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Acton-Hikertown-Hectachapi-1

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Christian from Pacific Crest Trail is recording a new podcast. He talks about his recent hiking experiences, including the Mojave Desert, a big day of hiking, a rest day, and his goal to hike no more than 25 miles a day. He mentions staying at Hiker Town, a strange place with Western-style cabins, and the night hike through the Mojave Desert. He also talks about a surprise filming at Hiker Town by a water company, where hikers received free accommodations, food, and drinks. Christian describes his decision to start the night hike on the same day, despite the long distance and the full moon. He mentions walking along the Los Angeles Aqueduct and the unexpected end of the old iron pipe. Servus, hier ist der Christian von Pacific Crest Trail mit einem neuen kleinen Podcast. Heute ist der 31. Wandertag. Ich bin leider in den vergangenen Tagen nicht dazu gekommen, etwas aufzuzeichnen. Es ist trotzdem viel passiert, was mich ja genau deswegen davon abgehalten hat. Da waren zum Beispiel die Themen Mojave-Wüste, Nighthike, ein sehr großer Meilentag, ein Zero-Day und so weiter. Ich versuche das mal alles irgendwie so in die richtige Reihenfolge zu kriegen. Ich hoffe, ich verzettele mich nicht in zu vielen Details. Ich glaube, letztmalig hatte ich mich gemeldet von Acton. Da war ich reingelaufen, hatte einen Zero-Tag am Campingplatz gemacht. Der Zero-Tag, also dieser Ruhetag, war nötig, weil ich ja ganz schön Gas gegeben hatte, um relativ zeitig dorthin zu kommen. Das hat meinen Füßen nicht gut getan. Ich hatte mir eine kleine Blase gelaufen und um das ein bisschen auszuhalten, hatte ich dort einen Ruhetag eingelegt und ich habe mir fest vorgenommen, zukünftig zu versuchen, nicht über 25 Meilen am Tag, also nicht mehr als 40 Kilometer Strecke zu gehen. Ich muss sagen, das hat super geklappt, denn ich bin direkt am ersten Tag, als es über Aquadulce hinausging, bei 28 oder 29 Meilen gelandet, also zielverfehlt. Am Folgetag waren es auch 27 Meilen und am dritten Tag wurde es dann quasi noch schlimmer, aber das ist eine eigene Geschichte. Ja, ich hatte mir vorgenommen, zwischen 20 und 25 Meilen zu bleiben und leider hat es nicht geklappt. Gründe sind vielfältig. Oftmals ist es so, dass ich dann doch versuche, mein Strecken- oder mein Wanderpotenzial voll auszuschöpfen, weil ich dadurch ein paar Vorteile erreiche. So ist es zum Beispiel so, wenn ich irgendwo bei Meile 25 übernachten möchte, kann es öfters mal sein, dass es erst bei Meile 18 zum letzten Mal Wasser gibt und wo ich übernachte, ist keins. Das heißt, ich muss dann auf den letzten Meilen ordentlich Wasser mitschleppen, eben für die Übernachtung, also für Abendessen, Frühstück und dann vielleicht für den nächsten Tag nochmal für die ersten Meilen. Und das kann natürlich ganz schön unbequem sein, wenn man da drei, vier oder gar fünf Liter Wasser noch buckeln muss. Und so ist es manchmal dann doch verlockender, vielleicht eine Tagesdistanz von 27, 28 Meilen zu gehen und dann abends dort zu campen, wo es Wasser gibt. Dann erspart man sich das Wasserschleppen und hat genau dort, wo man übernachtet, Wasser für Abendessen, Frühstück und für die ersten Meilen des nächsten Tages. Und so ist das oftmals mit guten Vorsätzen ja dann schnell dahin, wenn es irgendwie ja gute Gründe gibt, lieber ein bisschen mehr Meilen zu gehen. Oder auch, wenn man irgendwie plant, zum Beispiel am nächsten Tag in die Stadt zu gehen und einem irgendwie so ein bisschen ein Zeitfenster im Nacken sitzt, zum Beispiel, wenn man zur Postfiliale muss. Dann ist es doch ganz gut, wenn man irgendwie am Vortag schon ein paar mehr Meilen macht und man am nachfolgenden Tag dann etwas kürzere Strecke in die Stadt hat und zeitiger dort ankommt. Ja, der zweite Tag, als ich nach Erkton raus bin, bin ich bei der Sawmill Campsite gelandet. Am dritten Tag bin ich von dort gestartet und bin 20 Meilen in den kleinen Ort Hiker Town gelaufen. Ich war gegen 13 oder 14 Uhr dort. Das war auch für eine 20-Meilen-Etappe recht zügig. Es ging am Ende fast nur noch bergab. Ja, Hiker Town ist ein sehr sonderbarer Ort. Man redet schon viel darüber. Ich weiß noch nicht so ganz, was ich davon halten soll. Hiker Town klingt wie ein Ortsname, ist aber, glaube ich, eigentlich nur ein Privatgrundstück und die Besitzer haben auf dem großen Grundstück neben allerlei Krempel, Müll und Seekontainern und was da rumsteht, mehrere kleine Hütten errichtet, die ja so den Charme und das Aussehen einer Westernstadt haben. Also es gibt eine Baracke, da steht Sheriff drauf, dann gibt es den Saloon, den Lebensmittelladen, Tierzubehör, Futter, lauter kleine Baracken mit so Schildern vorne dran, wie man es aus einer Wildweststadt kennt. Und diese kleinen Hütten, Baracken kann man zur Übernachtung mieten. Da passen dann eben zwei Betten rein und dann können dort zwei Wanderer übernachten. Man kann auch gegen Aufpreis oder gegen kleine Gebühr, ich glaube, fünf Dollar kann man dort duschen. Und ja, und so