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Jenz Steiner - Ein Besuch in der Kulturloge Dresden mit Soundbett

Jenz Steiner - Ein Besuch in der Kulturloge Dresden mit Soundbett

Jenz SteinerJenz Steiner

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Die Kulturloge Dresden ist ein Verein, der allen Menschen in der Stadt kulturelle Teilhabe ermöglicht. Jenz Steiner sprach mit drei Menschen, die das Projekt maßgeblich voranbringen: Christian Krentel-Seremet, Esther Heincke und Sindy Rogoll berichteten von ihrer Arbeit für die Kulturloge Dresden.

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The Kulturloge Dresden is a nonprofit organization that provides free access to cultural events for people who cannot afford it. They are funded by public support and rely on volunteers to make their work possible. The organization aims to combat social isolation and improve the lives of individuals by offering them the opportunity to participate in cultural activities. They have facilitated over 100,000 tickets and currently support 5,500 guests. The Kulturloge Dresden also focuses on inclusion, ensuring that individuals with disabilities or impairments can also participate in cultural events. The organization's projects include outreach programs, cultural mailings, and cultural companionship. Despite the challenges they face, the Kulturloge Dresden believes in the positive impact of cultural participation on people's lives and continues to strive for expansion and improvement. Wenn die Menschen weniger Geld haben, dann gehen sie automatisch zur Tafel und holen sich dort Lebensmittel. Bei der Kultur ist es so, wenn die Menschen weniger Geld haben, gehen sie nicht hin, sondern bleiben fern. Das sagt Christian Kremke-Zirnet, er ist Vorstandsvorsitzender der Kulturloge Dresden. Das ist ein schleichender Prozess, der psychologisch begründet ist. Erstens fällt es schwer, das Geld dafür aufzubringen. Sie ziehen sich zurück und sehen sich tatsächlich nicht mehr als Teil der Gesellschaft, auch nicht als wertgeschätzter Teil der Gesellschaft. Sie isolieren sich und wir versuchen die Menschen aus dieser Isolation wieder rauszuholen. Sein Verein ermöglicht, dass wirklich alle am Dresdner Kulturleben teilhaben können. Die Kulturloge Dresden vermittelt freien Eintritt an Menschen, die sich das auf eigener finanzieller Kraft nicht leisten können. Und das jetzt schon seit zwölf Jahren. Wir haben diese Idee übernommen. Seinerzeit brachte Katja Kipping die aus Berlin mit und stellte das hier vor. Dann haben wir uns dieser Idee angeschlossen und seit 2012 setzen wir das um. Aber gute Ideen kosten auch Geld. Ich wollte von Christian Krentzel-Limmitz wissen, wie sich die Kulturloge Dresden finanziert und wie der Verein auch in Zukunft kulturelle Teilhabe für alle ermöglichen will. Unsere Haupteinkommensquellen sind Förderung der öffentlichen Hand, insbesondere der Stadt Dresden, dort des Sozialamtes, aber auch des Kulturamtes. Wir erreichen bei Weitem nicht alle Menschen in der Stadt, die wir erreichen könnten und die unsere Unterstützung bräuchten. Wir müssten unsere Arbeit eigentlich ausweiten, aber wir freuen uns darüber, wenn wir sowohl im Bereich der Kulturförderung als auch im Bereich der Sozialförderung die Arbeit, die wir derzeit machen, beibehalten können und wenn möglich noch ausweiten können. Das geht nur mit viel ehrenamtlichem Engagement der Menschen in Dresden. Wie das konkret aussehen kann, weiß Sini Rogol. Sie ist Projektleiterin in der Kulturloge Dresden und beschäftigt sich mit dem Thema Inklusion. Man kann uns regelmäßig oder einmalig spenden zukommen lassen. Man kann uns ehrenamtlich unterstützen. Wie wir schon gesagt haben, wir suchen regelmäßig auch Vermittlerinnen, die Menschen anrufen und Angebote unterbreiten. Man kann uns als Kulturbegleitung unterstützen und andere Menschen wiederum ins Theater, in die Kulturveranstaltungen begleiten. Wie das im Alltag konkret aussieht, beschreibt Esther Heinke. Sie ist ebenfalls Projektkoordinatorin im Verein. Der größte Bereich, wo man bei uns mitmachen kann, sind wahrscheinlich die ehrenamtlichen Vermittlerinnen. Die bekommen quasi von uns ein Arbeitshandy und sind in unserer