein ganz, ganz starkes Bedürfnis danach haben, weil wir das auch spüren, dass dieses Bedürfnis existiert. Diese Menschen laden wir ein. Wir laden Menschen ein, die das irgendwann mal gemacht haben und dann ad acta gelegt haben, weil es ihnen vielleicht zu viel oder zu kompliziert war oder so. Wir laden Kinder und Jugendliche ein, sich auszuleben und das zu erfahren, wie es ist, wenn man eben ein Bild nicht mit Photoshop kreieren kann. Entschleunigung, analoges Arbeiten mit den Händen, Widmung sind Wörter, die hier immer wieder fallen. Anna bringt es so auf den Punkt. Wir, ich glaube, alle Drei glauben daran, dass Druckgrafik nicht nur um Vervielfältigung geht und das nicht wie ein Kontingent ist, womit man Geld verdient oder selber Geldscheine druckt. Genau weil es uns nicht um die Vervielfältigung geht, dann hat man, kann man durch Druckgrafik also ganz gestalterische Erlebnisse haben. Und das ist, was uns angelockt hat, auf Dauer in die Werkstatt zu arbeiten, uns zu vertiefen. Und wir glauben auch an diesem Potenzial. Ich glaube, viele Menschen brauchen auch diese Konzentration oder diese Widmung, einfach sich mit Gestaltung zu beschäftigen. Und wenn ich schon mal hier bin, will ich mir natürlich auch alles zeigen lassen. Zeit für eine Führung durchs Erlenberg oder für eine anachronistische Reise durch die Welt des Drucks. Genau, jetzt sind wir im Erdgeschoss. Hier ist der Druckraum. Wir haben drei Pressen, eine Steindruckpresse und zwei Radierungspressen. Die eine Presse ist mobil, also das heißt, wir können das auseinanderbauen. Das ist auch unsere jüngste Mitgliederin hier, das heißt, wir können die Presse auseinanderbauen und wir können zum Beispiel irgendwo hinkommen, ankommen und drucken. Diese Steine da, irgendwelche Friedhofs-Grabstein-Rohlinge oder was sind das für Steine? Also das ist ein ganz besonderer Stein, das ist nämlich Kalkstein. Den benutzt man traditionell für die Lithographie, weil dieser Stein die Fähigkeit hat, Wasser und Fett zu führen. Und man kann damit Flachdruck machen. Das bedeutet, dass man auf den Stein draufzeichnet. Also als allererstes muss man natürlich den Stein schleifen, das dauert ewig. Also hier ist auf einer Euro-Palette so ein dicker, fetter Steinstapel mit 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, also so etwa 20, 25 Stein und die haben so eine raue Oberfläche, sind ein bisschen hell, ein bisschen dunkel, rechteckig, also wie so überdimensionierte Schuhkartons übereinander gestapelt. Auf einer Euro-Palette sieht das aus. Dann sieht man da, wow, das hätte ich jetzt nicht erwartet, ganz kunstvolle Vögelchen drauf sitzen. Erzähl doch mal was zu diesen Originalen. Ja, du sagst, die haben eine raue Oberfläche, sie haben tatsächlich, an der Seite sind sie rau und das Wichtige ist, dass sie oben sehr, sehr glatt sind. Wir haben die Steine aus unterschiedlichen Werkstätten zusammengesammelt. Tatsächlich sind hier Steine zu sehen, die noch gar nicht für die künstlerische Praxis genutzt wurden. Also heutzutage ist Lithographie ja ziemlich out, aber dieses Druckverfahren hat doch mal eine richtige Medienrevolution ausgelöst. Also früher war ja die Lithographie ein ganz wichtiger Industriezweig. Es wurden Etiketten gedruckt und Postkarten und Landkarten und eigentlich alles, was gedruckt wurde, wurde mit Lithographie gedruckt und hier sieht man eben zum Beispiel Eierkornjagd stehen und das ist vielleicht ein Etikett gewesen oder hier sieht man diese Vögel, das war wahrscheinlich von einem Buch oder so einer Seite oder eine Postkarte oder so. Genau, das ist jetzt hier so erhalten und wir dürfen jetzt diese Steine nutzen, um künstlerisch damit zu arbeiten und freuen uns sehr darauf. Das gehört ja eigentlich ins Museum, oder? Das glauben wir nicht. Wir wollen damit arbeiten und wir denken eigentlich, das ist ein großer Schatz, das wissen wir, diese Steine zu nutzen und zu wissen, es