hat jemand da sich ein kleines Grundstück eingerichtet und vermietet da Zimmerchen und dergleichen. Hiker Town ist aber nicht sehr beliebt, um dort zu übernachten. Es gab Gerüchte, dass man da Bettwanzen findet, etc. Also ich wollte dort auch nicht übernachten. Zumal direkt nach Hiker Town eine Etappe beginnt, die die meisten Wanderer in der Nacht absolvieren. Je nachdem, wie weit man kommen will, sind es entweder 17 oder gar 25 Meilen Nachtwanderung. Denn die Strecke führt durch einen Ausläufer der Mojave-Wüste, ist also am Anfang relativ flach, monoton. Es gibt kaum Schatten, es gibt kein Wasser unterwegs. Und ja, um das Ganze gut zu absolvieren, macht man das irgendwie nachts, hat sich so eingebürgert scheinbar. Ich habe das auch vorgehabt. Und auf diesem Abschnitt liegt auch ein bekanntes Fotomotiv des Pacific Crest Trail. Man wandert nämlich auf dem Los Angeles Aquaduct lang. Also einer Wasserleitung, vermutlich schon über 100 Jahre alt, aus kleinen Stahlplatten zusammengenietet, die ein bisschen an der Oberfläche aus dem Boden rausschaut. Und über die Wasserleitung wird irgendwie aus den Bergen Wasser nach Los Angeles oder sonst wohin gebracht. Und während man durch diese Wüste wandert und schwitzt und viel Wasser mitschleppen muss, fließt unter einem Wasser in die Stadt aus den Bergen heraus. Das ist ein beliebtes Fotomotiv. Und ja, wie erwähnt, wollen viele Wanderer das in der Nacht machen. Jetzt war ich schon um 13, 14 Uhr dort angekommen. Ich wollte nicht bis zum darauffolgenden Tag warten. Und so blieb mir nichts anderes übrig, das noch am gleichen Tag zu absolvieren. Ich hatte so vorgehabt, in Hikertown ein kleines Nickerchen zu machen, mich auszuholen, 3-4 Stunden, und dann am Abend nochmals zu den 20 schon gegangenen Meilen noch eine 17-Meilen-Etappe dran zu hängen. Was ziemlich übel scheint und auch ziemlich übel war, weil es glaube ich knapp 60 Kilometer Tagespensum dann sind. Es gab dieses Jahr eine kleine Überraschung, als ich dort war. Eine Firma für Wasser, eine Firma, die Wasser in Flaschen verkauft, ich glaube Arrowhead, hat das gesamte Areal bei Hikertown, das gesamte Grundstück gemietet, um dort einen Werbespot zu filmen. Das heißt, dort lief ein Kamerateam rum, hat Interviews gemacht mit den ganzen Wanderern. Und dieses Kamerateam hat den gesamten Ort gemietet. Das heißt, die Unterkünfte in den kleinen Baracken waren kostenlos. Wer zuerst kam, hat ein Bett bekommen. Dusche war kostenlos. Es gab zwei Tage lang Essen, Trinken, Eis, Steaks, Hamburger, jede Menge Bier. Und das hat es nicht rumgesprochen. Und so haben sich an den beiden Tagen in Hikertown bestimmt knapp unter 100 Wanderer zusammengerechnet eingefunden, sodass dort richtig was los war in dem kleinen Ort, wo eigentlich keiner irgendwie so richtig übernachten will. Ich bin da angekommen, musste auch direkt irgendwie diesem Kamerateam so ein paar Interviews geben, hab dann dort geduscht, hab in einem Waschbecken meine Kleidung ein bisschen gewaschen und kam leider nicht dazu, mich dort irgendwie mal in die Ecke zu legen und ein bisschen Lickerchen zu machen oder mich auszuruhen. Stattdessen habe ich noch das Angebot angenommen und bin mit so einem Shuttle-Fahrer in einen fünf Kilometer entfernten Store gefahren, also ein Geschäft, wo ich nochmal ein bisschen Lebensmittel nachgebunkert habe, hab eine Portion Pommes gegessen. Dann ging es wieder zurück und so waren leider die vier, fünf Stunden Aufenthalt, die ich dort hatte, schnell vorbei und ich hatte mich nicht ausgeholt. Ich war also weiterhin seit 5 Uhr 30 oder so auf den Beinen. Gegen 18 Uhr hatte sich dann die erste große Wandergruppe fertig gemacht. Ich glaube, das waren an die 20 Leute, die um 18 Uhr losmarschierten in die Wüste hinein. Ich bin dann um 19.30 Uhr gefolgt. Da war schon so ein bisschen Dämmerung. Vor mir, eine halbe Stunde vor mir, war nochmals eine 20-Personen-Gruppe gestartet. Ich habe mich echt gefragt, wo die alle hin wollen. Ich habe noch nie so viele Wanderer auf einem Haufen hier gesehen auf dem Weg. Ja, da bin ich gegen 19.30 Uhr auch nochmal in die Wüste aufgebrochen, mit dem Ziel, noch 17 Meilen zu gehen. Zuerst ging es an so einer kleinen Landstraße entlang, typisch amerikanisch, an der Seite Strommasten, gelbe Fahrbahnmarkierungen und nach einer Meile ging es an einem Wasserkanal entlang. Ganz überraschend, hatte ich gar nicht mit gerechnet und ich hatte damit gerechnet, dass der nach Westen fließt, Richtung Los Angeles, aber er floss in die Gegenrichtung. Das hat mich ein bisschen gewundert. Ja, nach nochmals anderthalb Meilen stand man dann auf diesem Eisenrohr aus den zusammengenieteten Platten. Ich habe ein, zwei Fotos gemacht, habe dann aber vorgezogen, nicht auf dem Eisenrohr zu gehen, sondern daneben auf so einer staubigen Piste. Einfach, weil auf diesem genieteten Rohr wegen der Nieten kein gutes Gehen möglich war und außerdem war schon die Sonne weg. Es wird langsam dunkel und mit einem Grund auch, warum ich diese Nachtwanderung unbedingt an diesem Tag machen wollte. Es war nämlich Vollmond. Also es hat eigentlich super