The speaker welcomes everyone to an event about the future of commons. They discuss the importance of community and the challenges we face, such as climate change. They have had workshops and discussions on how to approach these challenges through community-based practices. They introduce Friederike Habermann, an expert on commons, who will discuss the concept and its potential for a new world. The speaker then talks about commons as a social structure where people organize their cooperation and shares resources. They explain the history of commons and how it transformed into private property. They argue that commons are not market-based and advocate for a different understanding of ownership.
Herzlich willkommen zu unserer Veranstaltung mit den Comments in die Zukunft oder die Wiederentdeckung der Gemeingüter. Da haben wir ganz zwei verschiedene Begriffe hier, führen wir dann zusammen, gucken wir, was es damit auf sich hat. Unser Festival geht in diesem Jahr um Gemeinschaft, Gemeinwohl und Gemeinsinn. Drei Begriffe, die wir versucht haben im Programm zu erläutern, zu schauen, welches Potenzial bergen die für die Frage, wie wir die großen Herausforderungen, die so vor uns stehen, wie der Klimawandel, das Artensterben, wie wir das angehen können und welche Rolle diese Begriffe spielen, welche Rolle Gemeinschaft spielt.
Wir haben ganz verschiedene Zugangsweisen versucht zu finden, hatten heute Vormittag einen Workshop zur Frage, wie man Politik in der Stadt macht, die bürgernah ist, wie findet man Zugang dazu. Wir hatten vorhin eine Podiumsdiskussion, wo wir auch geschaut haben, wie sieht das eigentlich aus bei Praktikern, die aus ganz unterschiedlichen Perspektiven versuchen, gemeinschaftsbasierte Praxis zu machen, also hier in der Stadt und welche Erfahrungen bringen die mit, gerade darin, ihre Ideen, ihre Projekte zu vermitteln. Und jetzt wollen wir nochmal schauen, was es eigentlich so im Detail auf sich hat mit gemeinschaftsbasierter Praxis, was das vielleicht auch auszeichnet auf eine ganz spezifische Art und Weise mit einem ganz speziellen Zugang.
Vielleicht ganz kurz was dazu, Gemeingüter und Commons, das ist also ein nicht so neues Konzept und ursprünglich ist das von der Politikwissenschaftlerin Eleanor Ostrom wieder in die Öffentlichkeit so getragen worden. Sie hat entdeckt, dass Gemeingüter, die wir tatsächlich auch brauchen, also planetare Gemeingüter vor allen Dingen, Dinge wie unsere Atmosphäre, die Weltmeere, die Fischbestände in den Weltmeeren, vielleicht auch Wälder und Seen, also Dinge, die für unser Leben auch wichtig sind, die wichtige Umweltsysteme und Umweltdienstleistungen erbringen, dass die ja nicht wirklich geschützt werden, dass die Krisen, die wir heute haben, vielleicht auch deswegen existieren, weil die Art und Weise, wie wir die Dinge zusammen bewirtschaften und pflegen irgendwie nicht mehr zu den Verhältnissen passt und wir brauchen neue Möglichkeiten und Methoden, das wieder in den Griff zu kriegen, also neue Verfahren oder neue Ideen, wie man eben Gemeingüter wieder managen kann, wie man hier wieder Pflege, Bereitstellung nachhaltig gestalten kann und ja, ein Konzept findet sich dann in den Comments oder in der Gemeingüterwirtschaft, das ist gar nicht so neu, das gab es früher schon einmal und genau, wir wollen uns mal heute anschauen, was ist da eigentlich daraus geworden, wir haben ja auch im Titel stehen, die Wiederentdeckung der Gemeingüter, also genau, was ist da passiert, wo sind die verschwunden, warum sind die verschwunden und welches Potenzial bergen wir eigentlich dafür, eine neue Welt, eine neue Wirtschaft vor allen Dingen auch zu denken und zu praktizieren und ich freue mich, dass für diese Fragestellung, für diesen Einblick Friederike Habermann heute zu uns gekommen ist, sie ist Comments-Expertin und Mitglied im Comments-Institut, also auch einem Netzwerk, das sich eben genau mit der Erforschung oder auch Verbreitung der Idee von Comments beschäftigt, vielleicht ganz kurz was zur Person, Friederike Habermann ist Wirtschaftswissenschaftlerin und Historikerin, schreibt, lehrt und forscht als freie Wissenschaftlerin und nach beruflichen Stationen in Südamerika promovierte Friederike Habermann zu der Homo Economicus und das andere Hegemonie, Identität und Emanzipation, also vielleicht hier auch schon mal einen Ausblick auf eine Perspektive, die man hier vielleicht heute finden wird.
Friederike Habermann engagiert sich im Netzwerk Comments-Institut, das habe ich schon gesagt und beschäftigt sich mit vielfältigen Formen solidarischen Wirtschaftens, unter anderem hast du publiziert, Halbinsel gegen den Strom, anders leben und wirtschaften im Alltag, der unsichtbare Tropenhelm, wie koloniales Denken noch immer unsere Köpfe beherrscht, Geschichte wird gemacht, Etappen des globalen Widerstands, Ecomony, Umkehr zum Miteinander, auch ein schönes Wortspiel, was, denke ich, gut zum Ausdruck bringt, was da drinnen stecken kann und ausgetauscht, warum gutes Leben für alle tauschlogikfrei sein muss.
Also ich denke, wir haben auch hier die Möglichkeit, mal so ein paar interessante neue Perspektiven zu sehen, über die wir nachdenken können. Ich freue mich, dass du da bist, hierher gefunden hast und würde jetzt die Bühne eröffnen für dich. Vielen Dank, dass du da bist. Ja, vielen Dank auch von meiner Seite für die Einführung und genau, ich habe mir erlaubt, den Titel ein bisschen umzuformulieren und vielleicht auch zuzuspitzen, denn von Gemeingütern sprechen wir eigentlich nicht mehr unter den Menschen, die sich intensiv mit Commons beschäftigen, sondern eben mit Commons, weil es eben genau mit dieser Gemeinschaftlichkeit zu tun hat, die ja auch schon in der Ankündigung von heute steht.
Beginnen möchte ich mit diesem Bild. Ich weiß nicht, ob es jemand erkennt. Ich habe selbst lange in Hamburg gelebt. Da gibt es so öffentliche Fähren über die Elbe und ich hätte mir nicht vorstellen können, dass da ein Sturm das Wasser rein treibt und es zu dieser kleinen Katastrophe kommt, in dieser Fähre, genau wie man sich vor kurzem wohl noch nicht hätte vorstellen können, dass in Kiel Menschen vom Tornado ins Wasser gestoßen werden oder im Ahrtal etc.
Und das hier ist ein Standstill, den ich aus dem Video davon gemacht habe, was jemand zufällig gedreht hatte oder die Überwachungskamera, ich weiß gar nicht. Und es ist halt genau der Moment, wo die Katastrophe schon da ist und noch alle in ihre Bücher und Smartphones gucken. Und das ist für mich so sehr sinnbildlich für unsere Gesellschaft jetzt geworden. Das hat viel damit zu tun, dass wir immer glauben, es gäbe keine Alternative. Und ich glaube, eigentlich wäre die Alternative ziemlich einfach.
Das ist die Botschaft von heute und sie heißt Commons. Und es gibt noch einen Grund, weshalb ich dieses Bild gewählt habe. Wenn wir Hollywoodfilme gucken, dann ist es immer so, wenn Katastrophen passieren, dann werden wir alle zu Monstern. Wir trampeln die Kinder und die Alten platt und haben dann auch uns selbst im Kopf. Und allerhöchstens der Held hat noch was anderes im Sinn. Das ist das typische Muster. Es gehört zu den Sachen, die empirisch komplett widerlegt sind und die trotzdem immer wieder im Alltagsverstand so bleiben.
Tatsächlich ist es so, dass Menschen kleine Gruppen bilden und sich organisieren und gerade gucken, wer kann sich vielleicht nicht so helfen und sich um die kümmern. Und dieses Bild, dass es anders wäre, beherrscht uns so sehr, dass in der Katastrophe von New Orleans die Nachrichten voll waren von Morden und Vergewaltigung, die gar nicht stattgefunden haben, wie man hinterher festgestellt hat. Dieses sich in Gruppen zusammenfinden, gucken, was steht an und das miteinander gleichberechtigt regeln, das sind Commons.
Gabriele Winker ist Mitbegründerin des Netzwerks Care Revolution, die also aus den ganzen Problemen, die sich im Care-Bereich, in Pflege, aber auch überhaupt in der Care-Ethik hervortun, damit beschäftigt und dieses Buch geschrieben hat, wie eine Transformation möglich ist und sie definiert Commons als Sozialgefüge, in denen Menschen ihre Zusammenarbeit gleichberechtigt organisieren. Regeln, Arbeitsverteilung, Nutzung und sie nennt sie die Grundeinheiten einer solidarischen Gesellschaft. In diesem Sinne verstehen wir Commons, inwieweit das zusammenhängt, das möchte ich jetzt klar machen. Commons ist eigentlich nichts anderes als das alte deutsche Wort, ein Mände.
Aber wer das überhaupt noch kennt, für den ist es meistens die Vorstellung einer einzigen Wiese im mittelalterlichen Dorf, auf die die Bauern und Bäuerinnen gemeinschaftlich ihre Schafe treiben konnten. Es ist also nicht Privateigentum, es ist auch nicht Gemeinschaftseigentum eigentlich, sondern es ist ein anderes Verständnis, was ich noch genauer erläutern werde. Aber erst nochmal zurück zu diesem Bild von der einen Wiese im Dorf. Garrett Hardin, ein Biologe, hat 1968 einen Artikel geschrieben mit dem Titel The Tragedy of the Commons.
Und das wurde zur Wirtschaftsdoktrin. Jahrzehntelang war nichts anderes zu hören in Wirtschaftswissenschaften als dies von der Tragödie. Das Bild ist, alle Bauern und Bäuerinnen, faktisch, aber natürlich nicht im Bild, die wir im Kopf haben, weil Frauen waren viel gleichberechtigter im Mittelalter, als wir uns das vorstellen, treiben ihre Schafe auf diese eine Wiese. Und dann, sagt Garrett Hardin, wollen ja alle möglichst viel Schafe auf die Wiese treiben und deshalb ist sie dann überweidet und kaputt. Das ist die Tragödie.
Ellen Ostrom, Christian hat sie eben schon erwähnt, hat dann nicht zufälligerweise, direkt nach der Finanzkrise, als erste Frau und als Nicht-Ökonomin den sogenannten Nobelpreis, Alfred Nobel hätte wahrscheinlich für Wirtschaft keinen ausgelobt, sondern nur für harte Naturwissenschaften, aber das möchten die Wirtschaftswissenschaften ja immer sein, also den sogenannten Nobelpreis für Wirtschaft dafür erhalten, dass sie weltweit existierende Commons untersucht hat und festgestellt hat, es gibt noch ein Element, was in Wirtschaftswissenschaften in der Regel nicht vorkommt, Menschen können miteinander reden und dann könnte sich Regeln geben und deshalb kommt es nicht zur Tragödie der Commons.
Silke Helfrich, leider vor anderthalb Jahren beim Bergsteigen tödlich verunglückt, Comics-Expertin, haben wir schon im Vorgespräch gerade darüber gesprochen, hat mal gesagt, ich zitiere sie, Wasser ist Gemeingut, sagte ich bisweilen, das ist Unsinn, begreife ich heute, Wasser ist, was es ist, H2O, aber es wird zu dem, was wir daraus machen, entweder Ware, Privatgut oder öffentliches Gut oder Gemeingut, es kommt darauf an, wie wir mit dem Wasser umgehen. Ellen Ostrom hatte acht Design-Prinzipien herausgearbeitet, wie Commons funktionieren und Prinzipien sind ja eigentlich immer so, das muss unbedingt passieren, sonst ist es kein Commons.
