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Erinnerungen von einem alten Zirkuspferd, Rampensau o.ä. Machen viele alte Leute, die ihre Erinnerungen mit anderen teilen möchten - am lustigsten ist es immer erst, wenn man es selbst erlebt hat
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Erinnerungen von einem alten Zirkuspferd, Rampensau o.ä. Machen viele alte Leute, die ihre Erinnerungen mit anderen teilen möchten - am lustigsten ist es immer erst, wenn man es selbst erlebt hat
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Erinnerungen von einem alten Zirkuspferd, Rampensau o.ä. Machen viele alte Leute, die ihre Erinnerungen mit anderen teilen möchten - am lustigsten ist es immer erst, wenn man es selbst erlebt hat
Herzlich willkommen zu Eddys Lagerfeuer. Wir versuchen hier mal ein paar Geschichten vielleicht mal digital aufzuarbeiten, die wirklich passiert sind und die ich immer für sehr humorvoll erachte. Da gab es immer wieder Leute, die einen faszinieren können. Ich bin in einer Zeit groß geworden, als im Unterhaltungsbranche die Leute, die da waren, hatten alles durchgemacht. Also waren in dem Alter, dass sie den Krieg noch erlebt hatten und grundsätzlich verachtet haben. Das hat viel Toleranz gegeben, das hat viel Freude gemacht und man wollte nie wieder so schreckliche Zeiten haben und deswegen war es diesen Menschen auch immer sehr wichtig, anderen Leuten Freude zu machen. Sei es als Jongleur, als Zauberer, als Artist im Allgemeinen, Komiker, es gab alles. Damals gab es auch noch keinen Fernsehen im eigentlichen Sinne. Also Fernsehen kam gerade erst auf. Das heißt, irgendwelche Landgasthöfe hatten sich dann für ein immenses Geld einen wahnsinnig kleinen Fernseher gekauft. Da ist nur die gab. Es gab nur so, das ist ungefähr, ich kann das nicht sagen, 15 Zoll oder so. So ein Monitorschuh hat weiß, ziemlich unscharf, in einer riesigen Kiste, sah aus wie ein Schrank mit einem kleinen Fenster drin und wenn dann irgendwas war, wie zum Beispiel eine Weltmeisterschaft, hier aus dem Hintergrund Missoran schießt und ich war, das wurde auf minimalistischen, miesen Bildern geguckt. Heutzutage sind die Bilder besser, es ist eine wahnsinnige Grafikkarte und das, was man sich anguckt, ist Scheiße. Aber das liegt auch daran, dass sie jetzt nicht mehr irgendwelche Leute haben, die sehr viel Spaß daran haben, Leuten Spaß zu machen, sondern da sitzen irgendwelche BWL-Studierende oder irgendwelche anders Studierte, die in Fernsehsender reingehen und denen sagen, was die Menschen sehen wollen, beziehungsweise was der Sponsor sehen will. Früher wollten die Leute einfach nur Quatsch machen. Beispiel im Riemerschnoor, das ist so ein ganz kleines, wirklich niedliches Basisviertel aus der Gründerzeit. Die Häuser sind sehr, sehr, sehr, sehr schmal. Dagegen sind holländische Häuser sehr, sehr breit. Aber der Schnoor hatte sehr, sehr kleine Häuser und in einigen dieser Häuser, da wurden dann einige zusammen getan, da hat man dann Restaurants reingemacht. Da gab es so einen kleinen Eilkuchen, der ragte dann so auf die Straße, das war immer sehr schön, weil wenn man da so gesessen hat, an diesem Tisch mit seinen Freunden, konnte man durch diese Butzenscheiben auf die Straße gucken und gucken, wer da durch den Schnoor geht. Und zwar hat man diese Butzenscheiben aufgemacht, sei es so. Da saß dann also die ganze Familie am Tisch und wir waren unterwegs vom Schnoor 2 und wollten eigentlich runter zum Tiefer und ein befreundeter Tindor war mit uns unterwegs und hatte also seine Vorstellungen gemacht. Und er sagte, oh, wo können wir denn jetzt noch hingehen? Dann sind wir