gepasst, dieses Event, wo man kostenlos Essen trinken konnte und dann gleichzeitig noch abends bei Vollmond losgehen. Das wollte ich mir eigentlich nicht entgehen lassen. So habe ich ein paar Fotos gemacht und bin dann auf dem Aquaduct beziehungsweise daneben weitermarschiert und überraschend war dieses alte gusseisernen Rohr irgendwie nach zwei, drei Meilen zu Ende und scheinbar hatte man das renoviert und hat dann einfach einen, ja, einen Graben unterirdisch gelegt, Betondeckel drauf gemacht und jetzt fließt das Wasser unterirdisch lang. Das heißt, dieses alte Rohr hatte man entfernt und das war dann der wirkliche Nighthike. Es ging dann noch über knapp zwölf Meilen auf so einer staubigen Piste durch die Wüste, immer so ein bisschen mit Kurven zwischendrin. Das Ganze war etwa so breit wie eine Landstraße. Die eine Hälfte war mit Beton abgedeckt, darunter floss das Wasser und daneben war so ein Wirtschaftsweg quasi mit so einer staubigen Piste, auf der ich gewandert bin. Und durch den Vollmond war es so hell, man hätte echt ein Buch lesen können in der Nacht. Ich habe also die Stirnlampe, die ich dabei hatte, überhaupt nicht gebraucht. Ich glaube, von den fünf Stunden, die ich insgesamt unterwegs war, habe ich die Lampe vielleicht zwei Minuten lang angehabt und ab und zu fuhren auf diesem Aquaduct oder auf der kleinen staubigen Piste daneben auch mal ein paar Autos und um mich dann so ein bisschen bemerkbar zu machen, habe ich die Lampe eingeschaltet und habe auf meine Füße geleuchtet, dass die Autofahrer mich sehen. Ja, diese Nachtwanderung, was soll ich sagen, das war bisher eigentlich die schönste Erfahrung bisher auf dem Trail. Es hat so ein bisschen gerochen wie in der Wüste von Abu Dhabi. Das war mir sofort irgendwie bekannt. Irgendwo haben die Grillen gezirbt, die Augen haben sich schnell an die Dunkelheit gewöhnt und man konnte auf dieser staubigen, flachen Piste richtig gut Tempo machen, also richtig schön zügig marschieren. Und so habe ich dann versucht, gegen die Müdigkeit anzukämpfen. Auf den letzten drei bis vier Meilen ist es mir dann echt schwer gefallen, hat sich dann gezogen. Da war ich dann knapp 21 Stunden wach und das steckte mir dann echt in den Knochen. Ich habe dann mit Mühe und Not irgendwie diese Brücke erreicht, wo die Wasserleitung als Aquadukt über einen Graben führt. Das wäre so ein kleiner Bach. Und dort unten hatten viele Wanderer bereits ihr Zelt aufgeschlagen. Überall waren kleine Stirnlampen zu sehen, rotes Licht, weißes Licht. Und dann habe ich mich irgendwie dazu begeben, habe mir auch noch einen Campingplatz, einen kleinen flachen Ort gesucht. Und wie soll ich sagen, wir gehen hier seit zwei, drei Tagen durch eine Region, wo sehr, sehr viel Wind ist. Und auch dort an meinem nächtlichen Campingplatz waren bereits viele Windräder aufgestellt, die man sehen und hören konnte. Und es ging gehörig Wind. Also ich habe wirklich zu tun gehabt, mein Zelt dort aufzubauen. Es war sandiger Boden da am Bach. Ich habe die Heringe komplett in den Sand reingesteckt und dann noch mit riesigen Steinen beschwert, dass das Zelt wirklich stabil stand. Ich war viertel nach eins nachts dort angekommen, habe die 17 Meilen also doch noch absolviert. Zum Ende war es wirklich anstrengend. Ich habe das Zelt aufgebaut. Ich glaube um viertel, um viertel vor zwei lag ich dann im Schlafsack und bin bestimmt binnen fünf Minuten eingeschlafen. Ich war sowas von erschöpft nach 60 Kilometern knapp Wanderung mit Gepäck, Höhenmetern, Sonne. Ich war echt platt. Ich habe dann wirklich gut geschlafen für fünf Stunden und dann war ich schon wieder wach. Draußen wurde es hell und ich wusste die Sonne kommt raus und ich bin immer noch in der Wüste. Ich muss echt noch ein paar Meilen machen bis ich in die Berge komme und ein bisschen an Höhenmetern gewinne. Und dann habe ich mich leicht verkatert aus dem Zelt begeben. Andere Wanderer waren auch schon wieder unterwegs, hatten gepackt und dann ging es nach einer relativ kurzen Nacht, nachdem es am Vortag 60 Kilometer waren, dann direkt in die nächste Etappe rein. Und ja, da hatte ich ein bisschen mit der Müdigkeit zu kämpfen. Die Nacht war kurz, ich war nicht erholt und es sind noch mal 18 Meilen an dem Tag dann geworden. Also diese Tage waren wirklich heftig, aber ich muss sagen, ich habe wirklich sehr an Zuversicht gewonnen, dass ich auch in der Lage bin, auch mal abends eine lange Etappe zu gehen. Ich komme mit diesem weniger schlafen zurecht, Hitze in der Wüste, kurze Nächte. Also ich habe das doch ganz gut weggesteckt am Ende. Und so war es dann doch ein schönes Erlebnis, diese Nachtwanderung gemacht zu haben. Es war das erste Mal, dass ich hier wirklich in die Nacht hineingelaufen bin, sonst bin ich immer nur ein paar Mal früh aufgestanden. Ja, das war die Wanderung auf dem Aquaduct von Los Angeles, der bis jetzt eigentlich schönste Abschnitt hier auf dem Weg. Die Landschaft drumherum war relativ karg. Ab und zu hat man so kleine Privatgrundstücke gesehen, einfach daran zu erkennen, dass genau dort, wo jemand irgendwie ein bisschen Land besessen hat, eine