Taubenflügel Engelsflügel Fensterflügel

Tot. Ich will sie retten. Sie retten? Sie ist tot. Nichts ist tot, solange noch was da ist. Sie ist tot. Sie war eingesperrt zwischen Fensterflügeln. Wollte fliehen, doch Taubenflügel wurden zu Engelsflügeln. Pfleglich verendet im gläsernen Sarg. Sie ist frei. Da, ich seh sie fliegen. Die Flügel schlagen auf und ab und auf und ab. Sie gleitet durch die Luft. Gleitet. Stellt die Flügel auf. Setzt im Senkflug an. Landet sacht. Krallen tapsen auf dem lackierten Holz. Sie sitzt am Fensterbrett. Den Kopf schräg. Start hinaus. Still. Sie hält inne. Es bleibt still. Totenstill. Der innere Fensterflügel schließt sich. Rastet ein. Die Weile startet zu. Sie ist gefangen. Sie versucht zu fliehen. Versucht zu fliegen. Auf und ab und auf und ab. Federn patschen gegen Glas. Sie kratzt. Sie tritt. Sie pickt. Schnabel. Krallen. Federn. Dumpfes Pochen gegen Glas. Es bleibt still. Sie kreischt. Hilflos. Ohrenbetäubend. Still. Sie kreischt. Sie kratzt. Sie tritt. Sie pickt. Sie flattert. Auf und ab und auf und ab. Alles still. Sie kreischt. Sie kratzt. Sie tritt. Sie pickt. Sie flattert. Auf und ab und auf und ab. Der Durstdampf. Es bleibt ganz still. Hilflos. Schnabel. Krallen. Federn. Dumpfes Pochen gegen Glas. Sie kreischt und kratzt und tritt und pickt. Sie flattert. Auf und ab und auf und ab. Es bleibt hilflos. Sie kreischt und kratzt und tritt und pickt. Sie flattert. Auf und ab und auf und ab. Es bleibt hilflos. Ganz still. Das Pochen verebbt. Das Ende. Verendet. Friedlich die Flügel übereinander gefaltet. Der ewige Schlaf im gläsernen Sarg. Schneewittchen. Eine Taube. Durch einen Kuss wieder zum Leben erweckt. Sie ist tot. Sie biss in den roten Apfel. Sie pickt dem alten Mehl nach Mehlwürmern. Ihre Haut so weiß wie Schnee. Mehlstab. Ihre Lippen rot wie Blut. Eine Taube. Verdammt doch mal. Tot. Ihre Haare schwarz wie Ebenholz. Tiefschwarze Nacht. Qualvoll verendet. Zerkratzte Fensterflügel. Eine Taube. Hör auf. Verdammt doch mal. Ganz still. Schluss jetzt. Totenstill.