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Das ist also mein Leben 180

Das ist also mein Leben 180

CarlCarl

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The speaker writes a letter to a friend, expressing their frustration with Mary Elizabeth. They feel that Mary Elizabeth is controlling and talks too much about herself. The speaker also mentions their disappointment in their parents for not acknowledging their friend Samuel Patrick. They are unsure of their feelings towards Mary Elizabeth and seek advice from their sister. The speaker concludes by saying they want to have a conversation with their brother about the situation. In a later letter, the speaker apologizes for causing trouble and explains that Mary Elizabeth gave them a book by a famous poet, which made them angry because she expected them to show it to everyone. 28. März 1992 Lieber Freund, endlich wird es ein wenig wärmer. Und die Leute, die man auf den Gängen trifft, sind ein wenig freundlicher. Vielleicht nicht zu mir, aber generell. Ich habe für Bill einen Aufsatz über Walden geschrieben, aber diesmal habe ich nicht einfach den Inhalt zusammengefasst, sondern so getan, als ob ich seit zwei Jahren alleine in einem See leben würde, von allen Menschen und Einsichten hätte. Um ehrlich zu sein, wünschte ich, es wäre so. Seit dem Abend mit Mary Elizabeth hat sich einiges verändert. Es fing damit an, dass Sam und Patrick mich am Montag in der Schule mit einem breiten Grinsen begrüßten. Mary Elizabeth hat ihnen also alles erzählt, was mir nicht zurecht war. Aber Sam und Patrick fanden es großartig und freuten sich von uns beide. Sam sagte immer wieder, dass ich nicht dafür darauf gekommen bin. Wir beide passen wirklich toll zusammen. Offenbar findet Mary Elizabeth das auch, denn auch sie hat sich völlig verändert. Sie ist die ganze Zeit nett zu mir, aber es fühlt sich unwenig richtig an. Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll. Zum Beispiel rauchten wir nach der Schule mit Sam und Patrick noch eine Zigarette und unterhalten uns. Und dann gehen wir nach Hause und kaum bin ich daheim, ruft Mary Elizabeth an und fragt, was gibt es Neues. Und ich weiß nicht, was ich sagen soll, denn das einzige Neue, das es gerade gibt, ist, dass ich nach Hause gegangen bin, was nicht gerade viel ist. Sie erzählt es ihr dann trotzdem und dann fängt sie an zu reden und hört ziemlich lange nichts mehr damit auf. Und das geht die ganze Woche so. Außerdem pickt sie die ganze Zeit Fusseln vor meinem Pulli. Vor ein paar Tagen kam sie dann einmal auf Bücher zu sprechen, darunter einige, die sie selbst gelesen hatte. Und als sie das sagte, stellte sie mir dazu Fragen, die aber eigentlich nur ihre Meinung mit einem Fragezeichen unter waren. Und das Einzige, was sie darauf sagen konnte, war Ja oder Nein. Mehr nicht. Danach erzählte sie mir von ihren Kollegesplänen. Und die kannte ich ja schon. Also legte ich den Hörer zur Seite, ging aufs Klo und als es wiederkam, redete sie immer noch. Zugegeben, das war nicht sehr nett von mir, aber ich befürchte, etwas noch Schlimmeres zu tun, wenn ich keine Pause einlege. Etwa loszuschreien oder einfach aufzulegen. Mary Elizabeth redet auch ständig von der Billie Holiday Platte, die sie mir geschenkt hat. Und von all den anderen großartigen Sachen, die sie mir näher bringen will. Aber ehrlich gesagt, will ich gar nicht, dass sie mir all diese großartigen Sachen näher bringt. Denn das heißt ja, dass sie die ganze Zeit zuhören muss, wie sie über all diese großartigen Sachen redet. Irgendwie kommt es mir so vor, als ob von den drei besoffenen Personen, Mary Elizabeth, ich, die großartigen Sachen, eben nur die erste wirklich wichtig ist. Und das begreife ich nicht. Wenn ich jemandem eine Platte schenke, dann mache ich das, damit er eine Freude an der Musik hat, nicht damit er immer daran denkt, dass sie von mir ist. Und dann waren ja die Sachen mit dem Essen bei meinen Eltern. Seit die vier Herren vorbei waren, fragte ich meine Mutter immer wieder, ob ich Samuel Patrick nicht einmal zum Essen einladen wollte. Das hatten wir ja damals so vereinbart, als ich Mama erzählt hatte, dass die beiden ihren Geschmack was an die Sachen angehen mochten. Ich war ziemlich aufgeregt. Ich sprach mit Samuel Patrick in der Schule und wir machten Sonntagabend aus. Und etwa zwei Stunden später kam Mary Elizabeth auf mich zu und fragte, wann am Sonntag. