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Jessica wird von ihrer Tante Simone belästigt, die sie kritisiert und herabsetzt. Jessica arbeitet in einem Café namens "Kaffee Fleur" und hat offenbar ihr Abitur nicht bestanden. Ihre Tante zweifelt an ihren Fähigkeiten und macht abfällige Bemerkungen über ihre Zukunft. Jessica fühlt sich von ihrer Tante unter Druck gesetzt, hört aber auf die ermutigenden Worte ihrer Mutter, die daran glaubt, dass sie ihren eigenen Weg finden wird. Willkommen beim O-Ton-Verlag. Sie hören Jessica und der Mord im Château. Ein Südfrankreich-Krimi von Camille Dett und Christophe Villers. Gelesen von Maren und Olli. Gute Unterhaltung. BORREGA Jemand klopfte an der Zimmertür. Nicht sonderlich kräftig, aber doch laut genug, um Jessica zu wetten. »Geh weg!« nuschelte sie schläfrig, drehte sich um und zog die leichte Sommerdecke über den Kopf. Der Roman, dem sie eine schlaflose Nacht verdankte, rutschte vom Bett und fiel auf den Stapel der noch ungelesenen Bücher, die sie vor ein paar Tagen aus der städtischen Bücherei von Borrega mitgenommen hatte. »Du liest schneller, als ich an neue Sachen rankomme,« kommentierte Marguerite, die Bibliothekarin und ihre beste Freundin, ihre regelmäßigen Besucher, während sie Jessicas Wunschstücke aus der Ausleih-Theke einscannte. »Das war schon ziemlich fürchterlich und mit Zweifel.« »Nee, das war gar nicht fürchterlich. Das Nuscheln war gut. Nuscheln für Sie. Also, du änderst nur Ihren Namen. Also, wir machen jetzt nicht da drauf Ihren Freundeskreis.« »Nee, das habe ich eigentlich nicht gemacht. Kann man natürlich auch machen.« »Ja, also, ich fühle mich jetzt nur gerade ein, aber das heißt dann nicht, dass man tatsächlich...« »Da steht immer noch auf. Was macht ihr denn da? Was ist denn das für ein Mist?« »Kaffee Fleur« Vor dem »Kaffee Fleur« stellte sie den Roller auf dem Bürgersteig unter einem der Balkone ab. Carmen besaß einen grünen Daumen und liebte ihre Pflanzen hemmungslos aus. Von dem mit Blumenkästen und Töpfen übersähten Balkon in ihrer Wohnung in der ersten Etage wuchs ein bunter Vorhang herab, der bis zu der Markise über den Tischen auf dem Bürgersteig reichte. Noch stand die Sonne nicht allzu hoch, doch am Nachmittag würden die Gäste sich über den Schatten freuen, genau wie Jessica, die nicht auf einer glühend heißen Fahrersitz der Vespa steigen musste. »Jessica!« rief jemand, und sie erstarrte. Es gab nur eine Person, die ihren Namen so nervtötend auf der letzten Silbe betonte und in die Länge zog, ihre Tante Simone. Keine Chance, ihr zu entkommen. »Was ist los? Freust du dich nicht, mich zu sehen, Kindchen?« fragte die Frau und marschierte auf sie zu. Sie drehte sich langsam um und zwang ein Lächeln auf ihre Lippen. »Guten Morgen, Tante Simone! Wie geht es?« »Es muss,« war die Standardantwort der Frau mit akkurat zurückgekämmten Haaren und einem festen Lut, in einer dunklen Hose aus einem groben Baumwollstoff und einem rot-schwarz gemufferten Hemd, »dass einem Holzfäller perfekt gestanden hätte.« Die älteste Schwester ihrer Mutter, die auf die Sechzig zuging, betrieb eine Ziegenfarm am Rand der Stadt. Für ihren Käse sahnte sie regelmäßig Preise und begeisterte Kritiken ab. Kein Wunder, dass sich die Gourmet-Restaurants der Umgebung darum rissen. Außerdem stand sie im Ruf, ihre Meinung selten für sich zu behalten. Tatsächlich besah sie zu allem und jedem eine eigene Meinung, meist keine vorteilhafte, was ihr als Gemeinderätin auch Zustand, wie nie fand. »Ich werde erwartet.« Jessica schaute zum Eingang des Cafés. »Meine Schicht fängt gleich an, und Carmen ist streng, was die Arbeitszeit betrifft.« »Etwas Besseres, als hier Kaffee auszuschenken, hast du nicht gefunden?« Sie warf ihrer Nichte einen mitleidigen Blick zu. »Aber nachdem du dein Abitur in den Sand gesetzt hast, bleiben dir ja nicht viele Möglichkeiten.« »Ich habe es nicht in den Sand gesetzt,« wieder sprach sie leise. »Naja, jedenfalls nicht so richtig. Da habe ich Gegenteiliges gehört.« Jessica zuckte resigniert mit den Schultern. Nichts anderes hatte sie von ihrer Tante erwartet. Sie konnte sich nicht daran erinnern, niemals von ihr für etwas gelobt worden zu sein. »Was sagt deine Mutter dazu?« »Dass sie überzeugt ist, ich werde meinen Weg im Leben finden.«