Hecke errichtet wurde. Meistens hat dann jemand dort einen Wassertank aufgestellt oder hatte einen Tiefbrunnen und so wuchsen dann dort auch Bäume auf den kleinen Privatgrundstücken. Alles andere war nur Steppe. Aber scheinbar wurden hier irgendwie, ja, wurden die ganzen Grundstücke irgendwie nicht wertgeschätzt. Überlagen, vergammelte Wohnwagen rum, Bretterbuden. Also die ganzen Besitzer haben sich da irgendwie nicht um ihre kleinen Grundstücke gekümmert. Ja, ist einfach viel zu viel Land für die ganzen Leute hier. Am besagten Tag nach der Nachtwanderung habe ich 18 Meilen geschafft und habe dabei Cowgirl, eine Mädel aus Deutschland, aus Gelsenkirchen, eingeholt. Wir sind immer mal wieder so abwechslend aneinander vorbei. Wenn ich Pause gemacht habe, ist sie vorbeigezogen. Wenn sie irgendwo saß, bin ich vorbeigezogen. Und als ich abends, am Nachmittag, schon gegen 16 Uhr, wirklich nach 18 Meilen genug hatte, wegen der kurzen vorherigen Nacht, habe ich mein Zelt aufgebaut. Sie kam vorbei und gesellte sich auf die andere Seite von dem Gebüsch dazu und es war wieder ziemlich windig. Wir hatten viele, viele Windräder gesehen an dem Tag. Ich hatte es halbwegs geschafft, mein Zelt aufzubauen im Wind, aber Cowgirl, also ihr Spitzname eigentlich heißt sie Verena, ja, war irgendwie ganz schön am Straucheln, da ihr Zelt aufzubauen bei den Winden. Hat es am Ende sein lassen und hat stattdessen sich für Cowboy-Camping entschieden. Also einfach nur eine kleine Bodenplane auf den Boden, Isomatte drauf, Schlafsack, fertig. Ich habe die Nacht dann normal geschlafen, war immer noch, ja, ziemliches Schlafdefizit da und hatte sich morgens um 5.30 Uhr aufgestanden. War Cowgirl schon wieder unterwegs. Die war richtig leise und respektvoll, als sie ein bisschen früher abgehauen ist. Und an diesem Tag waren es dann noch knapp 13 Meilen bis zur Straße oder bis zur Interstate 58. Das war das Tagesziel. Von dort sollte es in die Stadt Hattachipi gehen. Hattachipi. Und auf dem Weg dorthin habe ich Cowgirl immer mal wieder eingeholt oder sie hat mich eingeholt und wir hatten dann zusammen den Plan, dass wir gemeinsam von der Interstate 58 nach Hattachipi per Anhalter fahren. Ich hatte mir eigentlich den Plan zurechtgelegt, dass wegen der harten Etappen ich in der entgegensetzten Richtung in ein Hotel gehe und zwar nach Mojave. Dort hatte ich ja online günstige Hotels gesehen für nur 52 Euro pro Nacht inklusive Steuern, was für die USA ziemlich günstig ist. Ich hatte noch nichts gebucht, aber hatte fest vor, dass ich mir eine Nacht im Hotel gönne jetzt nach über vier Wochen auf dem Trail. Leider musste ich trotzdem noch in die Gegenrichtung, in die andere Stadt fahren nach Hattachipi, um dort bei der Post meine Pakete abzuholen. Und so hatte das erst mal Vorrang. Der Wanderguide, den wir verwenden, sagte, dass per Anhalter fahren von der Interstate 58 so gut wie unmöglich ist, weil dort kein Verkehr ist, der von der Autobahn runterkommt. Die kleine Ausfahrt nimmt und dann wieder zur Autobahn zurückfährt, sodass man da oben ziemlich hilflos auf der Brücke steht, weil kein Auto irgendwie kurz von der Autobahn runterkommt. Ich hatte eine Stunde lang einen kleinen Ausblick auf diesen Parkplatz, während es vom Berg im Serpentinen runterging. Und tatsächlich habe ich in der Stunde keine drei Autos gesehen, die da lang fuhren. Also die Chance, dort per Anhalter wegzukommen, war wirklich, wirklich gering, auch mit all meinen Fähigkeiten und Kenntnissen aus den letzten Jahren. Aber als ich dann Kauger kurz vor der Straße eingeholt hatte und wir über die Brücke gingen, sah ich ein schwarzes Auto und das fuhr langsam auf uns zu. Und ich dachte mir schon, oh, könnte das was werden. Tatsächlich hat die Fahrerin das Fenster runtergemacht, hat uns hergewunken und dann sind wir sofort mitgenommen worden. Ich musste also keine fünf Sekunden warten. Ich bin aus der Gehbewegung des Wanderns auf den Wanderweg direkt zum Kofferraum und habe meinen Rucksack eingeladen. Und da hat uns dieser liebe Trail Angel mit dem Namen Charlotte nach Hattachapi gefahren. Sie hat uns auch noch ihre Telefonnummer gegeben. Auf WhatsApp wollten wir sie sogar erreichen, was viele Amerikaner nicht haben. Und dann hat sie uns angeboten, uns noch woanders hinzufahren, wenn wir sie kurz anrufen. Und hat uns auch gesagt, wir könnten bei ihr auf dem Grundstück in irgendeiner Hütte oder so übernachten. Was aber dann nicht infrage kam, war, Verena hatte ein Hotel reserviert und ich wollte ja auch noch nach Mojave und dort ins Hotel gehen und wollte nur meine Post, meine Sachen erledigen. Und so sind wir erstmal in den Wall-Markt rein, haben eingekauft. Für Cowgirl war es der erste Besuch im Wall-Markt. Ich glaube, sie hat nachher 200 Dollar ausgegeben und hat fast zwei Stunden gebraucht für den Einkauf, einfach weil der Laden so riesig ist. Und wie ich da durch den Wall-Markt spaziere und mir ein paar Sachen kaufe, habe ich direkt Roadrunner gesehen, zusammen mit Garlet. Die beiden kannte ich schon von dem Campingplatzaufenthalt in Acton. Und wie ich erfahren habe, waren