Zum Beispiel, Commons brauchen immer eine geschlossene Gruppe, weil wenn ich etwas zum Nutzen habe und es ist offen, dann können wir alle sich draufstürzen und in dieser Welt käme es dann wahrscheinlich auch zur Tragödie der Commons, das ist das Open Access sozusagen, so wie die Kondensatoren in die Welt gegangen sind und gedacht haben, wir können jetzt überall die Commons nehmen, weil da ist ja kein Zaun drum. Ich habe mich daran immer gestört, weil wenn etwas eine geschlossene Gruppe ist, dann ist es auch kein Commons mehr, dann ist es Gemeinschaftseigentum.
Silke Helfrich ist anders vorgegangen, sie und andere haben eine Mustersprache entwickelt, das heißt, sie haben sich auch diese Commons angeguckt und haben gesagt, welche Muster sehen wir da drin? Nicht, es muss unbedingt so sein. Vorbild ist Christopher Alexanders Mustersprache aus der Architektur. Christopher Alexander sagt, ein Raum wirkt in der Regel lebendiger, wenn von zwei Seiten Licht ist, also wenn wir uns vorstellen, von da käme noch Licht, also von hier, dann wäre es ein bisschen lebendiger und so sind diese Muster beim Commoning.
Gruppen funktionieren besser, verwalten von Ressourcen etc. funktioniert besser, wenn diese Regeln oder diese Muster vorfindbar sind. Ich werde sie noch mal ein bisschen genauer später zeigen. Und noch mal zu dem geschlossenen, ich glaube auch, dass Silke schon weiter fortgeschritten war, also da hat sie die Formulierung von halbdurchlässigen Membran, das heißt, ja, es ist nicht völlig offensichtlich. Ich mache das mal an meinem Projekt, wo ich 15 Jahre gewohnt habe, da sind die Häuser auch Commons, das ist ein offener Platz, jede Person kann da hinziehen.
Ich habe ein Zimmer, das heißt, ich besitze es, ich kann es nicht vermieten und verkaufen, da kommen wir gleich zu, aber ich ziehe aus, dann kommt eine andere Person, das heißt, ich bin nicht mehr Teil von diesem Commons, aber die andere Person. Und die andere Person nimmt es in Besitz, ohne dass sie es kaufen muss und ohne, dass sie zu einer bestimmten Identität oder Gemeinschaft gehört. Commons sind also nicht einfach, sie werden gemacht, das ist die Formulierung.
In der Menschenwissenschaften ist es so, dass es vor allem Klima ist oder die Weltmeere, also überall da, wo man nicht kleine einzelne Einheiten aus dem Commons machen kann, die man dann zu Privateigentum erklären kann. Und auch wenn es zum Beispiel beim Klima dann die CO2-Emissionen sind, die man kaufen kann, dann kauft man sie, um kaputt zu machen. Das ist ein Verständnis, das erst mit Eigentum auch in die Welt kam. Da komme ich jetzt auch gleich zu.
Ich gehe nochmal hier hin, nochmal kurz zu einem Aufsatz. Da steht drin, wörtlich, darin liegt die Tragödie. Jedermann ist fester Bestandteil eines Systems, das ihn seine Herde grenzenlos zu vermehren zwingt und das in einer begrenzten Welt. Da haben die ganzen Wirtschaftswissenschaftler jahrzehntelang schlecht gelesen, weil es ist nicht das Commons, was zum Vermehren zwingt, es ist die Marktwirtschaft, die zum Vermehren zwingt, weil Betriebe wachsen müssen in der Marktwirtschaft. Da komme ich später nochmal zu, warum das so ist.
Das heißt, selbst in diesem Artikel eigentlich ist es so, dass die Tragödie nicht Strategy of the Commons ist, sondern of the Commodity, der Ware, wo die Tragödie des Marktes. Commons sind also auch nicht Markt und sie sind nicht Marktlogik, ich spreche von Tauschlogik, wie einige andere auch, weil es uns das näher bringt, aber dazu komme ich auch nochmal später. Jetzt möchte ich erstmal in die Geschichte zurückgehen, wie aus Commons Eigentum wurde. Rosa Luxemburg fragt an einer Stelle, warum sind die Gesetze der Nationalökonomie, heute heißen sie Wirtschaftswissenschaften, eigentlich so kompliziert und heute sind sie noch komplizierter als im 19.
Jahrhundert. Zur Zeit vom Reich, vom Karl des Großen, um 800 waren die nämlich noch ganz einfach. Menschen haben produziert und andere Menschen sind vorbeigekommen und haben es ihnen weggenommen. Der Adel ist vielfach herumgereist und hat dann gesagt, Gott hat das so eingerichtet, dass du mir deine Ernte gibst und wenn du es nicht glaubst, dann mache ich dich einen Kopfkurzer. Das war ziemlich einfach zu geschauen, sagt Rosa Luxemburg. Der dümmste Bauer hat es geschaut, meint sie. Und das, was wir lernen in der Schule als Bauernkriege 1525, ist dann der blutige Abschluss in Kontinentaleuropa von den sozialen Bewegungen, die in der Zwischenzeit entstanden sind.
Ungefähr im 11. Jahrhundert fängt es an, dass soziale Bewegungen sich bilden und umgekehrt passiert etwas anderes und dieser Struggle, dieses Ring darum geht über Jahrhunderte. Was passiert ist, dass der Adel Eigentum an Land erfindet und dafür müssen wir jetzt nochmal gucken, was ist eigentlich Eigentum, was vorher nicht war. Im Mittelalter war es noch so, dass ein Burgherr und eine Burgdame die Burg, in der er oder sie lebte, nicht zerstören durfte. Das war ein Lehnen von Gott.
Eigentum aber im modernen Sinne, wie wir es kennen, hat die absolute Sachherrschaft. Wir dürfen es kaputt machen. Das kommt aus der römischen Sklavenhaltergesellschaft. David Graeber, Anthropologe, beschreibt das sehr schön, weil die römischen Juristen nämlich das Problem hatten, dass die Sklaven getötet werden durften. Rom war sehr imperial und die haben dann Menschen mitgeschleppt und die versklavt und der Pater Familias durfte sie umbringen. Das war juristisch nicht zu fassen mit dem Besitzbegriff, was man eben nicht kaputt machen durfte.
Und es wurde der Begriff Dominium eingeführt dafür. Dieser Begriff hat sich dann erst auf Gegenstände ausgeweitet. Schmuckschatullen und so weiter, sagt David Graeber. Also Eigentum darf zerstört werden und dann gibt es noch einen anderen entscheidenden Eigentum. Eigentum ist das rechtliche Verhältnis. Besitz ist das, was jemand braucht und gebraucht. Eigentum ist das, was mir rechtlich gehört und wovon ich andere ausschließen kann, obwohl ich es selbst gar nicht brauche. Das ist historisch neu. Waffengewalt, andere Begründungen hat es natürlich gegeben, aber diese Legitimierung ist historisch neu.
Braucht es doch jemanden, kann ich dafür Miete, Pacht etc. verlangen. Ich mache es gern deutlich an der Wohnung. Der Mieter ist der Besitzer, die Vermieterin ist die Eigentümerin der Wohnung. Und Besuch kann auch nochmal kommen und die Wohnung benutzen. Also der Adel nimmt dieses Konzept Dominium und erfindet damit Eigentum an Land. Vorher war alles landkommend und nicht nur die eine Wiese im Dorf. Entweder es wurde vererbt über Familien, das gab es auch, aber es gab auch viele Gegenden, wo das Land rotierte.
Und in Dorfversammlungen wurde auch miteinander entschieden, was wie angebaut wird. Nun wird als erster Schritt Pacht eingeführt. Der alle sagt, das ist unser Land, also müsst ihr Pacht zahlen. Es gibt Menschen, die sagen, das ist praktisch die Geburt des Kapitalismus, weil zum ersten Mal nicht nur eine Gesellschaft mit Markt existierte. Bauern bringen einzelne Produkte in die Stadt, sondern sie in Konkurrenz miteinander leben müssen. Jetzt, die ersten werden landlos, weil die anderen einfach besser wirtschaften können und sich deshalb mehr Land leisten, also mehr Land bekommen.
Der zweite Schritt davon, Version, ist dann die direkte Einzäunung. Das ist auch als Raub der Almende bekannt. Der Adel sagt, die Kaufleute in Genua werden so reich im Fernhandel, das hätten wir auch gerne. Und deshalb zählen wir jetzt einfach das Land ein. Dafür wurden auch Dörfer richtig platt gemacht und dann wurden da Schafe draufgestellt und die Menschen mussten in die Städte ziehen als Proletariat. Erstaunlich spät wird das Eigentum dann erst legitimiert und zwar von John Locke 1690 in seinen Abhandlungen über die Regierung.
Da ist meistens einfach dieser eine Absatz zitiert, da heißt es, obwohl die Erde und alle niedere Lebewesen allen Menschen gemeinsam gehören. Das war also noch 1690 Alltagsverstand. Alles gehört allen, Gott hat es zur Verfügung gestellt. Dann heißt es aber, mein Körper ist ja meiner und wenn ich deshalb etwas dem Zustand der Natur entrücke, also einen abbeflücke, dann ist das meiner. Letzter Absatz, zumindest dort, wo genug und ebenso Gutes den anderen gemeinsam verbleibt. Das ist eigentlich keine Legitimierung von Eigentum, das ist eine Legitimierung von Besitz.
Ich nehme mir was ich brauche und gucke, dass die anderen ebenso Gutes haben. Das ist keine Legitimation, dass auch in Deutschland zehn Personen so viel gehört wie die ärmeren Hälfte der Bevölkerung und weltweit waren mal acht. Ich weiß gerade nicht, was die aktuelle Zahl ist. Aber Locke hat auch noch andere Stellen in seinen Abhandlungen. Einige Seiten weiter heißt es zum Beispiel, meines auch das Gras, dass man Pferd gegessen und der Torf, den man knecht, gestochen. Denn es gibt Menschen, die sind nicht zu eigentumfähig und wer nicht zu eigentumfähig ist, kann nicht als Teil der bürgerlichen Gesellschaft betrachtet werden, da deren Endzweck die Erhaltung des Eigentums ist.
Hier haben wir eine kleine Erklärung dafür, wofür der moderne Nationalstaat da ist und das Staatsmonopol, nämlich das Eigentum zu schützen gegenüber dem Alltagsverstand, der das vielleicht anders aufteilen würde. Wenn man noch mal weiter geht, dann sieht man, dass letztlich das Argument ist, ob man etwas auf dem Markt verkauft. Locke guckt sich auch die Tätigkeiten der Energien in Nordamerika an und investiert sich dafür aber nicht als Arbeit, weil das Argument ist, offensichtlich sind sie nicht produktiv bei dem, was sie machen, weil sie bringen keinen Überschuss auf den Markt und deshalb haben sie ihr Recht auf Eigentum verwirkt.