Vermittlungssoftware geschult und können dann von zu Hause aus oder wenn sie wollen, wir haben ja auch ein Büro, kann man auch quasi sich Bürozeiten einschreiben und dann hier kommen, unsere Gäste anrufen und dann eben vorschlagen. Hallo, wie geht es Ihnen denn, was haben Sie am nächsten Dienstag vor? Möchten Sie gern dort und dort hingehen? Und dann sagt die Person ja, es passt. Oder sie sagt, ach, da kann ich gerade nicht, da kommt die Familie zu Besuch. Dann, genau, geht es halt, okay, wann haben Sie denn Zeit? Und dann suchen wir was Passendes raus. Und mit dieser Arbeit erreicht und unterstützt die Kulturloge Dresden richtig viele Menschen in der Stadt. Die konkreten Zahlen kennt Christian Sanktusere mit. Wir haben über 100.000 Karten vermittelt. Wir betreuen derzeit 5.500 Gäste in der Stadt. Das sind ca. knapp 10% der Empfänger sozialer Transferleistungen in der Stadt. Manchmal braucht es für die Arbeit in der Kulturloge Dresden auch spezielle Fähigkeiten. Etwa ein Händchen für Zahlen und Tabellen als Staatsmeisterin im Vorstand oder Fremdsprachenkenntnisse. Die Nachfrage bei uns wächst auch, dass wir Vermittlerinnen brauchen, die in verschiedenen Sprachen vermitteln können. Wir brauchen mehr Russisch, wir brauchen mehr Arabisch, Persisch, Titänisch. Genau, wir brauchen einfach diese Viersprachigkeit, damit auch Menschen, die nicht gut Deutsch sprechen, trotzdem die Möglichkeit haben, in Kulturveranstaltungen zu gehen. Das alles ist ein riesiger personeller und logistischer Aufwand. Da stellt sich mir natürlich die Frage, ist es nicht nur ein Tropfen auf den heißen Stein? Ein Theater- oder Konzertbesuch ist ja ganz schön, ändert aber nichts an meiner Arbeitslosigkeit oder prekären sozialen Situationen. Ich will ja jederzeit an Kultur teilhaben können und die Eintrittskarten für mich und meine Familie auch selber bezahlen. Christian Krentl gerinnert, weiß ganz konkret, was kulturelle Teilhabe für einen Einfluss auf das Leben von Menschen in schwierigen Lagen haben kann und unterstreicht, dass die Ermöglichung von kultureller Teilhabe, die Ermöglichung von Kulturerlebnissen im Leben von Menschen konkret Verbesserungen herbeiführen. In Einzelmomenten, aber auch strukturell für ihr Leben. Denn Teilhaben am Kulturleben, das ist mehr als nur mal einen schönen Abend zu haben. Manche Leute kommen zu uns und sagen, sie finden über das, was wir ihnen ermöglicht haben, die Kraft, die Motivation, wieder ins Erwerbsleben zurückzugehen. Und Esther Heinke fällt da auch gleich ein konkretes Beispiel ein. Wir haben letzten Monat eine E-Mail bekommen von einem Menschen, der hat sich abgemeldet, hat gesagt, er ist jetzt von der Langzeit arbeitslos wieder in einem guten Job gelandet und hat uns ab dem Tag eine monatliche Spende angegeben. Das heißt, er war so dankbar, dass wir ihm sozusagen über die Zeit immer mal wieder einen schönen Abend ermöglicht haben, dass er jetzt, wo er wieder Geld hat, regelmäßig für uns spendet, damit die Arbeit weitergeht. Und das sind so kleine Gänsehautmomente. Und von diesen kleinen Gänsehautmomenten gibt es für die Menschen, die in der Kulturloge Dresden aktiv sind, viele. Etwa, wenn in der Vorweihnachtszeit bei der Aufführung von Tchaikowskis Nussknacker die Semperoper mit glücklichen Kindergesichtern gefüllt ist. Aber das ist nur ein von ganz vielen Beispielen. Wir haben über 80 Kultur- und SportpartnerInnen im ganzen Raum Dresden. Viele sind nicht bekannt. Alle kennen das Dartschauspiel, alle kennen das Boulevardtheater. Wenige Menschen kennen das Theater auf Rudi oder Landstreicher, die uns quasi mit Pop- und Rockkonzerten versorgen. Und wir wollen einfach gern, dass die Leute die Vielfalt sehen und das auch anfangen zu nutzen. Das ist großartig, was hier einfach alles in der Stadt los ist. Innerhalb der Kulturloge Dresden gibt es verschiedene Projekte. Eins davon ist das Klick-Projekt. Dort gehen wir in die schwerpunktmäßig von sozialen Transferleistungen betroffenen Quartiere und machen dort kleine Kulturveranstaltungen, Informationsstände auf der Straße, auf Stadtteilfesten, in den Sozialämtern, aber auch bei Sozialberatungseinrichtungen und werben dort direkt vor Ort für Kultur und für unsere