sie im Hostel. Hiker hat. Und der andere Hiker, mit dem ich ein paar Tage zusammengewandert bin, war auch da. Der Holländer, der sich jetzt hier ein bisschen verletzt hatte mit dem Namen Nemo. Und da habe ich spontan entschlossen, mich nicht im Hotel einzuquartieren, sondern in dieses Hostel zu gehen. Habe dann schnell der Besitzerin Barbara eine SMS geschrieben, ob noch ein Platz frei wäre. Das hat sie mir bestätigt. Und dann hatte ich mit ihr um 14 Uhr einen Abholtermin beim Wall-Markt ausgemacht. Und dann hat mich ihr Mann Richard abgeholt am Wall-Markt, hat mich zum Hostel gefahren. Und da war wieder ein großes Wiedersehen mit vielen bekannten Gesichtern. War richtig toll. Und so kam es auch, dass ich dann dort wieder zwei Nächte geblieben bin und habe nochmal einen Ruhetag eingelegt. Einfach, weil so viele schöne bekannte Gesichter da waren, mit denen man sich richtig toll austauschen konnte. Es war einfach schön, einen Tag mit denen abzuhängen. Richard und Barbara, die das Hiker hat Hostel betreiben, hatten auf dem Grundstück früher eine Cider-Farm. Haben also naturtrüben Apfelsaft hergestellt. Und wenn ich die Definition richtig gelesen habe, heißt das in den USA Apfel-Cider ohne Alkohol. Und für diesen Zweck haben sie auf ihrem Grundstück so einen großen Metallhangar, so eine große XXL-Gartenlaube errichtet, in der sich ein Kühlraum befand und ein Lagerraum. Und dort wurden dann die ganzen Äpfel gelagert, die auf ihrem Grundstück gepflückt wurden von den ganzen Apfelbäumen. Und das Ganze ist aber in den letzten Jahren beendet worden, weil die Apfelbäume irgendeine Krankheit bekommen haben. Und dann haben die beiden die Apfelbäume gefällt, weil sie nicht wollten, dass das auch noch auf die Nachbargrundstücke übergreift. Und seitdem steht dieser große Hangar leer. Seit 3-4 Jahren nehmen die beiden Wanderer bei sich auf und lassen sie auf der Wiese zelten. Und haben in dem großen Hangar, in dem früher der Apfelcider hergestellt wurde, eine Küche eingerichtet für die Wanderer, einen Computer hingestellt. Können dort das Badezimmer nutzen, duschen und einfach, ja, unseren Hikersachen nachgehen. Geräte aufladen, das WLAN nutzen etc. Und das war ein richtig schönes Hostel. Ich habe mich da richtig wohl gefühlt und bin dann, wie erzählt, zwei Nächte dort geblieben. Und heute Morgen ging es zurück auf den Wanderweg. Mittlerweile muss ich sagen, ich bin richtig in so einer Blase drin von Leuten, die ich kenne. Vom Namen her und vom Sehen. Alle haben entweder das gleiche Tempo. Es kommt aber so ein bisschen daher, dass ich öfters jetzt mal einen Ruhetag eingelegt habe. Nur deswegen habe ich immer wieder gleiche Gesichter gesehen und konnte, ja, ein paar von den Leuten, die ich hinter mir lasse, wieder zu mir aufschließen lassen. Sobald ich anfange, über mehrere Tage hinweg ohne Ruhetag durchzugehen, habe ich wieder einen Vorsprung, sodass ich eigentlich, ja, viele bekannte Gesichter wieder nicht sehe. Und mittlerweile merke ich, wie ich wirklich in dieser Blase von Wanderern drin bin. Ich lerne die Namen nach und nach von allen auswendig. Und wie es hier so üblich ist, hat jeder einen Spitznamen. Und das sind mittlerweile halt wirklich, ja, viele kuriose Namen. Da ist zum Beispiel Krockets. Der hat einen Trailnamen, der als Kofferwort entstanden ist aus dem Namen Crocs. Das ist ein Schuhhersteller. Und Pockets, weil er seine Schuhe am Rucksack so befestigt, dass sie noch gleichzeitig als Taschen verfügbar sind. Und dann steckt er sich da noch weitere Lebensmittel und Schokoriegel rein. Und so entstand aus Crocs und Pockets der Trailname Krockets. Dann gibt es noch Garlic, Roadrunner, Joghurt. Es gibt 1010, es gibt 5050, es gibt Orange Peel. Lauter kuriose Namen, weil Leute irgendeine Handlung gemacht haben, durch irgendwas aufgefallen sind, irgendeine Geschichte zu erzählen haben und hat irgendjemand gesagt, dieser Spitzname, der passt für dich. Und so sind ja mittlerweile die verrücktesten Spitznamen unterwegs. Heute Morgen hat mich ein Trailangel dann zurück zum Trail gefahren und mit im Auto waren Roadrunner, nein, nicht Roadrunner, es war Dr. Grant mit im Auto, auch ein Spitzname. Es war Tinkerbell mit im Auto und noch ein paar andere. Und ja, das ist richtig amüsant, was wir für kuriose Namen so unterwegs sind und wie selbstverständlich das ist, dass man Leute mit ihren Namen anspricht, der da wäre Dr. Grant oder Dr. Horrible oder Mr. Happy oder sonst irgendwelche verrückten Namen. Pete, der Engländer, hat heute auch noch einen Namen bekommen, der heißt jetzt Wing Commander. Also ja, bald ist keiner mehr mit seinem echten Namen hier unterwegs. Alle haben irgendwie ihre Trailnamen, ihre Spitznamen bekommen. Ich bin gespannt, wann ich die ganzen Leute wiedersehe, denn mittlerweile, muss ich auch sagen, häufen sich die Ausfälle. Ich sehe immer mehr Wanderer, die wirklich wegen Problemen zurückbleiben beziehungsweise Etappen überspringen, auslassen. Ja, und das werden jeden Tag irgendwie mehr. Nemo hat sich irgendwie verletzt und ist seit ein paar Tagen am Pausieren. Roadrunner hat sich verletzt, ist