Auch der Knecht bringt nichts auf den Markt, weil er dazu nicht die Freiheit hat, die Frauen haben nichts auf den Markt gebracht, weil sie ihre Kinder nicht verkauft haben und die Indigenen haben nichts auf den Markt gebracht, weil sie einfach andere Wirtschaftsformen hatten, aber soweit hat der Horizont halt nicht gereicht, das zu sehen. Das war die Begründung, mit der jahrhundertelang Europa in die Welt gegangen ist und Länder und Land überall eingezäunt hat und das wurde eben sozusagen als Erfüllung des göttlichen Gebots auch verstanden.
Commons ist also am Ende aber nicht Eigentum und es hat sehr viel mit Arbeit zu tun, weil, ich mache es jetzt mal wieder an den Beispielen der Kolonien, überall wo die Konservatoren hinkamen, gab es natürlich funktionierende Wirtschaftssysteme, die Leute haben ja nicht gehungert und sie hatten damit auch kein Interesse auf den Plantagen zu arbeiten. Also hat Gray, der uns heute nur noch als T-Sorte bekannt ist, das in zwei Schritten zusammengefasst, was gemacht werden muss. Man muss ihnen erstens das Land wegnehmen, damit sie sich selbst nicht mehr ernähren können, genau wie das in Europa mit dem Raub der Almände passierte und zweitens muss man Steuern erheben, gern war das in Form einer Hüttensteuer.
Menschen haben also eine gute Wirtschaft gehabt, haben gut gelebt, aber ohne Geld und mussten jetzt Steuern zahlen, weil einfach Geld gedruckt wurde und dann gesagt wurde, ihr müsst uns jetzt dieses Geld zahlen, aber dafür müsst ihr erst mal an das Geld rankommen, weil das haben wir ja gedruckt und das ist entweder passiert, indem Menschen auf den Plantagen dann doch arbeiten mussten oder indem sie ihre Produkte verkauft haben, dann haben sie alle gleichzeitig verkauft, wurde sehr billig, dann später im Jahr wurde es teurer, sie mussten teilweise zurückkaufen, sie sind so in den Geldkreislauf reingekommen.
Ähnlich ist der Prozess in Europa gelaufen, das Ganze hat auch viel mit der Disziplinierung von uns Menschen zu tun, als Arbeitstiere, sage ich jetzt mal oder was auch immer. Hier ist eine Tretmühle, heute sieht die so aus, das Hamsterrad, was von innen aussieht wie eine Karriereleiter. Das hat auch sehr viel mit Geld zu tun, ist ja klar und es ist sehr wichtig, wenn wir uns überlegen, wie wir anders leben und wirtschaften können, uns bewusst zu machen, was hier in Zitaten von zwei AnthropologInnen steht, es hat nie eine Gesellschaft existiert, wo Individuen miteinander getauscht haben.
Seit Jahrhunderten suchen Forscher mittlerweile nach diesem sagenhaften Land des Tauschhandels alle Unerfolgs, sagt David Graeber und schlicht und einfach wurde nicht ein einziges Beispiel einer Tauschwirtschaft jemals beschrieben, ganz zu schweigen davon, dass daraus Geld entstand, sagt Caroline Humphrey. Es gab ganz unterschiedliche Ökonomiesysteme, es gab sehr hierarchische, es gab sehr gleichberechtigte, aber es gab nie Tausch im Sinne von Tauschlogik, ich werde es gleich nochmal ein bisschen genauer illustrieren, innerhalb von der Gesellschaft. Mit anderen Gesellschaften, ja, David Graeber sagt, bevor ich Krieg gemacht habe mit einer anderen Ethnie, hat man getauscht, noch für 500 Jahre war es dasselbe Wort im Deutschen, tauschen und täuschen, weil man die sozusagen nicht wiedergesehen hat, mit denen musste man sich nicht gutstellen.
Dieses Arbeiten macht noch etwas mit uns, man nennt es den Gummibärchen-Effekt. Belohnungen machen uns faul und unsolder, ich habe es hier zusammengefasst, das Bild, weshalb es aus der Mitarbeiter-Motivationsliteratur Gummibärchen-Effekt heißt, ist das eine Kindergruppe, man erzählt ihnen Geschichten und dann malen sie begeistert, Feen und Drachen und Schlösser und was auch immer und dann sagt man jetzt gibt es ein Gummibärchen noch obendrauf für jedes Bild, dann machen sie alle nur noch Punkt, Punkt, Komma, Strich. Dann werden die Gummibärchen gesammelt und wenn man dann sagt, die Gummibärchen sind alle, hören alle auf und haben vergessen, dass sie mal aus Begeisterung gemalt haben.
Das kann man mit Erwachsenen machen, das kann man mit Hilfsbereitschaft machen, das kann man mit Solidarität machen, schon um die Jahrtausendwende gab es 150 Studien, die das alle immer wieder belegt haben. Und so glauben wir dann, dass wir alle immer nur faul sein wollen und arbeiten müssen gegen Belohnung. Das heißt, wir haben das natürlich verinnerlicht, wir sind sozusagen das passende Gegenstück zu dem, was sich in der Wirtschaft gebildet hat. Ich mache hier an einer späteren Stelle so Nachfragepausen, falls irgendwas unklar war.
Jetzt wäre eine Gelegenheit dafür. Ganz am Anfang war diese Unterscheidung zwischen Gemeingut und Open Access. Und dass das Gemeingut sozusagen einer abgeschlossenen Gruppe gehört. Also diesen Unterschied konnte ich noch nicht ganz greifen. Ja, ich habe es versucht deutlich zu machen. Also erstmal, ich benutze jetzt Gemeingut eigentlich, weil es im Titel ist und weil es früher teilweise auch benutzt wurde, aber synonym zu Commons. Wobei eben im Gut mehr auf die Sache verwiesen wird. Und wie wir heutzutage betonen, dass no Commons for that commoning.
Vielleicht die Frage, diese Wiese da im Mittelalter, wo sozusagen alle Schafe drauf geweidet haben. Könnte man da sagen, das hat dieser Gruppe, dieser abgeschlossenen Gemeinschaft gehört? Oder hat es niemandem gehört, wo dann aber auch Bauern von anderen Dörfern auch hätten ihre Schafe weiden können? Ich denke letztendlich, also ich denke, wenn jemand ins Dorf gezogen ist, dann schon. Aber das Mittelalter war jetzt schon sozial eine relativ starre Gesellschaft vielleicht. Ich habe das einerseits deutlich gemacht an meinem alten Projekt, wo ich gesagt habe, ja, in diesem Projekt, es gibt eine Gemeinschaft, die bildet dieses Projekt, weil die wohnen dann da.
Aber das kann eben wechseln. Das heißt, es ist halbdurchlässig, wie Silke Häferich das gesagt hat. Und das andere Beispiel, an dem ich einen Unterschied versucht habe, deutlich zu machen ist, eben wie ja eigentlich in den Kolonien auch das Land Commons war. Und weil es aber nicht eingezäunt, das heißt, es wurde schon gepflegt und verwaltet, aber weil es nicht eingezäunt war, haben die Europäer nur gesehen, es ist offen zugänglich. Oder es ist einfach nicht eingezäunt, also hat es noch niemand.
Weil halt in diesen Gegengesetzen auch gedacht wurde. Solange es nicht eingezäunt ist, kann ich es einzäunen. Also Commons hat ganz viel damit zu tun, zu überwinden, das komme ich dann auch gleich am Schluss noch mal ein paar Slides zu, nicht zu überwinden nur in, es gibt Eigentum oder niemand hat irgendwas zu denken. Also diese Gegensätze zu überwinden, wie wir halt lernen als Gegensätze, weil wir halt damit unser Denken auch begrenzen. Hat das ein bisschen geklärt? Darf ich da auch noch mal ganz kurz darauf reagieren? Ich finde die Frage sehr, sehr spannend und ich habe auch in Vorbereitung auf das Festival ein Buch gelesen von Annette Kehnel.
Ich weiß nicht, ob du die kennst, die ist Historikerin und die hat genau die Frage, die du gestellt hast gerade, waren die Wiesen nur der Dorfgemeinschaft des umliegenden Dorfes zugänglich oder eben auch anderen Leuten? Und sie hat sehr viel in Stadt- oder Gemeindearchiven halt recherchiert und zeigt in ihrem Buch, wir konnten auch anders heißt das, sehr empfehlenswert übrigens, zeigt auf, dass tatsächlich diese Wanderschaften, Schafhirten zum Beispiel, Schafhirtsinnen, so wie du auch gesagt hast, das Bild der Frau, was wir eigentlich oft haben, beschreibt sie auch ganz anders, also sehr viel mehr gleichberechtigt.
Und da war es Gang und Gäbe tatsächlich, sie beschreibt es an den Pyrenäen, wo sehr gute Aufzeichnungen noch da sind, dass halt ein Schaf Hirte eigentlich irgendwie aus einem süddeutschen Gebiet, also jetzigen süddeutschen Gebiet kam, eben tatsächlich dort auch bis in die Pyrenäen gewandert ist und sich quasi von Gemeindewiese zu Gemeindewiese dort gearbeitet hat. Und genau, das ist halt in den Büchern tatsächlich auch vermerkt worden und das war so schlussfolgerzieht tatsächlich auch Gang und Gäbe, dass Menschen das so gemacht haben.
Da hätte ich jetzt vielleicht noch eine Ergänzung, gerade weil du auch die Pyrenäen und Schafhirten. Im baden-württembergischen gibt es immer noch dieses Durchzugsrecht der Schäfer, die ihre Schafshirten zum Beispiel auf die Medelgabel hoch schleppen, damit die Schafe nur bestimmte Kräuter essen und vor allen Dingen den Boden fest stampfen. Es ist eine ganz wichtige Sache und darum dürfen sie, wenn es Winter wird, durch den Privatbesitz anderer durchziehen und durchweiden. Und in den 70er Jahren war es, sollte man noch mal nachprüfen, bin ich in den Pyrenäen in diesen Dörfern gewesen und auch wenn es Privatbesitz war, hieß es im Code Napoleon muss festgeschrieben sein, wenn einer seinen Privatbesitz aufgibt und da hatten ganz viele Schauspieler in diesem Dorf Besitz und sie beackern das Land nicht, dann dürft ihr das machen.
Und ich habe damals auch ein kleines Stück Land einfach beackert in so einer Gemeinschaft, ohne dass wir mit der Polizei oder sonst dem Probleme hatten und irgendwann hatte ich keine Lust und bin wieder weggegangen. Es gibt es noch, man muss nur gucken. Okay, ich würde weitermachen. Und zwar mit was heißt das eigentlich? Kommen es nicht nur das Gegenteil, das andere von Eigentum, sondern auch von Markt- und Tauschlogik. Was heißt es, dass unsere Vorfahren nicht miteinander getauscht haben? Das kann man sich doch kaum vorstellen.
Tatsächlich ist es so, dass auch ähnlich wie bei der Katastrophe, was sich so als trotz der empirischen Widerlegung, wie sich Menschen daran verhalten, auch bei der Frage, wie das früher bei den Wirtschaften war, sich das so hält, dass in jedem wirtschaftlichen, wirtschaftswissenschaftlichen Einführungsbuch eigentlich die Geschichte ist, dass unsere Vorfahren miteinander getauscht haben und dass das so furchtbar umständlich war und dass sie deshalb das Geld eingeführt haben. Auch Janusz Farow-Farkus, ich habe schon ein Buch von ihm auf dem Büchertisch entdeckt, also ein sehr bekannter, scharfer Kritiker des Kapitalismus, hat in seinem Buch »Wie ich meiner Tochter die Wirtschaft erkläre« dieses Beispiel, dass er sagt, die ersten Vorfahren von uns, die einen Apfel und eine Banane getauscht haben, haben einen unvollständigen Markt gebildet.