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Der Abend war von Anfang an nur für Samuel Patrick gelassen gewesen und ich hätte Mary Elizabeth überhaupt nicht eingeladen. Ich glaubte, ich weiß, warum sie davon ausging, dass ich sie einladen würde. Aber sie wartete nicht einmal ab, dass ich es tat. Sie machte nicht einmal eine Andeutung oder so etwas. Und so redete Mary Elizabeth vom Abendessen am Sonntag die ganze Zeit über und eigentlich hatte ich ja gewollt, dass Mama und Dad sagen, wie nett Samuel Patrick waren. Es war allerdings nicht allein Mary Elizabeth schuld. Meine Eltern stellten ihr viel mehr Fragen als Samuel Patrick. Vermutlich, weil ich mit Mary Elizabeth ausgehe und das interessiert sie mehr als meine Freunde. Ist ja auch irgendwie logisch. Aber trotzdem, es ist, als hätten sie Samuel Patrick gar nicht kennengelernt. Und das war doch der Sinn der ganzen Sache gewesen. Als sie sich alle wieder weg waren, sagte meine Mutter, Mary Elizabeth sei ein aufgewecktes Mädchen und mein Vater sagte, meine Freundin sei wirklich hübsch. Und sie sagten kein Wort über Samuel Patrick. Und das machte mich ziemlich traurig. Auch das mit dem Sex ist irgendwie seltsam. Es ist so, als würden wir seit dem ersten Abend einer Art festem Schema folgen und immer wiederholen, was wir beim ersten Mal gemacht haben. Nur eben, ohne Feuer. Und für die Holiday, weil wir nämlich immer im Auto sind und alles ganz schnell gehen muss. Vielleicht ist es immer so, aber es fühlt sich nicht richtig an. Seit meine Schwester ihren Ex-Freund gesagt hat, dass die Schwangerschaft eine falsche Alarm gewesen sei, hat sie all diese Bücher über Frauen gelesen und als er dann wieder mit ihr zusammen sein wollte, hat sie Nein gesagt. Also habe ich sie nach ihrer Meinung zu Mary Elizabeth gefragt, ohne allerdings die Sachen mit dem Sex zu erwähnen. Denn ich wusste, dass sie nicht voreingenommen war, vor allem nachdem sie uns damals zum Abendessen unseren Raum belassen hatte, wie sie es ausdrückte. Ebenfalls meine Schwester sagte, Mary Elizabeth hätte kein Selbstwertgefühl und sagte genau das gleiche hätte sie im November über Sam gesagt, als Sam anfing sich mit Craig zu treffen. Damals war doch Sam völlig anders. Es könne nicht alles nur eine Frage des Selbstwertgefühls sein, oder? Meine Schwester gab ihr Bestes, um es mir zu erklären. Sie sagte, Mary Elizabeth würde sich eine überlegene Position verschaffen, in dem sie mir all die großartigen Dinge näherbrachte und genau das hätte sie nicht nötig, wenn sie mehr Selbstwertgefühl hätte. Und sie sagte, dass Menschen, die in jeder Situation die Kontrolle ausüben, Angst haben, dass wenn sie das nicht tun, nicht so leicht ist, wie sie es wollen. Ich weiß nicht, ob das wirklich stimmt. Auf jeden Fall macht es mich traurig. Nicht wegen Mary Elizabeth oder mir, einfach generell. Denn es schien mir nun so, als wüsste ich überhaupt nicht mehr, wer Mary Elizabeth eigentlich war. Ich sagte nicht, dass sie mich anlog. Sie hätte sich früher einfach nur ganz anders verhalten. Wenn sie in Wahrheit gar nicht so war wie damals, wünschte ich, sie hätte das gleiche von Beginnern gesagt. Vielleicht ist sie aber auch so, wie sie von Beginnern war, und ich habe es nur nicht bemerkt. Wie auch immer, ich will nicht etwas sein, über das Mary Elizabeth die Kontrolle ausübt. Ich habe meine Schwester noch gefragt, was ich tun soll, und sie sagte, das Beste wäre, ehrlich über meine Gefühle zu reden. Mein Psychiater sagt dasselbe. Und da wurde ich wirklich traurig, denn vielleicht war ich ebenfalls anders, als Mary Elizabeth mich zuerst gesehen hatte. Und vielleicht log ich sie an, wenn ich ihr nichts sagte. Wie schwer es mir fiel, ihr die ganze Zeit zuzuhören, ohne auch einmal etwas sagen zu können. Und dabei versuchte ich doch nur nett zu sein, so wie Sam es mir geraten hatte. Es ist wirklich kompliziert. Achso, nur kurz, bei uns war das nicht so, oder? Also ich hab dir immer super gern zugehört. Ich musste nichts sagen. Achso, deswegen hast du ja geredet, ok. Ich habe bei meinem Bruder angerufen, um mit ihm darüber zu sprechen, aber sein Mitbewohner sagte, er sei ziemlich beschäftigt, also