wurden schon vor uns Dinge gedruckt und damit gemacht und jetzt dürfen wir damit weiterarbeiten und natürlich gehört es zum Prozess dazu, dass man die Steine dann abschleift und sein eigenes Bild darauf setzt und dann auch weiß, dass sein eigenes Bild auch wieder abgeschliffen wird und jemand anderes kommt und die Steine wieder abschleift. Wenn sie jetzt immer so bleiben würden, dann wäre die Funktion der Steine eigentlich verloren. Käthe, Sarah und Anna kennt ihr jetzt schon. Gleich lernt ihr Franka, Wally und Paula kennen. Das sind deren drei stille Kolleginnen, die für sie mindestens genauso wichtig sind, wie für manche von euch, Siri oder Alexa, aber reden können sie nicht. Was machst du gerade? Ich drehe am Rad. Also das ist Franka, das ist eine unserer Tiefdruckpressen und genau, ich drehe jetzt am Rad und drehe den Drucktisch sozusagen zwischen den zwei Druckwalzen durch. Wow. Wir haben gerade keinen Druck drauf. Also diese kleine mobile Presse funktioniert ungefähr ähnlich wie die Franka. Hat die auch einen Namen? Sie heißt Wally. Ja, und sie ist eigentlich eine sehr besondere Presse, weil das hat Walter Barth gebaut. Das ist ein Drucker, der sich jetzt spezialisiert für Pressen bauen und hier am Rad, dann siehst du diese gegossenen Beine und wenn man den Rad dreht, dann läuft die Presse, die Beine bewegen sich. Die läuft fast wie von alleine und deswegen gibt es auch fast kein Geräusch, was dazu kommt. Der Geräusch ist eher bei dieser Presse. Das ist eine Krause Presse aus Leipzig. Als Lithographie ganz neu war, da werden tausende solcher Presse hergestellt und überall auf die Welt gestreut. Diese Presse ist aus der Schweiz und den haben wir zusammen mit einer wunderschönen Lithowerkstatt abgekauft, die sehr gut erhalten und da, die funktioniert etwas anders. Das ist eine Reiberpresse. Das heißt, hier oben habe ich einen Hebel und dann stelle ich den Druck ein. Unten auf dem Tisch gibt es einen Stein. Ich ziehe den Hebel runter und da sieht sich der Reiber auf dem Stein und mit diesem Kurbel, jetzt werde ich das nicht so durchziehen, aber jetzt mache ich den Kurbel runter und ziehe es ein bisschen mehr ein. Wir gehen jetzt einmal hier durch diesen Säulengang durch und kommen in den zukünftigen Aufenthalts- und Barbereich. Wir wollen hier an dieser Stelle eine kleine Bar einrichten, weil natürlich, wenn man hier arbeitet, man auch auf jeden Fall Pause machen muss und die Pause ist uns natürlich auch wichtig, weil in der Pause wird geredet und philosophiert über Kunst und Druck und dazu sollen wir einladen. Wir sind jetzt auf dem Weg nach unten und laufen hier an einer Papierschneideschere vorbei. Das ist eine Druckwerkstatt und Papierwerkstatt und natürlich wird hier auch großes Papier geschnitten und dafür ist diese Schneidemaschine da. Okay, jetzt geht es weiter hier um die Ecke, kommt so eine kleine Wendeltreppe, so ein bisschen wie im Rapunzelturm, geht es jetzt bergab in den Keller und links und rechts habe ich das Gemäuer und die Treppe macht einen ziemlich neuen Eindruck. Jetzt kommen wir in die geheimen Hallen, betreten verboten, nur auf Anfrage, die Relativierung dahinter, und sind in so einem Kellergewölbe mit einem kleinen Waschbeckenbereich. Also aufgebockt auf so Holzböcken ist ganz viel Material, was so ein bisschen wie Pappmaché aussieht. Wir sind jetzt hier genau in der Papierwerkstatt. Das ist alles ja noch recht nicht durcheinander, aber es ist noch nicht so sortiert, wie wir das uns dann wünschen und du siehst hier Filze. Auf diese Filze wird das nasse Papierfaser gegautscht, dann werden diese Filze aufgehängt und später kann das Papier abgezogen werden und dann hat man Papier. Was bedeutet gegautscht? Gegautscht heißt, dass man dieses Sieb auf dieses Filz drauflegt und abwalzt. Also gautschen ist auch der Fachbegriff dafür. Also das sind Siebe, die wir in Eberhanshausen gekauft haben. Also