Das haben sie nicht, es sei denn, sie gehörten vielleicht zu unterschiedlichen Ethnien. Bei Apfel und Banane liegt es vielleicht nahe, aber das schreibt es nicht dazu. Also, ich habe die Banane, ihr habt den Apfel. Wenn ihr die Banane haben wollt, dann kann ich sie euch schenken. Dann sage ich aber vielleicht, ich habe ja auch Hunger, dann brauche ich den Apfel. Das ist bedürfnisorientiertes Austauschen. Daran ist nichts auszusetzen, hat es immer gegeben. Tauschlogik im Sinne eines unvollständigen Marktes wäre, wenn ich sagen würde, euer Apfel ist nur halb so viel wert wie meine Banane und deshalb kriegt ihr nur die halbe Banane und was ich mit der anderen Hälfte mache, ob ich die aufesse oder ob ich sie hier vor euren Augenenden direkt trete, geht euch gar nichts an, weil euer Apfel nicht so viel wert ist.
Wenn ich einen ganzen Bananenhaufen habe und ihr habt gar nichts, dann führt es dazu, dass ich mir den Magen verrenke, der Großteil der Bananen vergammelt und ihr verhungert. Das wäre unseren Vorfahren extrem absurd vorgekommen. Nicht uns leider, weil seit Einführung des liberalen Weltmarktes Mitte des 19. Jahrhunderts an dieser Logik täglich, seit ich denken kann, seit ich das beobachte, nämlich seit den 70ern, ich glaube vorher war es nicht unbedingt anders, jeden Tag zigtausend Menschen verhungern. Das Essen und alle anderen Güter gehen dahin, wo das Geld ist und nicht dahin, wo die Bedürfnisse sind.
Das ist die Logik der Marktwirtschaft und wenn es kein unbefriedigtes Bedürfnisfrage gäbe, dann gäbe es gar keinen Gleichgewichtspreis. Dann wäre der Kern der ganzen Wirtschaftswissenschaften zusammengebrochen. Das heißt, es muss das geben, ansonsten ist es so wie Luft und Wasser. Oder Wasser ist ja nicht mehr, aber dann hat es keinen Preis, dann kann man keine Marktwirtschaft damit machen. Das heißt, der Markt bzw. die Tauschlogik erzeugt künstliche Knappheit und Ausschluss von ausreichenden Ressourcen. Wenn ich den Bananenhaufen habe und ihr habt gar nichts, was müsst ihr dann machen? Ja, das ist eine Möglichkeit, das gibt es noch.
Wir haben ja den Staat und deshalb passiert das nicht. Ja, genau, ihr könnt für mich arbeiten. Ich hätte gerne eine Massage, aber nicht von euch allen. Das heißt, ihr steht jetzt unter dem Leistungsdruck, am besten zu massieren. Ihr könnt wahrscheinlich gar nicht mehr schlafen, deshalb. Ich habe Versagensangst. Und außerdem kann es sein, dass ihr gar nicht gerne massiert, so wie Menschen Schweine schlachten müssen, um die Miete zu zahlen, obwohl sie das eigentlich gar nicht tun möchten.
Aber selbst wenn ihr eigentlich gerne massiert, oder nehmen wir mal ein anderes Beispiel. Was ist euer Lieblingshobby? Volleyball spielen. Okay, dann bitte Montag hast du den Traumjob bekommen, also bitte Montag um 8 Uhr auf dem Volleyballfeld stehen. Hier habe ich das Beispiel Spazierengehen im Wald. Bis Montagnachmittag und das Montag bis Freitag und am besten dein Leben lang, weil du musst ja fit bleiben und aufpassen, dass nicht jemand anders dir diesen tollen Job wegnimmt. Das heißt, selbst wenn wir es schaffen würden, unser Hobby zum Beruf zu machen, dann nicht unter selbstbestimmten Umständen, entweder weil es Lohnarbeit ist, oder weil wir als Selbstständige halt den Marktzwängen unterworfen sind.
Das alles führt zu einer Gesellschaft, die, wie ich es nenne, auf strukturellem Hass basiert. Weil wenn ihr den tollen Job bekommt, dann bekommt ihn jemand anders nicht. Wenn ihr euren Lebenslauf aufbessert, dann macht ihr nichts anderes, als die Lebensläufe der anderen relativ schlechter zu machen. Das ist Sinn der Sache. Wir müssen das nicht als Hass spüren, aber auch Phänomene wie Mobbing etc. haben natürlich damit zu tun, dass es eben so ist, dass wir in dieser Gesellschaft gegeneinander existieren sollen, statt dass wir miteinander leben können.
Ich verlasse jetzt nochmal die individuelle Ebene und gehe wieder auf die große wirtschaftliche. Markt bzw. Tauschlurke zwingt zum exponentiellen Wachstum. Wenn ich einen Stuhl herstelle am Tag und den verkaufe und davon gut leben kann, dann sagt ihr vielleicht, tolle Sache, machen wir auch, stellen auch einen Stuhl am Tag her, verkaufen den, aber ihr seid findiger als ich und könnt zwei Stühle am Tag herstellen. Das heißt, Ceteris Paribus, das ist in Wirtschaftswissenschaften immer so, dass man alles andere ausblendet, um etwas zu analysieren, dann heißt das, dass ihr eure Stühle für den halben Preis wie ich verkaufen könnt.
Also muss ich es auch schaffen, zwei Stühle am Tag herzustellen. Dann, wenn wir das beide machen, dann arbeiten wir nicht weniger, wir verdienen auch nicht mehr, aber die Welt hat jetzt doppelt so viele Stühle. Und weil es ein sehr konstruiertes Beispiel ist, dauert es im wirklichen Leben tatsächlich 23 Jahre, bis doppelt so viele Güter und Dienstleistungen von unserer Wirtschaft produziert werden. 3% ist das, was die Industrieländer an Wachstum immer noch anstreben, nicht mehr erreichen seit längerem, aber China und andere liegen so weit drüber, dass 3% tatsächlich immer noch der weltweite Durchschnitt ist.
Das ist exponentielles Wachstum. Das bedeutet, die gleiche Menge wird das nächste Mal in 15 Jahren hergestellt und die Zehnfache hat man dann in 78 Jahren und dann dauert es halt nur noch mal 23 Jahre, bis es eine Verzwanzigfachung gibt. Das ist jetzt ein bisschen kompliziert, kann ich gerne nachholen, aber ich lasse es jetzt mal. Das reicht auch schon, um zu verstehen, warum wir für die Müllhalde arbeiten, wie Marianne Gronemeyer das ausdrückt, die so schöne Bücher schreibt, die wer arbeitet, sündigt.
Es ist so, dass jedes Wachstum einen absoluten Ressourcenzuwachs bedeutet. Das einzelne Produkt kann effizienter ressourcensparender hergestellt werden, aber das Wirtschaftswachstum geht immer mit mehr Naturverbrauch einher. Das heißt, wir arbeiten für den Klimawandel oder wenn wir jetzt die CO2-Emissionen unterbringen, indem wir auf E-Autos umstellen, beispielsweise, dann halt auf Kosten von anderen Ressourcen oder dem Arbeiten sterben. Viel auf Kosten des globalen Südens, weshalb im globalen Süden teilweise auch von Green Economy stattdessen von Greed, also von Gier-Ökonomie gesprochen wird.
Kann ich auch Beispiele zuliefern. Das ist damit verbunden, dass jedes Unternehmen dazu gezwungen ist, möglichst billig zu produzieren und das heißt auch, möglichst viel Natur, Tiere und Mensch auszubeuten, unterbezahlt oder gar unbezahlt. In der Betriebswirtschaft nennt man das Squeezing. Es gibt in der feministischen Ökonomie seit Jahrzehnten das Bild von einem Eisberg. Das, was wir als Ökonomie zu sehen lernen, ist nur der obere Teil davon. Darunter ist das, was unsichtbar vernutzt wird als Natur oder als unbezahlte Sorgtätigkeiten oder überhaupt als Substanztätigkeiten.
Substanz ist alles das, was nicht über den Markt vermittelt ist, was nicht als Lohn oder Preis sich niederschlägt. Stefan Lessenich, ein Soziologe, spricht deshalb von Wertschöpfungsketten als Zerstörungsketten, weil es teilweise, wenn man anfängt, das in Geld zu schätzen, größer ist, was kaputt gemacht wird, übrigens vielfach ausgerechnet in der Lebensmittelindustrie, als das, was an Wert geschaffen wird. Und um nochmal zu illustrieren, wie das von unten nach oben kommt, wenn wir hören, dass das Kapital um den Globus flieht, dann eigentlich deshalb, weil es immer auf der Suche nach den billigsten Arbeitskräften ist.
Die billigsten Arbeitskräfte sind die, die bisher kleinbäuerlich großgezogen worden sind und jetzt auf der Grundlage, dass sie ja immer weitgehend ohne Geld gelebt haben, bereits sind, sehr billig für wenig Geld, für ein Taschengeld, für ein paar Luxusprodukte arbeiten zu gehen. Wenn sie dann mehr in den Geldkreislauf eingezogen sind oder gar zu streiken anfangen, geht das Kapital weiter. Aber erstmal wird halt vernutzt, was alles an Arbeit, sozusagen an Ressourcen auch in diesen Arbeitskräften unterhalb der Wasseroberfläche in sie reingeschlossen ist.
Dann noch zwei kurze Punkte, die sich aus unterschiedlichen Produktivitätsraten ergeben. Also wenn wir hören, dass der Gesundheitsbereich immer teurer wird, dann deshalb, weil es eigentlich immer billiger wird, zu produzieren. Mit IT etc. ist es einfach viel, viel einfacher, jetzt Stühle herzustellen als früher. Das heißt, der Sorgebereich wird relativ teurer, was dazu führt, dass der Kostendruck sehr hoch ist und wir im Altenheim dann darum betteln müssen, zur Toilette gehen zu dürfen, weil die Arbeitskräfte so im Zeitdruck sind.
Und das führt auch eben dazu, dass es häufig migrantisierte Menschen sind. Das hat Johanna von Kotschan in den 70ern noch das bisschen Haushalt sagt mein Mann gesungen. Dann ist es manchmal heute eben aufgrund eigentlich emanzipatorischer Erfolge der Frauenbewegung dann so, dass es weitergegeben wird, um selbst Karriere machen zu können, woran nichts böse ist an migrantisierte Arbeitskräfte. Das kann individuell für beide Seiten nützlich sein. Es zeigt aber, dass es diese Differenz weiter aufrechterhält. Also gerade um Arbeit, damit es Sinn macht, arbeiten gehen zu können als Frau.
Das wird ja meistens dann für die Frau verrechnet. Wie ist denn dein Lohn gegenüber der Putzfrau Lohn oder so? Und dann muss es halt abgewertet werden sozusagen. Ganz ähnlich ist es im Bereich zwischen Industrieprodukten des globalen Nordens und des Südens. Auch Tourismus, Nahrungsmittel, Ressourcen lassen sich nicht besonders durchrationalisieren. Und das führt dazu, dass das Austauschverhältnis sich immer weiter verschlechtert. Könnte ich nochmal weiter ausführen, ist aber ein bisschen kompliziert vielleicht in diesem Kontext. Und das führt zu den unterschiedlichen Produktivitätsniveaus.
