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Historische Ereignisse zensiert und mit Updates versehen – Geschichte 2.0, jetzt mit weniger Tiefe und mehr Filtern.
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Historische Ereignisse zensiert und mit Updates versehen – Geschichte 2.0, jetzt mit weniger Tiefe und mehr Filtern.
Haben Sie die Schreie gehört von den unzähligen Büchern, in denen Wörter, Formulierungen oder gar Absätze herausgerissen werden, wie ein wild gewordenes Tier dem anderen das Fell vom Leibe reißt? Sie alle müssen aktuell Randnotizen über sich ergehen lassen, an welchen Stellen es dringend eine Änderung bedarf, um gesellschaftskonform zu sein, um jemanden, der das Buch ohnehin nicht lesen würde, mit dem Inhalt nicht zu diskriminieren oder schlimmstenfalls zu beleidigen. Es ist nämlich so, dass Kulturen, die von anderen Kulturen bedroht werden, sich wehren wollen. Verständlich. Weil deren Bedrohung aber so dominant auftritt, daß sie im Falle ihrer Gegenwehr gefährlich werden könnte, unterstellen bedrohte Kulturen, friedlichen Kulturen diese gefährliche Kultur, wodurch sich völlig unterschiedliche Kulturen plötzlich bekriegen oder alles politisch, ethisch und was auch immer egalisieren. Deshalb schlagen wieder wild gewordene Literaturzensoren derzeit in einem Maße um sich, daß man sie statt jeglicher Waffen in sämtlichen Kriegsgebieten einsetzen könnte. Sag mal, Ihr tickt doch nicht richtig. Welche Aufgabe hat denn die Erzählung aus vergangener Zeit, wenn sie nach heutigen Aspekten vermeintlich berichtigt wird? Im Theater habe ich schon größte Schwierigkeiten damit, wenn Regisseure durch ihre gnadenlose Neuinterpretationen alter Texte aus Goethe und Schiller Flöte und Triller machen. Inszenierungen, auf die man gut pfeifen kann. Wenn ich modernes Theater sehen will, schaue ich die Nachrichten an. Jede Anpassung bereits erzählter Geschichten an heutige Denkansätze ist doch so, als ob wir aus dem Kolosseum ein Bürogebäude machen, nur weil mittlerweile Kaffeepausen statt Stielkämpfe en vogue sind. Der Fortschritt einer Gesellschaft kann doch nur darin wahrgenommen werden, wo ein Rückblick von anderen Standpunkten erzählt. Um heute mein gewünschtes Leben zu leben, muß ich es eben leben, wie ich es mir wünsche. Es nutzt aber rein gar nichts, wenn ich mir das Leben in längst gedruckten Büchern individuell nach meinem Gusto korrigiere. Als wollten derartige Menschen den Verlauf der Geschichte korrigieren. Wozu soll das gut sein? Und weshalb tun sie es auf derart aggressive Art und Weise? Verlangen Kulturen untereinander Krieg? Oder ist es der Natur einzige Möglichkeit, ihre Fehlkonstruktion Mensch aus der Erzählung der Welt wieder verschwinden zu lassen? Schon im nächsten Kapitel wird nicht der Hauch eines Abdrucks von ihm bleiben. Er wird im aktuellen Absatz lediglich die irrelevante Randnotiz einer Schnapsidee bleiben. Na dann, Prost! Untertitel der Amara.org-Community