am Pausieren. Michalina aus Polen, die am Tag mit mir gestartet ist, ist auch mittlerweile ein, zwei Wochen zurückgefallen, hat den Wanderweg jetzt verlassen. Jules aus Deutschland, auch zwei, drei Tage nach mir gestartet, liegt auch jetzt 200 Meilen zurück, hat mir heute geschrieben, dass sie auch wohl dabei ist, abzubrechen. Also so langsam lichten sich die Reihen so ein bisschen und selbst wenn manche Leute noch dabei bleiben, so haben einige doch viele, viele Lücken hinterlassen, wo sie bestimmte Abschnitte des Wanderweges umgangen haben, ausgelassen haben etc. Und dieser wirklich sehr hochgelegte Anspruch, dass man zu Fuß die gesamte Strecke von Mexiko bis nach Kanada wandert, ist bei vielen Leuten halt leider nicht mehr möglich, weil man hier und da was ausgelassen hat. Das muss nichts Negatives heißen, man kann hier ein paar Sachen auslassen und trotzdem ja dann 98 Prozent der Wegstrecke bis nach Kanada zurücklegen, aber wenn die Motivation manchmal nicht reicht und man hier und da überall schon Abkürzungen wählt etc., dann ist natürlich irgendwie die Frage im Raum, wie ernst meint die Person das und wie oft steckt man den Kopf in den Sand, wenn irgendwo mal eine schwierige Etappe auf einen wartet. Also bleibt abzuwarten. Aktuell, wie gesagt, bin ich in so einer Blase drin, es sind sehr, sehr viele Wanderer unterwegs. Ich würde sagen, würde man sich irgendwo an den Wanderweg stellen und von morgens 8 bis abends 8 zählen, würden bestimmt 30 bis 45 Leute an einem vorbeikommen. Ich merke das abends immer in den Campsites. Ich hoffe, das verteilt sich noch mal so ein bisschen. Aktuell ist es wie so eine Horde, die überall einfällt und dann die ganzen Nudelsuppen wegkauft und das Gras an den Campingstellen platt tritt und die an den Wassercaches die bereitgestellten Wasserflaschen leer trinkt. Momentan kommt es einem fast wie so eine Heuschreckenflage vor, die sich hier nordwärts bewegt, aber im Netten gemeint. Ja, das war der Bericht der letzten Tage. Ich liege gerade unter freiem Himmel in meinem Schlafsack, gucke an den Himmel und versuche heute noch mal Cowboy zu campen. Ich bin bei Meile 591,2. Das heißt, morgen innerhalb der ersten zehn Meilen werde ich auch die 600-Meilen-Grenze überschreiten und ich bin jetzt nur noch knapp 110 Meilen von Kennedy Meadows entfernt. Wenn ich dort angekommen bin in ein paar Tagen, dann liegt die Wüste hinter mir. Dann habe ich die mehreren hundert Meilen langen Abschnitte durch die Wüste absolviert und dann geht es sofort in die nächste Herausforderung und zwar ins Hochgebirge mit ja wahrscheinlich viel Schnee und kühleren Temperaturen. Also eine Herausforderung kommt auf die nächste. Und mit diesen Worten gebe ich mich jetzt zu Bett, denn es ist 20.30 Uhr und ich möchte noch ein bisschen schlafen. Ciao, ciao! So, und hier noch eine Ergänzung. Heute ist der folgende Tag. Ein paar Sachen sind mir noch eingefallen, die ich vergessen hatte. Ich wollte noch was erzählen zum Thema Proteine. Proteine sind hier irgendwie ein ganz, ganz großes Thema in den USA. Ich habe das schon seit ein paar Jahren jetzt in Deutschland gesehen, aber das scheint echt von hier zu kommen. Alle nennenswerten Produkte, die man kaufen kann, haben eine ganz große Aufschrift, wie viel Gramm Protein in dem jeweiligen Produkt drin ist. Das heißt Schokoriegel, Milchprodukte etc. Und alle hier sind sowas von versessen auf, ich brauche Proteine, ich brauche Proteine. Die sind richtig gehirngewaschen hier. Man hat hier irgendwie erfolgreich über Jahre eingerichtet, alle hätten eine Unterversorgung von Proteinen. Jeder braucht unbedingt ganz, ganz viel Proteine. Ich weiß nicht, wie die Menschen früher überlegt haben, aber das ist irgendwie ganz, ganz komisch. Alle hauen sich da auch noch irgendwelche Proteinriegel rein. Es ging es hier darum, Bodybuilder zu sein, Muskeln aufzubauen. Das ist ganz verrückt. Meiner Meinung nach geht es hier um Ausdauer, nicht um Muskelaufbau. Deswegen reicht die normale Nahrung sicherlich aus, um den Körper mit ausreichend Protein zu versorgen. Man hat es absolut nicht nötig, hier übelst proteinreiche Schokoriegel etc. einzuwerfen. Ja, irgendwie komisch die Amerikaner. Aber wie gesagt, ich sehe das seit ein paar Jahren auch in Deutschland, dass bei Pudding, Joghurt, bei allen möglichen Produkten mit ganz, ganz viel Proteinanteil beworben wird. Ich vermute, dass das in Deutschland irgendwie auch jetzt einholt und man auch alle zahlversetzt sind auf Proteine, weil wenn man keine hat, dann fällt einem irgendwie der Kopf ab oder so. Dann wollte ich noch erzählen zu Michalina, die polnische Hikerin, die am Tag mit mir gestartet ist oder ein paar Stunden versetzt nach mir. Sie ist mittlerweile vom Wanderwege runter und ich glaube, das, was sie bisher auf dem Wanderweg erlebt hat, würde bereits ein halbes Buch füllen. Michalina hatte sich erst ja praktisch am letzten möglichen Anmeldetag letztes Jahr für diesen Wanderweg angemeldet. Als ich erst an diesem Tag glaubt, erfand sie, dass es diesen Wanderweg gibt. Und hat unheimlich spontan kurz entschlossen, sie gesagt, sie