Deshalb sind es Rumänen, die Menschen aus Rumänien, die herkommen und die Schweine flachten und nicht wir etc. Evi Hartmann ist Professorin für Betriebswirtschaft und Lieferketten. Und sie hat dieses Buch geschrieben, der Lesung ist wert, wie viele Sklaven halten sie. Wo sie leider nicht ganz analytisch durchhält, aber eben deutlich macht, wie dieser Druck immer billig zu machen eben dazu führt, dass wir im Durchschnitt 60 Menschen für unseren Konsum arbeiten haben, in Arbeitsbedingungen, die wir nicht würden machen wollen.
Und Ulrich Brandt und Markus Wissen haben das Buch Imperiale Lebensweise geschrieben, dessen Titel so ein bisschen dazu geführt hat, dass man es in der Debatte besser fassen kann vielleicht. So, das war nochmal viel Stoff. Gibt es hier noch Fragen? Okay, dann mache ich gleich weiter. Hier machen wir jetzt also was anderes als Marktwirtschaft. Kommens ist das andere von Eigentum, kommens ist das andere von Tauschlogik. Und ich glaube, das ist schon deutlich geworden, es handelt sich um ein Wirtschaften auf nicht strukturellen Hass, sondern auf struktureller Gemeinschaftlichkeit.
Silke Helfrich, die es schon erwähnt hatte, oder eigentlich wir vom Kommensinstitut, sind vor zwei Jahren oder so mal gefragt worden, einen Artikel, Buchartikel zu schreiben unter dem Titel Kommens und Gemeinschaft. Und Silke und die anderen, die den geschrieben haben, haben sich dann für den Titel Kommens statt Gemeinschaft entschieden. Weil es geht eben nicht darum, dass es nur enge Gruppen sind. Es geht nicht darum, dass wir uns alle liebhaben müssen. Es geht ganz banal darum, dass wir nicht gegeneinander und in Konkurrenz miteinander wirtschaften, sondern miteinander und kooperativ.
Auch um dieses Bild von den engen Gemeinschaften noch mal aufzubrechen, verweise ich immer ganz gerne auf Jeremy Rifkin, der in diesem Buch die Null-Grenzkosten-Gesellschaft eben genau argumentiert damit, dass die Produktion so billig wird, dass er sagt, das Preissystem in der Marktwirtschaft bricht zusammen, der Kapitalismus flieht in Monopole und dann werden künstliche Preise gesetzt. Aber das hat eigentlich nichts mehr mit der ursprünglichen Idee von Marktwirtschaft zu tun. Und er sieht gleichzeitig, als erster Satz heißt es in diesem Buch, ein neues Wirtschaftssystem, die kollaborativen Commons, betreut die ökonomische Weltbühne.
Kollaborativ, also zusammenarbeitend, ist eigentlich doppelt gemoppelt. Das ist auch nur im ersten Satz so, um das noch mal deutlich zu machen. Das Buch ist ein bisschen techniklastig, das gebe ich zu. Und man kann natürlich auch das alles hinterfragen aus guten Gründen. Aber ich finde es sehr erfrischend, dass er als bekanntester Zukunftsforscher der Welt einfach mal klar macht, dass wir eigentlich soweit sind, die ganze Menschheit in einem global vernetzten Commons zu integrieren. Das heißt, wir können global kooperativ miteinander wirtschaften.
Und auch wenn er an anderer Stelle klar macht, dass das Auto für unser individuelles Freiheitsverständnis steht, wo unsere Freiheit an der Stoßstange der anderen endet, kann er ganz gerne mal deutlich, wie das auf der produktiven Seite aussehen könnte. Dass nämlich Menschen sich global vernetzt zusammenschließen können und sagen, ja, lasst uns doch mal ein Auto designen oder nehmen wir doch mal eine Straßenbahn, die irgendwelche tollen Eigenschaften hat, die Straßenbahnen vorher nicht hatten. Und das kann dann lokal hergestellt werden.
Das heißt, es ist eben nicht mehr so, dass es irgendwie den Milliardenkonzern braucht eigentlich, sondern dass es durchaus die technischen Möglichkeiten gäbe, das dezentral miteinander zu koordinieren. Und auch mit meinem Begriff E-Commony versuche ich darauf hinzuweisen, dass mit Commons gesamtgesellschaftliches Wirtschaften denkbar ist. Und das macht es schon länger, dass ich sozusagen schon sage, bevor ich die Mustersprache verstanden hatte, aber ich würde schon auch sagen, es gibt zwei Prinzipien, ohne das ist es kein Commons. Das eine ist, Eigentum zu überwinden als Dachherrschaft über etwas, was ich nicht nutze, aber jemand anders braucht.
Ich betreue auch einen Umsonstladen und da steht dann zu Hause dran, blinkt was sich bei euch zu Hause langweilt. Also wenn man etwas nicht in Besitz nimmt, kann man das auch so verstehen, dass es aus meinem Besitz fällt sozusagen, dass ich gar keine Berechtigung mehr habe und der Gegenstand eigentlich das Recht hat, von jemand anderem in Besitz genommen zu werden. Und das andere ist eben beitragen statt tauschen. Also nicht Lohnarbeit, sondern beitragen. Und das ist nicht so viel anders als allen nach ihren Bedürfnissen und Fähigkeiten.
Übrigens hat schon Thomas Münzer unter der Folter im Bauernkrieg 1525 gesagt, es ging darum, dass allen nach ihrer Notdurft gerecht wurde. Also der Spruch ist schon durchaus älter, weil Notdurft heißt eben Bedürfnis. Und ich glaube, man kann es auch bei Bedürfnis lassen, weil für mich ganz essentiell geworden ist, dass wir eben nicht den ganzen Tag in einer Hängematte liegen wollen, sondern dass wir uns einbringen wollen in die Welt und dass wir wirken wollen in der Welt.
Und dass die Marktwirtschaft und die Lohnarbeit uns zwingt, unsere Lebenszeit zu verkaufen für etwas, was wir eben vielleicht gar nicht tun wollen oder so tun wollen und den Rest der Zeit uns in Freizeit zwingt, ohne wirklich die Möglichkeiten großartig wirken zu können. Ohne tauschlich tätig zu werden ist eigentlich die Wiederentdeckung des Selbstverständlichen, so nennt es die Schweizer Feministin Inna Pretorius. Und Brigitte Katzwald aus der Schweiz spricht von Tätigwerden aus innerer Überzeugung zwischen Lust und Notwendigkeit. Also wenn das Baby schreit, dann wird die Mutter nicht ewig überlegen, ob sie jetzt Lust hat oder nicht, sondern es liegt vielleicht irgendwo dazwischen.
Es geht also schon darum, uns in den Tätigkeiten zu verwirklichen, die wir machen wollen, aber es ist jetzt auch nicht nur der Spaßfaktor, der dabei eine Rolle spielt, sondern dass wir es wichtig finden, dass es getan ist. Das ist das, was ich vorhin meinte mit dem Überwinden von diesen Gegensätzen, in denen wir zu denken gelernt haben, eben von Arbeit versus Faulheit. Ich selbst arbeite nicht gerne und bin auch nicht gerne faul, aber immer tätig. Und Arbeit ist auch eigentlich in allen Sprachen ein sehr spät entstandenes Wort.
Im englischen Labor macht es vielleicht ganz deutlich, weil im süddeutschen ist Laborieren, man laboriert an Krankheiten, also man erleidet etwas. Und Travail und Trabajo im französischen und spanischen kommt von Tripolare, einem Folterinstrument. Wenn eine Mutter ihr Kind stillt, wird sie auch nicht sagen, ich gehe jetzt arbeiten, sondern ich stille das Kind. Das heißt, die innere Motivation steht darüber. Dann löst sich auch oft der Gegensatz von Egoismus und Altruismus, weil das meiste einfach sowohl für andere als auch für einen selbst gut ist, was man tut.
Und man tut es aus beiden Gründen. Qualität versus Gemeinschaft löst sich auf Eigentum versus Besitzlosigkeit. Der Mieter hat durchaus Besitzrechte. Es ist nicht so, dass da jemand an die Tür klopfen kann und sagen kann, so jetzt ziehe ich ein. Jenseits von Freiheit versus Abhängigkeit. Wenn wir alleine wären, ganz frei alleine, dann könnten wir gar nichts. Wir lernen nicht mal sprechen und laufen und können uns nur gegenseitig durcheinander ermöglichen, uns in dieser Welt zu verwirklichen. Und das heißt dann eben, statt Eigentum so zu haben, dass alle gut sein können, statt dass der Markt die Ressourcen zuteilt, Menschen miteinander die Bedürfnisbefriedigung regeln, statt dem Wachstumszwang für das Leben zu sorgen, statt Konkurrenzkampf basisdemokratisch Bedürfnisse zu befriedigen und statt zu arbeiten, die Vielfalt unserer Leidenschaft in dieser Welt tätig zu werden, verwirklichen zu können.
Auf die Muster hatte ich schon verwiesen. Hier sind einige, die sich in Vielfalt gemeinsam ausrichten. Nicht alle müssen immer dasselbe denken und machen und so. Wissen großzügig weitergeben. Im Vertrauensraum transparent sein. Gemeinstimmig entscheiden. Comments mit halbdurchlässigen Vibranen umgeben. Das hatten wir schon. Das sind alles diese Muster, die sich finden lassen und die auch in der eigenen Praxis ganz gut sind, normal zu reflektieren. Das gibt es auch als Karten-Set. Aber so kompliziert ist das gar nicht. Ich möchte überhaupt nicht für diesen Film Reklame machen.
Ich habe ihn aus Versehen gesehen. Aber ich mache manchmal ganz gerne die Quintessenz daran deutlich. Es handelt sich mit diesem Film um eine Hauptfigur, die eingefroren wird und hunderte Jahre später aufwacht. Inzwischen sind die Menschen ganz dumm geworden und haben leider vergessen, die Nahrungsmittel wachsen sehr schlecht, weil sie nur noch Limonade kennen. Limonade hat Elektrolyte und das ist salzig und deshalb wächst das alles so schlecht. Und die großartige Leistung von einem aufgetauten Menschen, weshalb er dann zum Präsidenten gewählt wird, liegt darin, dass er sagt, man kann auch Wasser nehmen.
Und so kommt es mir manchmal vor, wenn man erzählen muss, dass wir statt in Konkurrenz auch in Kooperation miteinander wirtschaften können. Aber wie kommen wir dahin? Mit Silke Helfrich damals noch, mit Christian Felber für Gemeinwohlökonomie und mit anderen Menschen für Degrowth, Solidarische Ökonomie und anderen Ansätzen hatte ich mich vor einigen Jahren, 2020 war es glaube ich, zusammengesetzt und wir haben das Netzwerk Ökonomischer Wandel gegründet. Inzwischen Nafix tot und danach haben wir es relaunched als NowNet Network, also auch mit englischer Übersetzung noch drin und eben nicht mehr als einige Einzelpersonen wie vorher, die wir für einzelne Ansätze stehen, Alternativen wirtschaften, sondern mit Menschen aus Klima, Care und anderen Bewegungen zusammen.
Und was wir sagen ist, dass alle unsere Ansätze eigentlich sich in drei Wegen fassen. Nämlich der erste Weg ist die Marktkonkurrenz abzubauen. Auch die Gemeinwohlökonomie von Christian Felber, die ja eigentlich jetzt erstmal sich darum dreht, dass halt transparent gemacht wird von Unternehmen, was ist die Lieferkette, wie sind die Arbeitsbedingungen etc., damit die Konsumentscheidungen souveräner getroffen werden können, sind ein Schritt, die Marktkonkurrenz zurückzudringen. Das ist jetzt noch nicht super demokratisch, weil Geld angesichts der ungleichen Verteilung nicht besonders demokratisch sein, aber es ist ein Schritt in die Richtung.