durch den Schnoor gegangen, Schnoor 2, wunderbar essen, damals noch Stalin-Küchenschef und kamen also an diesem Restaurant vorbei, ich weiß nicht, wie es heute heißt, das ist vorm Katzenkaffee. Und dieser Eilkuchen ragt also auf die Straße raus und der Tenor, das war auch der Name nicht, mit einer eleganten Bewegung, also seinen Schal nach hinten über die Schulter, steckte den Kopf durch dieses Fenster, der dann praktisch bei denen über dem Essenstisch ragte und ließ so diabolisch ein Bäuerchen aufkommen, strahlte der Ehefrau ins Gesicht und sagte, gesegnete Mahlzeit und wir sind dann weiter. Man hat früher mehr Quatsch gemacht, man hat mehr Blödsinn gemacht, die Leute waren nicht gleich aggressiv, da hatte nicht jeder ein Messer oder keine Ahnung, früher war es einfach wichtiger. Wenn sie unterwegs waren, dann hatten sie teilweise Kollegen, die sich selber auch Spaß machen wollten. Es ist immer schön, wenn sie auf der Bühne stehen und ein gutes Publikum haben. Das ist ein lebender Organismus. Sie sind vorne auf der Bühne und sie testen erst mal das Publikum aus. Was habe ich heute da? Kann ich heute mein niveauvolles Programm haben oder ist das da unten wieder unter der Gürtellinie? Worauf reagieren die? Pressevorstellungen ausgenommen. Wenn sie Pressevorstellungen haben, da sind sie also eher in der Pathologie auf gutes Feedback geeicht. Die von der Pressevorstellung, die sind immer nur wegen der Schnittchen gekommen. Ich weiß das noch wie heute. Ist egal. Wenn wir eine gute Vorstellung hatten, dann sind wir danach noch mal essen gegangen, solange wir ein Restaurant gefunden haben, was noch offen hatte. Deswegen mussten wir uns vorher immer schlau machen, wer hat denn noch offen. Und wir sind rumgezogen mit Ernst und Ernst hatte eine Macke. Er wollte also immer ganz besonders lustig sein. Er hatte zwei Sachen, die er immer gemacht hat. Man hat diesem Restaurant nichts Gutes getan, jetzt im Feierabend gehabt. Aber wenn die Schauspieler noch kommen, wir waren ja vor 23 Uhr, 23.30 Uhr, waren wir ja gar nicht da, mit Abschminken und so weiter. Da muss man also wirklich auf die Gnade der Gastronomie hoffen. Und Ernst versuchte dann also immer noch besonders witzig zu sein. Und sein erster Witz war immer, dass er sich hingesetzt hat an den Tisch, die hatten noch, die da an den Tisch stecken. Und hat während des Essens immer Geräusche gemacht. Komm her, das gefällt dir, das gefällt dir. Er hat also vorgegeben, dass er einen Hund hat. Natürlich hat er keinen Hund gehabt. Und somit, wenn es ans Bezahlen ging, hat Ernst dann gesagt, wo ist mein Hund? Und alle Angestellten, alle Restaurantangestellten, ich möchte mich nochmal ganz herzlich beeilen, Entschuldigung, alle Restaurantangestellten, robbten dann also unter allen Tischen rum, um einen Hund zu suchen, den es nicht gab. Für ihn sehr heiternd, für uns eher beinlich. Das ist noch nichts gegen Kölze. Kölze, ja. Dann ist mit Ernst Essen gegangen. Er hat gesagt, pass auf. Und der Kellner dann kam, was können Sie uns empfehlen? Ja, also wir haben Scholle Müllerin oder wir haben ein wundervolles Filet Mignon oder irgendwas in der Richtung. Aber wo wir gerade hier in der Gegend sind, guckt den Kellner an und guckt ihm stur ins Gesicht. Wo wir jetzt gerade hier in der Gegend sind, sagen Sie mal, haben Sie Kölze? Also nicht die grünen, sondern die frischen, die braunen. Und die meisten Kellner haben dann gesagt, Entschuldigung, ich gehe mal in die Küche, ich frage mal nach. Und keiner wusste, was Kölze sind, weil es gibt es nicht. Also wieder ein Hindernis, finde ich, von ihm, was ihm auch persönlich Vergnügen machte. Er nahm