möchte den Weg wandern. Hatte so ja noch nie vor November letzten Jahres überhaupt von diesem Wanderweg hier erfahren. Hatte demnach auch nur knapp ein halbes Jahr Zeit, sich irgendwas anzulesen, vorzubereiten etc. Und stand dann hier, ja sagen wir, ziemlich unvorbereitet, was zum Beispiel die Ausrüstung angeht. Also ein riesengroßer Rucksack, schwer, ein riesenschweres Zelt und viele andere Gegenstände, die kaum ein Wanderer sonst trägt. Ja und so hatte man ein paar Fragezeichen auf der Stirn, wie sie als relativ tierliche junge Frau mit diesem Riesenrucksack sich hier wohl schlagen wird. Sie hat sich von Anfang an aus allen möglichen Gruppen ferngehalten, ist ihr eigenes Tempo gelaufen, war sehr langsam. Liegt mittlerweile auch mehrere hundert Meilen zurück. Hat mehrfach Sachen ausgelassen. Ist am zweiten Tag gestürzt, ist mit der Schläfe auf irgendeinem Felsen aufgekommen. Hatte demnach blaues Auge und eine Schramme über dem Auge. Sah aus, als hätte sie jemand geschlagen. Sie ist aber nicht ohnmächtig geworden dadurch. Ist weitergewandert. In dem Abschnitt Mission Creek, wo dieses giftige Wasser war, hat sie sich verlaufen. Hat um Hilfe gerufen. Dann hat sie sich Norovirus eingefangen, vermutlich von diesem Mission Creek Wasser. Musste sich 15 mal übergeben, war dadurch wieder ein paar Tage raus. Dann hat sie sich schnell verlassen, um nach Los Angeles zu fahren und Freunde zu besuchen. Dann hat irgendwas mit der Rückfahrt nicht geklappt. Dann hat sie da bei einigen Obdachlosen im Park mit übernachtet. Also sie hat echt Sachen erlebt hier. Ja, aber jetzt hat sie gesagt, Wüste ist nichts für sie. Ist hier zu heiß, der Trail ist zu gefährlich, zu steinig, zu technisch, zu schwierig, viel zu gefährlich. Jetzt möchte sie diesen ersten 700 Meilen Wüstenabschnitt, was noch übrig ist, überspringen und möchte bei Meile 700 noch was bei Candy Meadows wieder einsteigen. Allerdings ist da noch viel Schnee, sodass sie noch ein paar Wochen wartet und möchte jetzt in der Zwischenzeit den Oregon Coast Trail wandern. Ich bin mal gespannt, wann ich wieder was von ihr höre und ob ich sie nochmal wieder sehe. So, dann fällt mir noch ein Nachtrag ein zu Hattachipi. Dort war ich ja im Hiker Hutt Hostel von Barbara und Richard und zu dem Hostel wollte ich noch ein paar Sachen erzählen. Es gibt Hostels oder Unterkünfte am Weg, die sind kommerziell betrieben und bei Barbara und Richard ist das anders. Das ist spendenbasiert. Also man gibt, was man möchte, was einem die Übernachtung dort wert ist und man merkt auch, dass dieses Hostel dort nicht darauf ausgelegt ist, Gewinn zu erzielen. Die beiden wollen mit den Spenden, ich hoffe das gelingt auch, rein ihre Ausgaben decken. Also wenn Richard mit dem Auto Leute abholt, dass die Spritkosten gedeckt sind, Strom und Wasser, Seife, Duschgel, was alles gekauft wird, dass diese Ausgaben gedeckt sind und das reicht den beiden schon. Die erzielen damit keinen Gewinn. Das ist alles im Rahmen der Nächstenliebe und deswegen ist es ein sehr schönes Flair dort. Und dazu wollte ich noch erzählen, man kann halt bei so einem Hostel, was auf Spendenbasis läuft und wo einfach jemand seine Garage zur Verfügung stellt oder ähnliches, nicht erwarten, dass das klinisch rein ist, wie zum Beispiel ein Hotel. Und so gab es dort in der Garage auch Kakerlaken, die dann nachts da auf den Boden hin und her zuckten und die Garage unsicher machten. Wer dort zwei Nächte übernachtet hat in der Garage, hat das natürlich in der ersten Nacht mitbekommen und hat dann für die zweite Nacht ein bisschen umgeplant. Ich hatte der Glück, ich war oben auf dem Dachboden. Das war eigentlich so der beliebteste Spot überhaupt, aber diejenigen, die unten auf dem Boden übernachtet haben, ich glaube es waren nur zwei Leute, die haben dann für die zweite Nacht sich so ein paar Turn-Sporthallen-Matten geholt und haben die aufeinander geschichtet, um ein bisschen höher zu liegen. Was auch sehr beliebt ist, in solchen Fällen ist dann natürlich auf irgendeinem Tisch schlafen. Geht aber natürlich nur so lange, wie kein anderer dann morgens da anfängt umher zu gehen und vielleicht frühstücken möchte. Ja, das zur Hygiene bei solchen Hostels. Das darf einen nicht schockieren. Wir sind hier im Wald und auch hier, wenn ich im Wald irgendwo zelte, kriechen auch allerlei Tiere rum. Da kann man sich da mit Kakerlaken in irgendeiner Unterkunft auch nicht so sehr anstellen. Was mir insgesamt sehr schön bei dieser Hiker-Community hier gefällt, ist, dass wenn man zum Beispiel in eine Stadt kommt, allererst ist seine Einkäufe erledigt und sich dann entweder in ein Hotel, Hostel oder sonst wohin verkrümelt, dass wenn man genau weiß, man trifft noch andere Wanderer am gleichen Tag, dann ist es oft so, dass man nicht nur seine Lebensmittel kauft, die man im Rucksack die nächsten Tage mitschleppt, man kauft ja auch noch Lebensmittel, die man am gleichen Tag in der Stadt essen will. Und gerade diejenigen, die sich in ein Hostel begeben, wo sie wissen, dass sie wieder auf alte Freunde oder Bekannte treffen, die packen ganz gerne mal zusätzliches