Und auch bei Christian Felber ist es nachher so, dass es sich sozusagen in seiner Vision der Gemeinwohlökonomie sich alles so sehr demokratisiert hat, dass nachher alles demokratisch entschieden wird. Ein etwas weitergehender Schritt ist die auch in den solidarischen Landwirtschaften, die Community Supported Agriculture heißt es da oder X for Everything, also überhaupt gemeinschaftsgetragenes Wirtschaften, wo der Markt ausgehebelt wird, weil diejenigen, die produzieren, sagen wir brauchen nächstes Jahr so und so viel Geld und dann diejenigen, die es abnehmen, das in möglichst anonymen Bidrunden versuchen zusammenzusammeln.
Und beim ersten Mal ist es dann meistens zu wenig, dann muss man nochmal eine zweite machen, aber so kommt das Geld dann zusammen. Das hier ist eine Vernetzung von Bäckereien und es gibt auch einige andere Betriebe. Das heißt, es gibt ganz unterschiedliche Wege, die Marktkonkurrenz zurückzudrängen. Wenn es aber nicht mehr der Markt ist, der etwas entscheidet und wir nicht wollen, dass es wieder der zentrale Staat macht, dann müssen wir die Gesellschaft demokratisieren. Und auch das kann natürlich sehr unterschiedlich sein und ich habe jetzt einfach mal deutsche Wohnen enteignen als einen möglichen Schritt genommen.
Die kämpfen ja auch nicht für die Verstaatlichung dieser Wohnungen, sondern für die Vergesellschaftung. Es gibt auch einige Commons JuristInnen, die sich mit denen zusammen darüber Gedanken machen, wie eine Commons Public Partnership aussehen könnte, also eine Kooperation zwischen einem Wohncommons und dem Staat. Und auch deutsche Wohnen enteignen gehen halt in die Stadtteile und versuchen die Leute da demokratisch zu organisieren, weil es Sinn macht, dass die Leute selbst entscheiden, wie ihre Häuser aussehen und gestaltet sind und das nicht von einem Konzert entschieden wird.
Wenn das Leute machen, wenn also die Demokratie eintritt da, wo vorher der Markt war, dann verstehen Leute, dass Demokratie nicht heißt, wir gehen jetzt ein bisschen öfter wählen, sondern eben die Lebenswelt selbst mit zu gestalten, wie ich das gerade gesagt habe. Und das ist nichts anderes als Commons aufbauen. Dann gehen wir in Richtung einer Commons-Gesellschaft. Das heißt, den Markt abbauen, die Demokratie ausbauen und Commons aufbauen ist ein Transformationspfad, der sehr praktisch im Hier und Jetzt anfangen kann und gleichzeitig sehr radikal gehen kann.
Letztes Wochenende hatten wir in Darmstadt mit Heinrich Böll und Schader Stiftung zusammen vom Commons-Institut ein Symposium zu lokaler Ökonomie in Commons, wo wir geguckt haben, wie kann es in Dörfern und Stadtteilen sozusagen sich ausbreiten. Da gibt es noch zwei weitere Workshops in der Reihe, sind dreiteilig. Und auf dieser Webseite eine Unterseite von NowNet, die hier heißt, was wir tun können, Punkt jetzt, sammeln wir Beispiele dafür, was man tun kann auf der individuellen Ebene der lokalen, der regionalen und der überregionalen.
Man kann sich also auch darüber reinklicken und dann Beispiele finden von Ansätzen, die sich auf diesen drei Wegen befinden. Und wir haben das auch in zwölf Lebensbereichen nochmal unterteilt, wie Bildung, Kunst, Kultur, Energie und anderes. Und da kann man sich etwas reinklicken und dann hat man Beispiele, die es schon gibt. Und dann kann man sich ein Beispiel raussuchen, hier eine Solibus, und dann geht es immer darum, wie ist das aufgebaut worden und kann man da mitmachen, kann man das nachmachen, kann man das irgendwie verändert bei sich nachmachen oder wie auch immer.
Und die Idee ist, dass wir ganz unterschiedlich dazu beitragen, an der Transformation zu wirken, solange wir auf diesen drei Wegen sind. Denn wir hatten das im Vorgespräch, du hast das eingebracht, der Kapitalismus ist eben nicht einfach der Kapitalismus und wir haben nichts damit zu tun, sondern er braucht uns und dass wir ihn jeden Tag wieder neu herstellen und machen. Und gleichzeitig sind wir natürlich in den Zwängen, Miete zahlen zu müssen etc. und uns nicht daraus ziehen zu können.
Dafür steht auch dieser Begriff Lebensweise von Markus Wissen und Uli Brandt. Ja, man kann das dann auch manchmal, wenn wir jetzt mehr Zeit hätten, dann hätte ich euch am Anfang mal losgeschickt, was habt ihr heute so gemacht. Für Cocktailparty ist das ja meistens dann immer nur so, was machst du so? Heißt, wie verwertest du dich? Bist du für mich ein spannender Gesprächspartner oder nicht? Aber man kann ja auch mal ganz anders gucken, was machen wir eigentlich die ganze Zeit? Und das hier habe ich noch mal als Anregung mitgebracht.
Was gibt es schon in Dresden, was in diese Richtung geht? Was sehe ich da schon? Was sähe ich noch gerne in Dresden? Was würde ich mir noch wünschen, dass es das gäbe? Und was sähe ich gerne? Jetzt muss man Rechtschreibung können, um das zu verstehen. Also, was trage ich, was sähe ich gerne aus? Beziehungsweise, was könnte ich eigentlich noch einbringen und beitragen, dass es in diese Richtung geht, damit es No Future, Now Future wird? Meine beiden letzten Bücher gibt es auch als PDF online.
Leider schlecht zu finden, also vielleicht lieber mich noch mal ansprechen. Hier ist meine E-Mail-Adresse. Und das war es. Vielen Dank für den Vortrag und für die Geduld mit der Geräuschkulisse, die sicherlich für etwas erschwerte Bedingungen gesorgt hat. Spannend und anspruchsvoll zugleich. Ich würde gerne einfach jetzt eröffnen für euch die Möglichkeit, Fragen zu stellen, Verständnisfragen, Kommentare loszuwerden oder wie ihr mögt. Sprecht mich an, meldet euch, stellt Rückfragen. Ich komme mit dem Mikro vorbei. Ja, also entweder es gibt eine Gemeinde, eine allgemeine Öffentlichkeitsfirma antworten.
Sonst mir noch mal schreiben, bitte an die E-Mail-Adresse frieden99gmx.de. Dann schicke ich. Danke. Dann würde ich jetzt mal eine Frage stellen. Und zwar ist das das Konzept, weil wir es ja auch historisch gesehen haben. Also es gibt es gibt es kommend. Also so als Beleg dafür, dass vielleicht auch die Sichtweise darauf, dass Menschen das nicht hinkriegen, falsch ist. Also wie? Wieso sind die dann so? Also wir haben gesehen Okay, es war ein gewalttätiger Prozess, der das so ausgelöscht hat oder verdrängt hat.
Aber wo ist jetzt der Bedarf? Oder beziehungsweise ist in uns sind wir einfach jetzt nicht bereit? Oder wie wird der Prozess zu verstehen sein, dort vielleicht wieder hinzukommen oder sich das wieder anzueignen? Auch also gibt es da Barrieren oder können wir uns selber nicht vorstellen? Oder leben wir in einem falschen Begriffskosmos, der uns das im Prinzip gedanklich noch verwehrt? Das ist jetzt sehr umfassend. Ja, wir leben in einem Begriffskosmos, der das eben gar nicht fasst. Das habe ich ja versucht deutlich zu machen.
Ich glaube tatsächlich, dass das, was uns am meisten hindert, aus Andruck zu machen, unser Alltagsverstand ist. Und natürlich nicht nur unser individueller, sondern der Gesellschaftsverstand. Also finden wir es selbstverständlich, dass 10.000 Menschen am Tag als Kollateralschaden sterben an dieser angeblich besten Wirtschaftsform. Finden wir es selbstverständlich, dass wir die ganze Zeit konkurrieren müssen oder nicht. Und dafür sind halt diese Praktiken sehr wichtig. Also einerseits natürlich irgendwie zu erproben, wie kann das anders sein? Aber natürlich auch um uns darin zu entwickeln und diese Muster auch weiter zu entwickeln.
Wie können wir anders miteinander umgehen? Wir haben eine Demokratie, die wirklich demokratisch ist zum Beispiel. Darum geht es hier, ja. Habt ihr Fragen? Dort noch? Vielleicht eine nicht so kurz beantwortende Frage, aber trotzdem eine ganz praktische Frage. Also wenn wir doch drinstecken in diesen Konkurrenzlogiken, ist es möglich auch diese, also sozusagen in mein Leben mehr kommen zu bringen, sozusagen parallel, obwohl ich vielleicht noch in so einem Konkurrenzkampf gut drinstecke. Ja, und falls ja, wie? Was sind da konkrete Schritte, die ich gehen könnte oder erste Ansätze? Ja, dafür ist mir eigentlich eben diese Webseite sehr wichtig, um eben die ganzen Möglichkeiten aufzuzeigen.
Das ist natürlich nur ein Beginn, offengestanden. Ich habe das noch nicht mal offiziell gelauncht. Ich will das jetzt endlich mal machen. Andere haben es schon rumgeschrieben, aber ich habe es halt sozusagen in meinen Kreisen noch gar nicht rumgeschrieben. Es gibt aber auch die Möglichkeit, dass dann eigene Projekte darauf zu setzen oder Projekte, von denen ihr wisst. Das heißt, das hier ist ein Anfang. Das ist natürlich nicht umfassend, aber es soll eben aufzeigen, dass es ganz unterschiedliche Möglichkeiten gibt, in diese Richtung zu gehen und dass alles wichtig ist.
Und eins meiner Bücher heißt Halbinseln gegen den Strom. Das hatte Christian ja auch genannt. Das ist im Grunde ein Begriff dafür, Räume anderer Selbstverständlichkeit zu bilden. Und dieser Raum ist jetzt nicht die perfekte Kommune oder so, abgesehen davon, dass es die nicht gibt. Und es gibt auch keine autarke Kommune, sondern dieser Raum kann eben sein, auch auf deinem Arbeitsplatz mit einer Kollegin zusammen, eine andere Selbstverständlichkeit versuchen zu leben und durchzusetzen. Und dann hat man sich schon diesen Raum geschaffen und kann damit schon Sachen anders machen und kann sich damit auch selbst auch wieder anders entwickeln, als man es vielleicht alleine kann schon.
Wir haben ja heute gelernt, beziehungsweise ich glaube, wir alle wissen, dass der Kapitalismus sehr viel Leid für uns Menschen bringt und eigentlich nur die perfekte Form fürs Geld ist, aber nicht für unsere Bedürfnisse und unser Leben. Und da wir auch wissen, dass unschön gemeist aufgrund von großer Gewalt, Kriegen oder kompletten Kollaps meistens passieren, frage ich mich halt, wie realistisch ist es überhaupt, dass man irgendwann mal vielleicht auch vom Kapitalismus wegkommt, von dieser Wirtschaftsform, auch gerade auf politischer Ebene, weil Länder messen sich miteinander.