dann meistens die Scholle. Eines Tages hat mich also auf der Suche nach einem offenen Restaurant der Scheid gepiesert und ich habe mir den Oberkellner geschnappt. Ich sage, sind Sie heute Abend da? Da sagt er, ja, ich bin da. Ich sage, passen Sie auf, wir haben da einen, der hat eine Macke. Er wird Ihnen sagen, er möchte Kölze haben. Dann sagt er, was sind Kölze? Ich sage, Kölze gibt es nicht. Da denkt er sich es immer aus, damit alle möglichst doof dastehen und sich noch bei ihm entschuldigen, dass sie keine Kölze haben. Jut, sagt er, das gefällt mir richtig gut. Ich sage, das kann Ihnen noch besser gefallen. Tun Sie mir einen Gefallen und setzen Sie ihm irgendwas vor, von dem Sie behaupten, dass das originale Kölze sind. Und es kam, wie es kommen musste. Wir sind also dahin und der Kellner hatte also super, super seinen Kick gelernt. Also Ernst setzt sich wieder hin, so aufrechte Sitzposition, starrt ihm ins Gesicht und sagt, jetzt, wo wir hier gerade in der Gegend sind, haben Sie auch Kölze? Und der Kellner sagt zu ihm, wir haben nur die frischen Bauern, die grünen haben wir nicht. Und Ernst fällt also alles aus dem Gesicht. Und der Kellner sagt, soll ich Ihnen die bringen? Eine lange Atempause? Ja, dann hatten wir schon Ja gesagt. Bitte bringen Sie die Kölze. Und er fragt schon seit einem halben Jahr, fragt er grundsätzlich jedem danach. Die Küche war in der Zwischenzeit beigegangen und hatte jede, jede entdenkliche Art von Weinkorken zerschnippelt und dekoriert und mit einer schönen braunen Funke auf einem Teller angerichtet, der also Ernst präsentiert wurde. Und nun waren wir natürlich auch, weil wir auch nicht gesagt, also über alle Maßen, die in Ernst waren, dabei ihn zu Pi sagen, du kriegst nun endlich mal deine Kölze und dann auch noch die frischen? Dann isst doch mal. Also wir können sagen, er hat das nie wieder gemacht. Es war sehr unterhaltsam für uns. Alles, was sie mit Künstlern erleben, mit Zauberern erleben, sie gehen mit dem Zauberer einkaufen, er kommt an die Kasse, öffnet das Portemonnaie und natürlich kommt eine große Stichflamme raus. Die Menschen sind geboren, um andere Menschen zu unterhalten, zu faszinieren. Wenn sie irgendjemanden erschrecken, verängstigen, provozieren wollen, dann tun sie das, was heutzutage liegend langlängig als Journalismus dargestellt wird. Das nervt nur, weil diese Freiheit, die wir damals hatten, zwischen den Vorstellungen, es war nicht alles Gold. Früher war alles besser, nicht immer, garantiert nicht. Aber so wie es jetzt ist, kann es nie bleiben. Wir haben viele, viele verrückte Sachen gemacht und es hat uns immer Spaß gemacht. Ich als kleiner Piesepampe hatte dann den Auftrag und sollte also den Wunschzettel von einem nicht ganz namenlosen Popkünstler abarbeiten. Wenn sie sowas machen heutzutage, dann haben sie da irgendwelche Piesepampe, die Deutschlandsozialen Superstar oder sonst irgendwas. Nein, damals, das ist ein richtiger Künstler, denkt man heute noch und der kann auch schön singen. Und von dem hatten wir also eine lange Liste bekommen, was er alles haben muss. Welches Wasser, welche Früchte und so weiter muss dann immer im Ruheraum zur Verfügung stehen, damit er immer zwischendurch ein bisschen hier und da arbeitet. Und ich habe es vergeicht. Ich habe es extremstens vergeicht und sollte das alles einkaufen. Ich habe praktisch nichts davon bekommen. Und ich bin dann praktisch zum Hotel gegangen und habe gesagt, so, liebe Leute, ihr wisst, da drüben ist ein großes Konzert. Ich sage, der Künstler muss irgendwas zu essen haben, macht mir irgendwas fertig. Und so haben sie mir drei große Spiegel mit Schlitzchen