Essen ein und kaufen irgendwie eine große Kiste mit Donuts etc. Einfach, weil es irgendwie zwischenmenschlich sehr beliebt zu sein scheint, anderen Leuten Essen abzugeben, mit anderen Leuten Essen zu teilen. Und ohne dass das abgesprochen ist, war auch in dem Hostel, in dem ich war, kam jeder, der frisch vom Einkaufen kam und von Richard eben abgeholt wurde, kam im Hostel an und hatte entsprechend ja wesentlich mehr Essen dabei, als er oder sie essen konnte. Auch ich hatte einen großen Karton mit Donuts gekauft, jemand anders hatte irgendwie mehrere Pizzen geholt, um die im Ofen aufzubacken. Wieder eine andere Person hatte einen großen Kuchen von Walmart mitgebracht. Und das sind alles Sachen, die man selber gar nicht verfuttern kann. Das sind alles Sachen, wo man plant, dass man das mit anderen Leuten teilt. Und so entsteht dann im Hostel binnen kurzer Zeit ein riesiger Gabentisch mit Essen, an dem sich jeder bedienen kann. In regelmäßigen Abschnitten kommt Pizza aus dem Ofen, Leute machen Hamburger etc. Und das ist ein richtig tolles Flair, wenn überall lecker Essen rumsteht und man sich daran bedienen darf. Und irgendwie haben da alle zu beigetragen und das ist richtig schön zu sehen, dass jeder das irgendwie toll findet und mitmacht. Und ich habe bis jetzt auch keine Negativerfahrung gehabt, dass irgendjemand sich da nur bedient und nichts mitbringt. Also alle sind darauf bedacht, natürlich auch irgendwie gut anzukommen oder irgendwie nicht negativ dazustehen. Und so macht da jeder mit bei dieser Sache und das ist richtig schön. Zweimal hatte ich bisher das Erlebnis gehabt, dass bei einem Ruhetag zwei Leute in den nächsten Supermarkt gefahren sind und haben wesentlich mehr Lebensmittel gekauft. Zum Beispiel Hamburger für Hotdogs, Fleisch etc. Und haben abends für die ganze Besatzung, für 10, 15, 20 Leute noch mehr Hamburger und Hotdogs zubereitet und gemacht. Manchmal haben noch drei, vier Leute zusätzlich mitgeholfen, den Grill anzuheizen etc. Und dieses ganze Essen, die Hamburger und Hotdogs, wurden dann ausgegeben und es wurde eine kleine Spendenbox aufgestellt und jeder konnte freiwillig ein bisschen Geld da reinlegen, um die Ausgaben zu finanzieren. Und beide Male kamen genau so viel Geld zusammen, wie diejenigen, die das organisiert hatten, noch ausgegeben hatten. Und es ist auch für diejenigen, die neu ankamen im Hostel oder auf dem Campingplatz immer direkt schön, wenn man irgendwo ankommt und man kriegt direkt Essen in die Hand gedrückt. Und so hat sich das bis jetzt immer ausgezahlt, dass nie irgendjemand drauf gezahlt hat, sondern jeder hat immer brav einen kleinen Anteil dann in die Box getan. Und so haben alle irgendwie was davon gehabt. Dann kann ich noch erzählen, als ich von Richard am Walmart abgeholt wurde, stand noch ein weiterer Hiker am Eingang des Gartencenters vom Walmart, der auch mit ins Hostel wollte. Ich saß dann auf der Rückbank im Auto, der andere saß vorne und er hatte sich vorgestellt, dass er zur See gefahren ist und Fischer ist. Weiter habe ich mich an den Unterhaltungen nicht beteiligen können, weil ich auf der Rückbank saß. Der Hiker ist etwa Mitte 50, schätze ich mal. Dem seine Stimmung ist dann im Hostel am gleichen Abend ziemlich gekippt. Er war die zwei Tage danach ziemlich komisch drauf. Mal hat er rumgeschrien, mal hat er gejammert, ich glaube, er hat auch mal geweint. Mal hat er irgendwo in die Ferne gestarrt, dann hat er so dargelegt, als wollte er ein Nickerchen machen. Ich glaube, er war am ersten Abend auch betrunken, also irgendwas war mit ihm ganz, ganz komisch. Wie nachher herauskam, hat er wohl an dem Abend seine Freundin mit ihm Schluss gemacht, während er hier auf dem Wanderweg am Wandern ist. Das hat ihn komplett aus der Bahn geworfen, weil er, glaube ich, am ersten Abend getrunken hatte. Da haben wir ihn alle so ein bisschen in Ruhe gelassen. Er hat dann ohne Zelt auf der Wiese geschlafen, nur im Schlafsack. Das war schon ziemlich heftig, weil ja dieser heftige Wind hier in Hatschepi geht, weswegen ja die ganzen Windräder hier stehen. Trotzdem hat er da irgendwie 14 Stunden in seinem Schlafsack gelegen. Er hat nachts immer wieder mal irgendwie rumgeschrien, gejammert, irgendwas gerufen und all die anderen, die drumherum gezelt haben, waren ziemlich genervt am nächsten Morgen und haben sich dann für die zweite Nacht ein bisschen weiter weg begeben. Es sah so aus, als würde der Fischer, nennen wir ihn mal so, dann am Tag nach der ersten Nacht seine Sachen packen und abreisen. Aber irgendwie blieb er dann doch die ganze Zeit da und blieb noch eine zweite Nacht. Er war insgesamt ein sehr komischer Zeitgenosse. Wir wussten nicht, wie wir ihn so richtig behandeln sollen. Okay, das waren noch zwei, drei kleine Nachträge, die mir noch eingefallen sind. Damit endet jetzt der heutige Podcast. Ich werde morgen in die Stadt Ridgequest kommen und dort werde ich WLAN haben und dann werde ich das Ganze hier umwandeln, einen MP3 hochladen und den Link mit euch teilen. Bis zum nächsten Mal. Ciao, ciao.

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