Klar, es wird auch miteinander gearbeitet, aber Sie kennen ja auch diese Rankings und all sowas. Und da frage ich mich halt, müssen wir abwarten, bis der riesengroße nächste Knall kommt oder wie groß ist da überhaupt die Hoffnung, dass das auch ohne irgendwie passieren kann? Ich glaube, je größer wir die Hoffnung haben, desto wahrscheinlicher ist es, dass es auch anders passieren kann. So weitergehen wie bisher wird es nicht, weil das Wirtschaftssystem aus vielen Gründen immer wackeliger wird.
Habe ich jetzt nicht weiter ausgeführt, aber wir haben die ganze Zeit, zum Beispiel seit der Finanzkrise 2008, die Situation, dass monatlich, selbst in den Zeiten zwischen den Krisen, zwischen Finanz- und Corona-Krise, durchschnittlich 180 Milliarden Dollar auf den Weltmarkt geschmissen wurden, damit die Wirtschaft nicht in die Krise kommt. Weil das mit den Stühlen ist ein Grund, warum es immer wachsen muss. Aber der andere ist, dass wir halt sofort in die Krise gehen, wenn wir Postwachstumme mit die Quote machen würden, auf diese Art und Weise.
Das haben wir ja bei Corona gemacht eigentlich. Viele saßen, mussten zu Hause sitzen, brauchten gerade keine neuen Schuhe. Und die Panik bricht aus. Und es muss wahnsinnig an Geldmassen auf den Weltmarkt geschmissen werden. Und vor ein paar Wochen sind es wieder Bänken gekrascht. Da ist es wieder passiert. Es gibt viele Gründe, warum es nicht einfach so weitergehen wird. Und auch der begrenzte Planet ist ein Grund mit dem Wachstum. Das heißt, es wird Brüche geben. Ich schätze sehr das Buch Beziehungsweise Revolution von Beni Adamschack, wo sie deutlich macht, dass Revolution nicht der Bruch ist.
Sondern dass Revolution die Veränderung in unseren Beziehungsweisen ist. Also nur wenn wir uns lernen, anders aufeinander zu beziehen, und damit natürlich auch in unseren Wirtschaftsweisen, wird ein solcher Bruch in die produktive Richtung gehen können. Ansonsten haben wir nur Kapitalismus gelernt und werden nur Kapitalismus wieder machen. Oder Gewalt machen. Oder das, was wir glauben, was die anderen mit uns machen. Das machen wir dann auch schnell. Insofern, sie sagt eben, das ist das Entscheidende, das ist die Revolution.
Sie sagt aber auch gleichzeitig, wir können uns jetzt theoretisch von den Brüchen verabschieden. Sie werden sowieso kommen. Die Erfahrung ist, dass sie eigentlich nicht planbar sind. Aber dass sie immer irgendwann kommen. Und das ist dann tatsächlich so, dass dann häufig geahndet wird, was Bewegungen vorher, wofür sie scheinbar vergeblich gekämpft haben, ob das die Frauenbewegungen, ob das die Anti-Atomen oder andere Bewegungen sind, die immer hießen, ihr seid doch völlig bescheuert. Und plötzlich, eine Zäsur war es dann selbstverständlich.
Frauenbeamtenrecht oder andere Sachen. Ich habe vielleicht eher einen Kommentar als eine Frage. Aber vielleicht können Sie auch darauf reagieren. Mein Eindruck, den ich hatte, war, Sie haben relativ groß einen systemischen Kapitalismus beschrieben. Arbeitslogiken, Tauschlogiken, Wertlogiken. Und die Frage nach dem, wie kommt man da raus, wird auf einer sehr kleinteiligen Ebene beschrieben, in dem Sie verwiesen haben, auf solche Initiativen, auf solche Ideologien, wie kommt man da raus, wie kommt man da raus, auf solche Initiativen, auf kleine Gruppen, auf solidarische Landwirtschaft und so weiter.
Und was mir bei Ihnen sehr aufgefallen ist, dass Sie doch in einer sehr dichotomisierenden Sprache gearbeitet haben, die doch sehr, aus meiner Sicht, sehr normativ war. Der Hass, die Gewaltlogiken, die Hasslogiken. Und es klingt dann immer so ein bisschen so, wenn man dann die Frage stellt, wie kommt man da raus, als wäre das eigentlich das Lebensmodell, was wir alle wollen, eigentlich kommen wir einfach nur nicht aus diesem bösen Kapitalismus raus. Meine Alltagsbeobachtung, die sich in relativ breiten, also kulturell sehr unterschiedlichen Milieus und so weiter bewegt, ist nicht unbedingt, dass das von allen als leid und als unangenehm empfunden wird, dieses Leben der Konkurrenz, der Tauschlogiken, der Wertschöpfung, des Mehrhabenwollens, des Leistungsdrucks sich machen.
Ich bin im Kulturbereich unterwegs mit dem Charakter Selbstentwicklung zu sagen, ich leiste jetzt was, ich hänge noch zwei Stunden dran, ich mache mal was besonders Kreatives. Und ich finde es dann immer schwierig, wo ich einerseits damit habere und alles sozusagen aus der systemischen Frage, wo es auch eben, wie gesagt, um Klimawandel, um CO2 und so weiter geht, die Notwendigkeit, in eine andere Richtung zu gehen, sehe ich total. Auf der anderen Seite finde ich es auch sehr paternalistisch, dann zu sagen, und ich habe immer die Befürchtung, so schön ich selber diese kleinen Experimente finde und so sehr ich mich mit denen identifizieren kann, fallen mir sofort eine ganze Menge Leute ein, wo ich genau weiß, für die ist das Schreckensbild schlechthin, sozusagen ihre Möhren selber in der solidarischen Landwirtschaft mit auszubuddeln.
Die wollen was ganz anderes. Und da würde ich auch nicht, dann finde ich es schwierig, so zu moralisieren und so zu sagen, naja, du hast das falsche Bewusstsein und ich liege richtig. Und das ist was, wo ich immer merke, man kann das in bestimmten Kreisen sehr gut machen, aber wenn man dann darüber hinaus geht, frage ich mich immer, wie anschlussfähig ist das? Und ist es wirklich so, dass sozusagen alles, was in den letzten 100 Jahren an wahrscheinlich auch falscher Entlegnung passiert ist, irgendwie nur Verblendung, Gewalt und Hasskommunikation ist? Da stecken ja auch emanzipative Akte drin.
Konkretes Beispiel einmal, wir diskutieren das gerade innerfamiliär, wenn es um Care-Arbeit und Pflege und wie geht es später mit den Eltern weiter? Und wenn ich das in meinem erweiterten Bekanntenkreis diskutiere, dass ich das als eine gute Sache empfinde, sich für andere einzusetzen, sich um andere zu kümmern und auch diese Pflicht und Verantwortung zu übernehmen, höre ich ganz oft, ich bin froh, dass wir uns von sowas befreit haben, von solchen Verpflichtungen, dass ich nur für mich selber verantwortlich bin, dass ich nicht mich um andere kümmern muss.
Und das ist natürlich auch ein Gender-Thema, das ist ein Race-Thema. Da stehen ja auch emanzipative Akte dahinter letzten Endes aus dieser Verantwortungsgemeinschaft noch ein Stück weit rauszukommen. Das einfach nur, ich habe immer so ein Bedürfnis nach Widerspruch, wenn es mir alles zu angenehm anfühlt. Und ich glaube einfach, ich stelle mir einfach immer wieder die Frage, wie anschlussfähig ist das und ist das wirklich das, was alle wollen, sozusagen, wenn sie es nur wüssten, um das mal etwas provokant zuzuspitzen.
Zum einen habe ich ja Jeremy Rifkin und andere mit reingenommen, immer wieder zu sagen, es geht nicht um Gemeinschaft und es geht nicht darum, dass ich meine Möhren selber züchten möchte. Ich möchte das nicht. Ich möchte auch keine Kinder erziehen. Es gibt ganz viele Tätigkeiten, die ich nicht machen möchte. Und gerade darauf beruht aber das Modell, dass es interessanterweise Menschen gibt, die wollen Kinder erziehen. Und es gibt interessanterweise Menschen, die wollen Landwirtschaft machen. Und es gibt interessanterweise Menschen, die wollen alte Menschen betreuen, wo ich übrigens auch zugehöre.
Aber ich möchte es nicht machen müssen, nur weil ich mit der Person zufälligerweise lebe, sondern ich möchte es sozusagen institutionalisiert machen. Also ich bin voll dabei, dass es bedürfnisorientierte Arbeitsteilung geben muss und dass es nichts damit zu tun hat, dass ich jetzt alles machen muss. Das kann in irgendwelchen Comments der Fall sein, aber das hat nichts mit der Vision zu tun. Das ist für mich tatsächlich ein ganz wichtiger Punkt, das festzuhalten. Ich glaube, dass es genau diese Binarität wieder ist.
Wenn der Kapitalismus groß und global ist, dann muss Commons klein und eng und gemeinschaftlich sein. Nein, das habe ich nicht gesagt. Im Gegenteil. Ich habe Beispiele gebracht, wo es sozusagen total global und miteinander vernetzt, aber gleichzeitig sein kann. Und ja, dass wir natürlich Teil der Gesellschaft sind, das ist ganz klar. Ich meine, es ist so ein bisschen wie, wenn ich jetzt eine sehr patriarchale Gesellschaft habe und ich sage, ihr müsst doch irgendwie anders leben wollen. Und die Menschen, die so leben wollen, aber gar nicht anders leben.
Dann würde ich immer noch sagen, wenn ich weiß, dass Menschen darunter leiden in dieser patriarchalen Gesellschaft und die wollen anders leben, dass ich dann trotzdem dafür offen eintrete. Und das würde ich sagen, ist im Kapitalismus so, wenn eine Milliarde Menschen keinen Zugang zu ausreichend Nahrung hat. Wenn zwei Milliarden Menschen keinen Zugang zu ausreichend Frischwasser hat. Das ist ein Phänomen der Marktwirtschaft. Es hat vorher auch Hungerbereiche gegeben, weil mal ein Regen ausfiel. Aber dieses Phänomen, dass konstant Menschen Ressourcen enthalten werden, das liegt an der Marktwirtschaft.
Das ist eingeführt worden durch die Marktwirtschaft. Und so gibt es halt viele andere Bereiche, wo ich denke, ja, es gibt Menschen, die entweder sozusagen das nicht fühlen können, dass sie auch anders leben, weil sie eben so sehr Teil dieser Gesellschaft sind. Und es gibt Menschen, die halt auf der profitierenden Seite sind und es deshalb angenehm finden. Aber das ist auch so ähnlich wie im Patriarchat. Natürlich empfiehlt der typische Patriarch würde nicht sagen wollen, das schaffe ich ab.
Aber wir würden auch nicht Sklavenhalterin sein wollen. Die wollten Sklavenhalterin sein, weil sie nur gesehen haben, da ist ja so viel Arbeit, das will ich ja nicht machen. Aber wir würden es nicht mehr sein wollen, weil wir uns verändert haben. Weil es uns total widerstreben würde. Und so verändern sich halt Menschen auch in diesen Praktiken. Ja, ein Teil hast du schon gesagt. Ich kann nur von mir und meinen Gefühlen dabei sprechen. Ich bin seit einem Jahr in Pödelwitz dabei und es fällt mir unheimlich schwer, diesen Kommentar anzunehmen, weil ich das Gefühl habe, ich muss ja was dafür tun.
Und das ist natürlich was ich dafür tun. Und damit umzugehen, dass gar nichts erwartet wird, sondern dass man einfach sagt, toll, dass du hier bist, finde ich schön. Aber man muss sich überwinden. Ich habe mir viele Gedanken darüber gemacht, wie ist es dazu gekommen, dass dieses Gefühl, es ist schön da zu sein, weggefallen ist. Jetzt kommen wir zum Christian Felber vielleicht, weil ich habe es vorhin schon angekündigt, in der Diskussion gesagt, die GWÖ ist in Südamerika extrem stark, weil dort die Menschen schon den Kommenz aus Traditionen leben.