Arbeit und gewinnen dort Gäste. Das sagt Christian Trentel-Seremet und Esther Heinke ergänzt noch, Wir versuchen auch immer noch kreative Formen zu finden der Gästewerbung. So haben wir dieses Jahr zum Beispiel im Juni 13 Fahrten mit dem Projekt Metropolis gemacht und sind in den Straßenwagen gefahren und haben dann dort quasi auch die Arbeit der Kulturloge vorgestellt. Und Simi Rogol berichtet noch von der Kulturpost, einem ganz anderen Projekt, das auch für kulturelle Teilhabe steht und ohne Eintrittskarten funktioniert. Die Kulturpost ist ein Projekt, was zu Corona-Zeiten entstanden ist, als wir kaum oder wenig oder keine Veranstaltungen hatten. Es gab ja alle Möglichkeiten, zunächst keine, dann irgendwie nur wenige. Und Kulturpost bedeutet im Grunde genommen genau das. Man bekommt Post von uns und zwar ist da auch was drin. Das ist ein kleines Päckchen mit einem Buch. Das wird genauso wie die Veranstaltungen vorher vermittelt. Das gibt es auch immer noch. Wir haben das am Leben erhalten, weil wir gesagt haben, es gibt auch immer mal Gäste, die vielleicht einen längeren Krankenhausaufenthalt haben oder irgendetwas anderes, aus dem Grund sie eben gerade nicht Veranstaltungen wahrnehmen können, aber trotzdem in den Genuss von Kultur kommen sollen. Und dann schenken wir genau diesen Menschen eben ein Buch, was wir ihnen per Post zukommen lassen. Cindy Rogoy kümmert sich in der Kulturloge maßgeblich um das Thema Inklusion. Das heißt, sie ermöglicht mit ihrer Arbeit, dass Menschen mit körperlichen, seelischen und geistigen Behinderungen oder Sinusbeeinträchtigungen ebenfalls an Kulturereignissen teilhaben können und entsprechend betreut und begleitet werden. Warum das so wichtig ist, erklärt sie so. Menschen, die körperliche Einschränkungen haben, kriegen Zugang zu kulturellen Veranstaltungen. Menschen, die psychische Einschränkungen haben, nicht unbedingt. Es gibt noch sehr wenige Safe Spaces. Es gibt sehr wenige Menschen, die damit umgehen können, wenn jemand plötzlich eine Panikattacke hat, auch weil viel Unwissen dahinter besteht. Also es weiß einfach keiner. Es weiß auch keiner, was passiert denn jetzt da eigentlich. Und man sieht es den Menschen nicht an. Man sieht das gebrochene Bein oder den Rollstuhl, aber man sieht nicht, ob der Mensch sich gerade unwohl fühlt, weil dort 100 Leute im selben Raum sitzen. Und weil er mitten im Raum ist und denkt, oh Gott, wie komme ich denn an die Seite. Und das sind aber Sachen, damit versuchen wir, aktiv auf Leute zuzugehen, auch darüber zu sprechen. Das nimmt viel Zeit in Anspruch. Wir finden aber, es ist eine schöne Möglichkeit. Und wir haben darüber eben dieses Projekt, Unterprojekt Kulturbegleitung ins Leben gerufen und haben einige Ehrenamtliche akquirieren können, die regelmäßig zur Verfügung stehen, andere Menschen in Kulturveranstaltungen zu begleiten und daraufhin auch geschult sind. Wie in nahezu jedem Verein, gibt es auch in der Kulturloge Dresden regelmäßige Höhepunkte, die den Laden wie KISS zusammenhalten. Und welche das sind und welche Rolle die spielen, weiß Christian Kremke sehr nett. Ja, wir machen einmal im Jahr einen Herbstfest. Also da treffen wir uns und freuen uns auch über das, was wir erreicht haben im Laufe des Jahres. Für mich persönlich sind allerdings auch immer die Höhepunkte, die monatlichen Treffen mit den VermittlerInnen, weil das so ein zentrales Element ist, wo unsere Arbeit immer sich so sinnvoll zusammenfindet. Und vielleicht finden du und die Kulturloge nun auch zusammen, wenn das für dich alles super spannend und interessant klingt, du dich auch einbringen möchtest und anderen Menschen Teilhabe am kulturellen Leben ermöglichen willst oder vielleicht eine Bundesfreiwilligendienststelle suchst, geh einfach mal auf die Seite kulturloge-dresden.de oder auf unsere Webseite coloradio.org. Dort findest du alle Kontaktdaten. Ich persönlich habe Eindruck davon, mit welcher Selbstverständlichkeit Esther, Christian und Cindy in der Kulturloge organisatorische Arbeit von unschätzbarem Wert leisten und damit Menschen nicht nur am Kulturleben teilhaben lassen, sondern auch empowern, aufbauen und Mut machen.

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