hinterließ ich keine Nachricht, denn ich wollte ihn nicht vom Lernen ablenken. Aber ich schick sie immer wo er es aussagt, so wie ich es ihm in seiner Freundin zeigen kann. Und wenn sie irgendwann Zeit haben, können sie ihn ja lesen, und dann können wir darüber reden, und ich kann sie um Rat wegen Mary Elizabeth fragen. Und bei ihnen scheint ja das alle gut zu klappen. Also wir müssen sie wissen, wie man's denn kriegt. Und auch wenn sie es nicht wissen, würde ich die Freundin meines Bruders gerne kennenlernen, und sei es am Telefon. Ich habe sie einmal kurz auf einem der Football-Videos gesehen, aber es ist ja nicht dasselbe. Sie ist übrigens wirklich sehr schön. Nicht nur auf ihre eigene Art und Weise, keine Ahnung warum ich das alles schreibe. Ich wünschte einfach nur, Mary Elizabeth würde mich einmal etwas anderes fragen, als, was gibt's Neues. Alles Liebe, Charlie. 18. April 1992 Lieber Freund, ich habe ein fürchterliches Chaos angerichtet. Und es tut mir so leid. Patrick meint, es wäre das Beste, ich würde mich für eine Weile nicht blicken lassen. Es fing letzten Montag in der Schule an. Mary Elizabeth postete mir das Buch dieses berühmten Dichters mit. E. E. Cummings. Sie hatte einmal einen Film gesehen, in dem ein Gedicht erwähnt wurde, das die Hände einer Frau mit Blumen und Regen verglich. Das fand sie so schön, dass sie sich das Buch mit dem Gedicht gleich kaufte. Seither hat sie das Buch immer wieder gelesen und fand, dass sie es auch haben sollte. Also hat sie mir ebenfalls meine Ausgabe gekauft. Sie bestand darauf, dass ich das Buch allen zeigte. Ich weiß, ich hätte mich freuen sollen, schließlich hatte sie mir ein Geschenk gemacht. Ich habe mich aber nicht gefreut, überhaupt nicht. Nicht, dass du das falsch verstehst. Ich tat es schon so, als ob ich mich freute. Ich freute mich aber nicht. Um ehrlich zu sein, ich wurde ziemlich wütend. Es wäre vielleicht etwas anderes gewesen, hätte sie mir einfach eine Ausgabe geliehen oder das Gedicht, das sie so gut gefiel, auf ein schönes Papier geschrieben und das mir geschenkt. Ich bin ganz sicher, es wäre etwas anderes gewesen, denn sie hätte mich nicht bezwungen, das Buch unseren ganzen Freunden zu zeigen. Vielleicht hätte ich da ehrlich zu ihr sein sollen, aber es schien nicht der richtige Zeitpunkt zu sein. Nach der Schule bin ich nicht nach Hause, weil ich wirklich nie mit ihr telefonieren konnte und weil meine Mutter am Telefon nicht gerade die beste Lügnerin war. Stattdessen ging ich in das Viertel mit den ganzen Läden und Videotheken und den Schnurrtracks zum Buchladen. Als die Verkäuferin fragte, ob sie mir helfen könnte, öffnete ich meine Tasche und gab das Buch, das Mary Elizabeth mir geschenkt hatte, zurück. Ich gab das Geld für nichts anderes aus, ich deckte es einfach ein. Auf dem Heimweg bekam ich jedoch deswegen ein furchtbar schlechtes Gewissen und fing an zu weinen. Und als ich zu Hause ankam, weinte ich so sehr, dass meine Schwester den Fernseher ausmachte und fragte, was los sei. Er erzählte es ihr und befragte meine Schwester nicht lange, sondern fuhr mit mir wieder zurück zum Buchladen. Und als er das Buch wieder gekauft hatte, ging es mir ein wenig besser. Abend am Telefon fragte mich Mary Elizabeth, wo ich den ganzen Tag gesteckt hätte, weil ich sagte, ich sei mit meiner Schwester in dem Buchladen gewesen. Und als sie mich fragte, ob ich ihr was Schönes verkauft hätte, sagte ich ja. Ich kam gar nicht auf die Idee, dass sie es ernst meinte, ich sagte einfach ja. Denn sie schämte mich so für alles. Dann hörte ich ihr eine Stunde lang zu, wie sie über das Buch redete. Dann sagten wir gute Nacht und ich ging runter und fragte meine Schwester, ob sie mich nochmal zum Buchladen fahren würde, damit ich Mary Elizabeth etwas Schönes kaufen konnte. Meine Schwester sagte, ich solle doch gefälligst selbst fahren. Und überhaupt würde ich mal besser damit anfangen, ehrlich bei meinen Gefühlen zu reden. Vielleicht hätte ich das tun sollen, aber es schien nicht der richtige Zeitpunkt zu sein. Am nächsten Tag in der Schule schenkte ich Mary Elizabeth, über die Nachtdiegern zu hören. Ich versuchte endlich noch einmal zum Buchladen zu fahren und hatte ihr etwas Schönes gekauft. Ich liebe dich.

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