Aber als die Spanier nach Südamerika rübergingen, haben sie das total zerstört und das denke ich, wird immer passieren. Das heißt, wie wollen sie das schaffen, dass es einen globalen Kommenz, diese Idee global gibt? Weil das wird es nicht geben. Es kann sich in kleinen Bereichen, wenn wir uns sehr auch selber überwinden, es anzunehmen und mitzumachen, wird es bestimmt geben, wie in Pödelwitz oder es gibt so verschiedene Teile in Deutschland, wo man es probiert. Aber wenn Deutschland jetzt so wie ein Bundesland versuchen würde, so zu leben, würde die Bundesregierung ihre Soldaten in das Bundesland reinschicken, weil die Hunde zahlen dann keine Steuern mehr.
Ja, es ist wahrscheinlich auch nicht in kleinen Gemeinschaften zu machen, sondern es geht darum, den Alltagsverstand zu verändern. Und als Historikerin weiß ich aber auch, wie veränderlich der Alltagsverstand ist und wie sehr Menschen immer glauben, das war schon immer so. Ich weiß, dass wir übrigens ein Phänomen der Neuzeit sind und nicht des Mittelalters, weil sie viel mit der Marktwirtschaft zu tun haben. Als die Menschen anfingen zu überlegen, dass es vielleicht doch keine Hexen gibt, haben sie gesagt, es muss Hexen geben, weil es gibt bestimmt immer Hexen.
Schon unsere Vorfahren haben immer Hexen verbrannt. Also es ist halt schwierig zu sehen, dass Menschen andere Alltagsverstände haben können, andere Art und Weisen, wie Gesellschaft begriffen wird. Aber genau darum geht es, dahin zu kommen. Und das wird nicht in kleinen Gemeinschaften sein. Das stimmt, ja. Ich denke, dass diese subkulturellen Räume, diese Räume anderer Selbstverständlichkeit notwendig sind, damit wir eben mehr aus dem rauszukommen, was unser Alltagsverstand ist. Aber dass es immer nach außen wirken muss und dass das Entscheidende nicht ist, dass diese kleinen Gemeinschaften überleben oder wachsen oder so, sondern dass halt der allgemeine Alltagsverstand sich ändert zu dem, ja, es gibt auch emanzipatorische Möglichkeiten, in Kooperationen was zu machen.
Übrigens, man kann das ja auch nicht, es ist ja auch kein überhistorisches Phänomen, dass Leute immer nur Krieg machen und sie erobern. Aram Zia'i in Kassel, Prof für Postkolonialtheorie, sagt immer, warum leben wir nicht in Tschengistan? Weil Tschengistan ist nämlich rübergesegelt von China, bevor hier irgendwelche Menschen gen Westen gesegelt sind, und hat Europa erkundigt und danach ist er wieder nach Hause gefahren. Und der Unterschied ist wesentlich, dass er staatlich finanziert, sag ich jetzt mal, war und die Menschen, die nach Amerika rüber sind, in Schuldsystemen drin gehangen haben.
Die haben wahnsinnig viel zahlen müssen für jede Ausrüstung, für jede Behandlung durch den Arzt etc. Und sind dann immer angetrieben worden, das, was sie brauchen, sozusagen von den Indigenen zu holen und da Schuldsysteme einzuführen. Das heißt, es ist nicht eine meta-historische Eigenschaft von Menschen, den Kopf einzuhauen, wie du vorgeschlagen hattest, sondern es hat natürlich auch was genau damit zu tun, welche Logiken lernen wir in der Gesellschaft? Sind sie patriarchal, sind sie marktlogisch, sind sie gewaltvoll oder nicht? Und so entwickeln sich auch Menschen, das sagen ja auch Neurobiologen inzwischen, dass sich unsere Gehirne ganz anders entwickeln, je nachdem, in welchen Gesellschaften wir leben.
Wir sind wirklich dann auch andere Menschen und nicht nur von klein auf. Tanja Singer zum Beispiel, Neurobiologin, hat mit dem Weltwirtschaftsinstitut in Kiel, für mich, früher war das immer so eine neoliberale Institution, schlechthin, hat sie Experimente gemacht, wo Menschen eine Woche lang soldatische Übungen miteinander gemacht haben und sie dann im Gehirn nachgewiesen hat, dass sich die Gehirne schon verändern. Also wir sind immer Teil der Gesellschaft. Ich kann das nicht verabsolutieren. Haben wir noch Zeit für eine letzte kurze Frage und eine letzte kurze Antwort? Fragen wir einen Blick zu Chris? Ja, okay.
Also eine Frage. Es ist weniger eine Frage. Ich bin noch nicht durch, aber ich lese gerade das Buch im Grunde gut von Alska. Sehr gut, ich kann mir keine Namen merken. Das ist katastrophal. Und da war ein ganz interessantes Beispiel, wie das halt eben so was im großen System einer Stadt halt eben auch funktionieren kann. Den Namen der Stadt habe ich vergessen. Venezuela, glaube ich. Wo... Die Kooperative? Nee, es geht um... Ich glaube nicht. Was dort ein Bürgermeister gemacht hat, ist zu sagen, ich gebe meine gesamte Macht quasi an die Bevölkerung ab und hat entweder den gesamten Stadthaushalt oder einen Großteil des Stadthaushalts quasi an die Bevölkerung überschrieben und gesagt, okay, ihr müsst euch einigen, wie das Geld hier auszugeben ist.
Und da wurden dann halt eben lauter kleine Versammlungen gegründet, die halt eben untereinander diskutieren können, wie soll dieser Haushalt aussehen, wie soll das Geld verdienen werden, wie soll das geplant werden. Das findet quasi einmal im Jahr statt. Und es war super erfolgreich. Also auf einmal wurden Viertel, die vorher immer vernachlässigt wurden, halt eben ausgebaut, weil einfach die Leute gesagt haben, nee, das ist wichtig. Es ist nicht wichtig, dass da irgendwie so ein großindustrieller noch Geld hinterhergeschoben kriegt, sondern dass die Sachen gemacht werden, die wir wichtig finden.
Und das hat hier über Jahre sehr erfolgreich funktioniert, auch in einem sehr korrupten System. Und das zeigt halt eben, dass, wenn Leute das wollen, auch viel bewegt werden kann. Und diese Angst, dass sozusagen sich nichts bewegen kann. Also ich bin 2009 nach Dresden gekommen und damals war so wie vegan, was ist das, wie schreibt man das? Und heute sieht die Welt, zumindest in Dresden, ziemlich anders aus, was so eine Ernährung angeht. Also die Leute haben sich im Kopf verändert.
Und es ist auch nicht mehr, wenn ich auf dem Dorf bin, bei meinen Eltern, dass die Leute das so nie gehört haben und das super weird finden. Die finden es nur noch ein bisschen arg weird. Aber es ist nicht so, dass da keiner drauf eingeht und keiner drauf vorbereitet ist oder so. Also alleine in den letzten 10, 12 Jahren hat sich da im Bewusstsein der Leute schon viel verändert. Und deswegen halte ich das, die Idee, dass sozusagen auf persönlicher Ebene im Bekanntenkreis sowas voranzutragen, durchaus sinnvoll.
Das verändert eine Gesellschaft. Das ist halt eben, wie Sie sagen, eher so die Gletschergeschwindigkeit, die es halt im menschlichen Gehirn schwierig macht, sowas dann mitzuschneiden. Oder wenn man manchmal so denkt, so Moment mal, ich habe hier so einen knallharten Vergleichspunkt, dann sieht man, dass sich die Gesellschaft tatsächlich positiv verändert. Und verändern kann auch. Genau. Das wollte ich noch. Das kann man mit Sexismus, mit Rassismus und anderen Sachen auch durchspielen. Dann sieht man wirklich, was sich verändert.
Ja. Also vielleicht, bin ich mal so frech und habe auch noch einen ganz kleinen Mini-Kommentar vielleicht als Abschluss, weil ich eben gemerkt habe, also die Frage stellt sich ja immer und ich glaube auch in meiner Auseinandersetzung mit Comments war die auch immer da. Ja, wie kommt das in die Welt? Ist das eben so ein Drüber-Tun oder was ist das? Und ich denke, also man kann es eben aus verschiedenen Perspektiven sehen. Ich habe es bei Eleanor Ostrom auch als, vor allem erstmal als Aufdecken von Fähigkeiten auch verstanden.
Also wir haben da was beobachtet, was Menschen können. Also die sind in der Lage dazu solche Normensysteme zu entwickeln untereinander, die eben deutlich besser funktionieren als das, was dann so vielleicht Marktwirtschaft kann oder Staat. Und es ist mindestens interessant eben drauf zu schauen und herauszufinden, ja was ist das? Wie geht das? Also auch die Ökonomie hat sich intensiv damit beschäftigt. Wie entstehen Gleichgewichtsprozesse? Da wird auch sanktioniert. Also deviantes Verhalten wird da auch bestraft. Auch dafür gibt es vielleicht...
Ja, aber für den Homo-Ökonomikus irrational. Das finde ich ganz wichtig. Es wäre irrational, weil die Bestrafung billiger ist, als dagegen zu verstoßen. Also es geht eigentlich nur darum, einen besonderen Raum, einer besonderen Logik und Verständlichkeit zu markieren als unwirklich die Bestrafung. Das finde ich einen wichtigen Punkt daran. Es ist zumindest passiert und es existiert. Und ich denke, das gibt ja auch Hoffnung, einfach zu sagen, okay, das sind Fähigkeiten, über die Menschen verfügen. Und ich glaube, daran kann man ja erstmal festhalten und sagen, okay, begibt man sich weiter auf die Suche und hat ein bisschen Zuversicht und Vertrauen in die Sache.
Also ich glaube, das kann schon mal ein Teil dieser Beschäftigung auch mit Commons sein. Also da wartet niemand und sagt, hier das sind die Regeln, jetzt geht's los. Sondern das sind auch wir. Genauso wie wir und David vielleicht sagt, wir machen jeden Tag Kapitalismus, können wir auch jeden Tag Commoning machen. Also wir müssen bloß mal woanders hingucken und vielleicht ein paar Erfahrungen sammeln und uns austauschen über diese Themen und vielleicht auch mal hingucken, wo es sowas gibt in unserem Alltag.
Genau, das habe ich jetzt noch mit reingeworfen. Genau, ihr habt ja auch viele Beispiele hier gebracht schon in der Woche. Es kommen immer wieder Beispiele und das ist auch schön und ich denke, das wird auch mehr in den letzten Jahren. Insofern kann man da ein bisschen Vorsicht haben. Ja, und ich würde jetzt einfach hier einen Strich ziehen und sagen, okay, schön, dass ihr da wart. Genau, dass wir hier unter den teilweise erschwerten Bedingungen hier noch so ein bisschen was über Commons erfahren durften von dir, dass du dir die Zeit genommen hast, uns hier was darüber zu berichten.
Vielen Dank dir und vielen Dank euch für die Fragen und Kommentare. Wir machen 18.45 weiter mit der nächsten Veranstaltung. Dann könnt ihr euch draußen noch ein bisschen was mitnehmen und vielleicht auch dir noch draußen Fragen stellen oder mit dir ins Gespräch kommen, wenn du noch da bist. Vielen Dank an euch und vielleicht dann bis später.