fertig gemacht, Kaubrot mit Salami, Leberwurst, Käse und alles wunderschön dekoriert, sah ganz toll aus. Hat aber nichts mit dem zu tun, was eigentlich auf dem Wunschzettel des Künstlers stand. Okay, ich habe also schlagartig die Schürfte ergriffen, weil ich gedacht habe, also ich werde getötet. Die haben da diesen wundervollen Wunschzettel gemacht, was der Künstler haben muss, damit er also zu Höchstformen seiner Darbietung. Und als ich praktisch das Gelände verlassen will, werde ich aufgehalten und mir wird gesagt, dass er nicht spricht. Und nun können sie sicher sein, da sagen sie nein. Da bin ich also wieder zurück mit gesenktem Haupt. Und ich glaube, ich bin also die ganzen mehrere hundert Meter und dann immer so pro Schritt immer ein Zentimeter kleiner geworden. Also flach wie der Fußboden bin ich dann rein in die Garderobe und da stand er. Und er schlagt mich an und sagt, hast du das gemacht? Und zeigt auf diese Schnittchen. Und ich sage, ja, ich war dafür verantwortlich und ich sollte und ich habe jetzt das hier gemacht, weil ich habe es nicht anders hingekriegt. Und sein Gesicht hält sich auf und er schüttelt mir die sämtlichen Hände, die ich hatte und sagt Dankeschön. Mein Management ist beigegangen und hat an jeden Veranstalter in dieser verschissenen Tour den gleichen Wunschstattel geschickt. Ich sehe jeden Abend das gleiche Zeug. Er sagt, das ist das erste Mal, dass ich hier was habe, was mich freut. Seitdem habe ich angefangen, also bei den Sachen immer senativ zu arbeiten. Es geht nicht darum, wer, was oder wann, wo, sondern es geht darum, dass der Künstler, der da ist, so viel Spaß hat, dass er den anderen Leuten den Spaß weitergeben will. Es ist nicht jeder für das Atmosen, der sich da hinstellt und sein Ding abzieht. Ruf ihn in seine Asche. Das hat der deutschen Unterhaltungsbranche bestimmt gut getan. Immer wieder, wenn irgendwas war, hat sich herausgestellt, dass wenn sie mit einem Produkt irgendeiner Firma zu tun haben. Wir hatten hier auch einen Wunschstattel. Er hat sich hingestellt und da stand drauf, er wolle doch nur die originalen Bären von Haribo und da dann auch nur die roten. Ich meine, wenn man einem Menschen die Arbeit machen will, okay, schön. Ich will nicht sagen, da muss er Elvis Presley sein, aber bevor man so abgehoben ist, muss man dann schon was geleistet haben. Andere Leute, die stehen ihr Leben lang auf der Bühne und bringen immer jeden Abend, egal was passiert ist, der Vater ist gestorben oder sonst irgendwas, gehen auf die Bühne und ziehen durch. Das bezeichnet man als Rampensau. Das sind die echten Profis, die wissen, wann sie die Zeit haben, zusammenzubrechen. Die sind da, wenn sie sie anrufen und diese Generation vermisse stark. In letzter Zeit sehe ich wenig Künstler, wo ich sage, das würde mir gefallen, mit denen zu arbeiten und ich sehe auch wenig Nachwachsen. Der Moment ist eine traurige Zeit und wir brauchen mehr alberne Leute. Ein Komiker versucht, sich zum Lachen zu bringen. Wenn sich jemand lächerlich macht, dann nennt man das Politiker. Heutzutage müssen sie einfach darauf achten, was für ein Etikett sich daran macht. Wenn Ihnen das gefallen hat, ich kann hier vermutlich noch Jahre irgendwelche Storys erzählen und wenn sie keine hört, ist egal, dann nehme ich das als Speicher. Aber es würde mich freuen, wenn sich dafür jemand interessiert. Vielleicht erzählen wir das nächste Mal ein bisschen was über den Zirkusbusch. Das hat mir immer gut gefallen. Oder wie ich beim Zirkus gearbeitet habe. Naja, das ist eine andere Geschichte. Einen schönen Tag, lasst euch nicht ärgern und bis zum nächsten Mal, euer Ecki.