haben wir auch eine ganze Werkstatt gekauft, eine ganze Papierwerkstatt und das sind total toll erhaltene Siebe. Die sind nämlich sehr kompliziert herzustellen, weil das Draht ist, der doppelt und dreifach da drauf getackert, genäht wird und dann gibt es diesen Holzrahmen außenrum und man geht dann mit diesem Holz mit dem Gitter drauf, geht man in die Papierpulpe, also in ein großes Gefäß, in dem die Papierfasern schwimmen und dann holt man sozusagen auf diesen Rahmen das Papier raus, dreht das um und presst das, wie Käthe gesagt hat, auf die Filze drauf. Beim Betrachten eines Siebs, das für mich selbst schon wie ein Kunstwerk aussieht, entdecke ich etwas Schnörkliges. Was ist das? Also das ist tatsächlich ein Wasserzeichen. Also du hast, wenn du das Papier abgaut, hast du diese Prägung. Ich glaube, das ist einfach irgendein florales Muster irgendwie und das ist tatsächlich sehr erhaben, also du wirst es sehr stark in der Papierfaser spüren und das ist sozusagen auf jedem Blatt Papier ist diese Prägung drin und dann gibt es bei vielen Papieren diese Prägung mit z.B. Hahnemühle oder Fabriano, die haben dann eine Prägung mit der Schrift drin, also das ist dann auf dem Sieb drauf. Ich komme mir ein bisschen vor wie im Keller eines Museums und plötzlich stolpere ich über einen Koffer, wie ihn meine Uroma noch hatte. Der ist mindestens 70 Jahre alt, schätze ich. Das ist der Papiervertreter-Koffer. So ein richtig alter Koffer, wie meine Uroma ihn noch hatte, in einer anderen Farbe, aber so richtiger Lederkoffer mindestens aus den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts und da drin sind Bögen mit Spargelpapier. Könnt ihr dazu was erzählen? Sieht ein bisschen aus wie Fischhaut oder so. Ja, eigentlich nur, dass es halt sehr sehr dünn ist und die Fasern länger und dadurch ist es so schön stabil. Und dann gibt es hier dieses Heftchen und da sind einfach ganz viele Papiere aus unterschiedlichen, das ist hier Bambus zum Beispiel und da hat er hier die alle zusammen gebunden, damit man da durchgucken kann und ein bisschen fühlen kann, wie sich unterschiedliche Papiere anfühlen. Es gibt diese Papiere, die eben wie das Spargelpapier sehr sehr dünn und fast schon, die haben auch diesen Sound wie dieses Geschenkpapier fast schon. Dann gibt es das Papier, was so ganz samtig ist. Das kommt total auf die Faser an einfach und auch wie grob und fein die die Fasern gemahlen werden. Also wenn man die Faser sehr grob lässt, dann hat man hier diese super raue Struktur und wenn man sie ganz ganz fein malt, dann kriegt man ein sehr sehr glattes Papier auch hin. So, in der Papierwerkstatt habe ich alles gesehen. Jetzt wird es langsam ätzend. Ja, tatsächlich sind wir hier in unserem zukünftigen Ätzraum. Wir bieten ja auch Tiefdruck an und für den Tiefdruck wollen wir auch die Platten ätzen, also nicht nur kalte Techniken verwenden, sondern auch warme und dafür benutzen wir Eisen-Trichlorid. Das steht jetzt hier schon, das haben wir schon und dann werden hier Arbeitstische und so Ätzschalen rumstehen und dann kann man hier seine Platten ätzen. Ja, wollen wir mal die Treppe wieder hinauf schreiten. Ihr könnt ganz schön stolz sein auf das, was ihr hier auf die Beine gestellt habt und ich bin mir sicher, dass die Zukunft rosig und strahlend wird für das, was ihr hier macht, wenn ihr so weitermacht, wie ihr bis jetzt schon losgelegt habt. Vielen Dank. Ansonsten ist wichtig, dass wir am 7.6. unsere große Eröffnung haben. Da kann man ab 16 Uhr unsere Werkstatt besuchen. Da wird es ein kleines Angebot geben mit einem Workshop, da wird es was zu essen geben, was zu trinken, ein Konzert und eine kleine DJ-Session und tatsächlich nach ewigen Zeiten eine Ausstellung von uns dreien, weil jetzt, wo wir die Werkstatt gegründet haben, können wir endlich auch unsere gemeinsame Ausstellung machen.

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